Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden

Videoproduktion: Sie erlernen die theoretischen Grundlagen, leihen sich eine Videokamera aus und beginnen, verschiedenste Dinge zu filmen. Mit Gratisprogrammen aus dem Internet schneiden sie diese zu und unterlegen sie mit Musik. In weiterer Fortbildung lernen sie verschiedene Kameraführungen, Bearbeitungs- und Toneffekte und probieren diese Dinge selbst aus.
    Diese drei Themenbereiche greifen ineinander und bauen auf denselben Grundlagen auf. Wenn Sie also an einem der Bereiche interessiert sind, können Sie sich auch die benachbarten aneignen. Aber dahinter steckt noch mehr. Sie lernen in dieser Zeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren und üben sich in Motivation. Sie lernen zu improvisieren und zu organisieren.
    Als ich mit 15 und einem Lehrlingsgehalt von monatlich 280 Euro damit beginnen wollte, Parkour-Videos zu drehen, reduzierte ich meine persönlichen Ausgaben drastisch und verkaufte ein paar alte Sachen, bis ich mir eine kleine Kamera leisten konnte. Dies ist die zweite, wichtige Herausforderung daran, sich Wissen und Erfahrungen anzueignen: Man muss es sich erarbeiten und ermöglichen. Das alles sind Hindernisse, die Sie überwinden. Wenn Sie das regelmäßig und erfolgreich tun, werden Sie lernen, wie viel Sie sich selbst ermöglichen und erschaffen können. Das stärkt Ihr Selbstwertgefühl und Ihr Selbstvertrauen ungemein. Das Wissen, das Sie sich aneignen, erzielt dieselbe Wirkung. Sie werden kompetenter, raffinierter und durchsetzungsfähiger.
    Deshalb möchte ich den Satz »Wissen ist mächtig« noch ergänzen: »Wissen und Erfahrung sind Macht.«

Medien richtig nutzen
    Traceure tauschen sich wie gesagt hauptsächlich in Internetforen, auf Webseiten und durch Videos aus. Von dort beziehen sie auch die meisten Informationen. Im alltäglichen Leben sind es Zeitung, Zeitschriften, Fernsehen, Internet – es gibt viele Wege, über die mit uns kommuniziert wird. Sie intensiv zu nutzen, kann eine enorme Bereicherung sein, aber auch ein Problem.
    Als Traceur gehe ich vorsichtig mit den Informationsquellen um. In Internetforen rühmen sich viele Leute mit ihren Unfällen und Verletzungen. Diese Geschichten machen dem Traceur nur unnötig Angst vor vielleicht sogar ungefährlichen Situationen. Unfälle passieren im Parkour vor allem, wenn man nicht darüber nachdenkt, was man tut, und leichtsinnig handelt. Wer hingegen seinen Fokus behält und keine unnötigen Risiken eingeht, beschränkt seine Verletzungen auf die üblichen kleinen Schrammen und Kratzer. Es drängt sich also die Frage auf, wie all die verschiedenen Medien sinnvoll und konstruktiv genutzt werden können. Im Parkour empfehle ich den Traceuren, was ich selbst auch mache: sich nur in qualitativen hochwertigen Foren aufzuhalten, in denen erfahrene Leute mitwirken und schlechter Inhalt moderiert wird. Das gilt auch für Ihren Alltag. Bleiben Sie kritisch bei der Auswahl Ihrer Informationsquellen.

Das Training: Innere Hindernisse aktiv überwinden lernen
    Die Bushaltestelle besteht aus einer Betonwand und einem Metalldach. Die Betonwand hat eine sehr grobe Textur und ist etwa zwei Meter hoch. Er stellt sich ein paar Schritte vor der Mauer auf, nimmt Anlauf und springt an die Mauer. Seine Hände schmerzen, weil er das Klettern an derartig aggressiven Oberflächen nicht gewohnt ist. Er drückt seine Füße gegen die Mauer und versucht, sich nach oben zu ziehen, seine Atmung ist sehr schnell. Er strengt sich an, das sieht man an seinem Gesichtsausdruck. Sein ganzer Körper bewegt sich langsam nach oben, erst nur ein kleines Stück, dann noch weiter. Er hält die Luft an, um die letzten Kraftreserven zu aktivieren. Jetzt kann er schon über die Oberkante der Mauer schauen. Dann verlässt ihn seine Kraft. Er muss loslassen, springt von der Mauer, fällt bei der Landung nach hinten und landet auf seinem Hintern. Er hat es nicht geschafft. Dies ist meine Geschichte, als ich 14 Jahre alt war und – von einem Film über eine Parkour-Gruppe inspiriert – das allererste Mal auf die Idee kam, Mauern zu erklettern. Ich war sehr motiviert, aber es fehlte mir einfach die Kraft und auch die Technik.
    Um im Parkour Hindernisse überwinden zu können, braucht man eine grundlegende Fitness und die entsprechenden Techniken. Ich möchte nun mit Ihnen daran arbeiten, die nötige mentale Fitness aufzubauen, mit deren Hilfe Sie die vier grundlegenden inneren Hindernisse überwinden können.
    Sie können dieses Kapitel Schritt für Schritt durcharbeiten, sollten es