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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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dem Fenster. Papy nutzte die Zeit, um alle Fotos von Theodores Sammlung von der Kamera auf den Laptop zu überspielen. Ich legte den Kopf an Vincents Schulter, döste ein und wurde erst wieder wach, als wir vor dem Terminal für Privatflugzeuge hielten.
    Während wir uns auf dem Bürgersteig versammelten, sah ich Jules aus einem vor uns parkenden Auto aussteigen. Mit einer Miene, als wäre sein bester Freund der letzte Mensch, den er gerade sehen wollte, steuerte er zielstrebig auf Vincent zu. »Vince, mein Kumpel. Ich muss mit dir reden«, sagte er und schon gingen sie ein paar Schritte von uns weg.
    Papy und Bran betraten bereits das Flughafengebäude, doch ich folgte ihnen nicht. Mit einer schlimmen Vorahnung beobachtete ich, wie Jules etwas erklärte, woraufhin Vincent rückwärtsstolperte, als hätte Jules ihm gerade ein Messer in den Bauch gerammt. Jules sprach weiter, verschränkte aber die Arme fest vor der Brust, als hätte auch er Schmerzen.
    Ich warf einen Blick zu dem Auto, in dem Jules hergekommen war. Ein Bardia saß hinterm Steuer und ließ den Motor laufen. Worauf wartete er denn noch?
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich machte mich auf den Weg zu den beiden.
    »Du bist ein Vollidiot!«, schrie Vincent plötzlich. Wütend schob er die Hände in die Hosentaschen, marschierte davon und rammte die Drehtür zum Terminal so heftig mit der Schulter, dass sie erst völlig zum Stillstand kam, bevor sie sich mit einem lauten Quietschen wieder in Bewegung setzte. Jules hatte sich nicht vom Fleck gerührt und beobachtete mich mich gequälter Miene, während ich näher kam.
    »Was ist denn los?«, fragte ich.
    »Ich komme nicht mit«, antwortete er schlicht.
    »Du bleibst in New York?«
    Er nickte.
    »Warum denn das?«
    Jules massierte sich die Schläfen. »Da steht was zwischen Vincent und mir«, sagte er.
    Ich starrte ihn verwirrt an. »Na, ich bin mir sicher, dass ihr das wieder zurechtbiegen könnt …«
    »Nein, Kate, das ist etwas, was wir leider nicht zurechtbiegen können«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Auf gar keinen Fall. Der einzige Ausweg, den ich sehe, ist, dass ich euch beide …«
    »Uns beide?«, fragte ich ungläubig. »Was habe ich denn damit zu tun?«
    Er senkte den Blick und atmete tief ein und aus. Sammelte sich. Als er wieder zu mir aufsah, stand ihm der Schmerz buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
    »Musst du das wirklich noch fragen, Kate? Ist das nicht sonnenklar?«
    »Nein«, sagte ich und dann traf mich die Erkenntnis. Mir fiel die Kinnlade herunter und ich konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Jules war mein Freund. Er konnte sich doch nicht in mich verliebt haben. Unmöglich. Jules hatte Dutzende wunderschöner Frauen an der Hand, die nur auf seinen Anruf warteten. Frauen, die nicht … mit seinem besten Freund zusammen waren. »Aber … Aber du kannst deine Anverwandten doch nicht meinetwegen zurücklassen.«
    Er seufzte und blickte angestrengt in den grauen Märzhimmel, als würde er insgeheim darum beten, dass sich jetzt sofort jemand aus den Wolken stürzte, um ihn zu schnappen und weit fortzutragen. Als er mir wieder in die Augen sah, waren seine glasig. Er nahm meine Hand.
    »Kate, dann sage ich es eben so. Vincent ist mein bester Freund. Es gibt niemanden auf dieser Welt, der mir nähersteht als er. Aber im vergangenen Jahr habe ich ihn jeden einzelnen Tag in Gedanken betrogen, weil ich für mich will, was er am meisten liebt.«
    Ich drückte seine Hand fest, um gegen die Taubheit anzukämpfen, die mich lähmte. Meine Augen brannten, doch es wollten keine Tränen kommen. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Jules. Ich … Mir …«
    »Ich weiß, dass du meine Gefühle nicht erwiderst, Kate. Hast du nicht und wirst du auch nicht. Wahrscheinlich nie. Und ich möchte einfach nicht ständig an diese Tatsache erinnert werden, wenn du mir vor der Nase herumtanzt. Denn, ob du es glaubst oder nicht, obwohl ich regelmäßig für Menschen sterbe, bin ich doch kein Masochist.«
    Sein trauriges Lächeln traf mich wie ein Schlag mit der Faust. »Oh Jules«, sagte ich und nahm ihn fest in die Arme.
    »Mehr gibt es dazu nicht zu sagen«, murmelte er und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Dann ließ er mich los und lief, ohne sich noch einmal umzudrehen, zu dem wartenden Wagen, stieg ein und war weg.
    »Wie geht es dir?«, fragte ich.
    Wir hatten den Atlantik bereits zur Hälfte überquert, ohne dass Vincent auch nur ein Wort gesagt hatte. Nun legte er mir den

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