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Von den Sternen gekuesst

Von den Sternen gekuesst

Titel: Von den Sternen gekuesst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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fürchtete, wir stünden kurz vor der Auslöschung. Wir hatten drastische Verluste hinnehmen müssen, weshalb er all die beschützen wollte, die noch übrig waren: seine engsten Vertrauten, die er mittlerweile als Familie ansah, zu denen auch ich gehörte. Und weil er ja mich für den Meister hielt, ging er davon aus, dass ich bald aufsteigen, die verbliebenen Anverwandten zum Sieg über die Numa führen würde und sich sein Handel so schlussendlich als gerechtfertigt erweisen würde. Natürlich hat er sein Verhalten nach ein paar Jahrzehnten bitter bereut, aber zu dem Zeitpunkt steckte er schon viel zu tief drin und brachte es einfach nicht über sich, uns noch einzuweihen.«
    »Es tut mir so leid«, murmelte ich und schloss ihn fest in die Arme.
    »Du hättest Gaspard sehen sollen«, erzählte Vincent weiter, während er mir geistesabwesend mit der Hand über die Rückenwirbel fuhr. »Ich glaube, es hat ihn zutiefst verletzt, dass JB ihm über all die Jahre etwas so Schwerwiegendes verheimlicht hat. Und trotzdem ist er bei ihm geblieben. Sie haben selbst entschieden, ins Exil zu gehen. JB hat mich zum Oberhaupt der Bardia erklärt«, fügte er ausdruckslos hinzu.
    Ich löste mich so weit von ihm, dass ich sein Gesicht sehen konnte. »Wie bitte?«
    »Ich bin das neue Oberhaupt und Charlotte ist meine Stellvertreterin.«
    Das hätte mich eigentlich nicht schockieren müssen. Vincent war schließlich Jean-Baptistes Vize gewesen. Es stand ja quasi von vornherein fest, dass Vincent eines Tages an die Spitze rücken würde. Aber so schnell? Ich hatte bisher nicht einmal darüber nachgedacht, wer in der Pariser Hierarchie auf Vincent folgen würde.
    »Charlotte?«, fragte ich und warf einen Blick zu Ambrose, der mit seinem massiven Körper fast die ganze Tür hinter sich verbarg. Er knackte mit den Fingerknöcheln und entblößte verschlagen die Zähne.
    »Na, ich wäre wohl kaum für den Posten geeignet. Dafür kämpfe ich viel zu gern, und das ist nicht gerade eine erwünschte Charaktereigenschaft. Außer natürlich du suchst einen Nachfolger für Attila, den Hunnenkönig.«
    Ich wandte mich wieder an Vincent. »Bist du damit einverstanden?«
    Er wirkte aufgewühlt. »Ich habe doch keine Wahl«, antwortete er. »Und irgendjemand muss sich darum kümmern, unsere Truppen zu formieren. Sobald Violette von dem abrupten Führungswechsel erfährt, wird sie angreifen. Die Chance nutzen, dass hier noch alles ungeordnet und im Umbruch ist. Außerdem haben wir gerade herausgefunden, wo sie sich aufhält. Wir müssen jetzt handeln.«
    »Was kann ich tun?«
    »Behalt die Einzelheiten für dich. Bisher habe ich den Pariser Revenants nur erzählt, dass JB sich freiwillig zurückgezogen hat. Und Kate … bleib bitte in meiner Nähe. Zum einen bin ich ruhiger, wenn ich weiß, dass du in Sicherheit bist – und das bist du in diesen Wänden. Und zum anderen habe ich ein größeres Selbstvertrauen, wenn du da bist.« Dieser letzte Satz war fast geflüstert.
    Ich betrachtete ihn und hatte das Gefühl, mein Herz würde aufgehen. Wie ein Ballon. Mit den Fingern strich ich ihm über die raue, unrasierte Wange. »Vincent, du bist für diese Aufgabe gemacht«, sagte ich. »Ganz egal, ob du der Meister bist oder nicht, die andern werden dich vorbehaltlos unterstützen. Ich habe gesehen, wie sehr sie dich respektieren, sie werden dir bis zum Schluss beistehen.«
    Vincent lächelte betrübt. »Also gut, Ambrose, du kannst die anderen hereinbitten«, sagte er.
    Ungefähr ein Dutzend der wichtigsten Bardia strömte herein – nur ein Bruchteil der Revenants, die im Haus anwesend waren – und nahm auf Stühlen vor dem Kamin der Bibliothek Platz. Vincent und Charlotte setzten sich auf zwei Stühle, die den versammelten Anverwandten zugewandt waren, während ich mich im Hintergrund hielt und es mir in einem großen Ledersessel bequem machte.
    Und schon gab Vincent Anweisungen, bat die Revenants, jeden ihrer Anverwandten zu kontaktieren und ihnen aufzutragen, sich mit ihren Waffen bereitzuhalten. Als er erwähnte, dass Violette an den letzten beiden Tagen beim Betreten und Verlassen des Hôtel de Crillon gesehen worden war, verschluckte ich mich fast. Dabei passte es nur zu gut zu ihrer Persönlichkeit, sich ausgerechnet dort einzumieten, wo sonst nur Präsidenten oder Filmstars residierten. Ihr wäre nicht im Traum eingefallen, sich in Katakomben oder den Höhlen unterhalb von Montmartre zu verstecken. Und die geschützten Apartments, die JB den

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