Von Der Kunst, Hindernisse Zu ueberwinden

Das kommt Ihrer Disziplin zugute. Denn es wäre zu einfach, den eigenen Anspruch an Selbstbewusstsein und Mut aufgrund der persönlichen Umstände herunterzuschrauben. Wir entwickeln uns, ständig. Wir machen dauernd neue Erfahrungen und lernen ständig dazu – wenn wir uns jedoch nicht fortschreitend verbessern, sondern im Stillstand verharren, können wir mit diesen Entwicklungen nicht mithalten und verschlechtern uns. Erinnern Sie sich an das Zitat von Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach auf der ersten Seite dieses Buches:
    Wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein.
    Bleiben Sie deshalb nicht stehen. Sie wollen vorankommen, das zeigt sich alleine schon deshalb, weil Sie dieses Buch lesen. Mit dieser Einstellung erzielen Sie konstanten Fortschritt und Erfolgserlebnisse, die Ihnen die Kraft und Motivation für weitere Fortschritte geben. Das ist wie mit der Schneekugel – hat sie einmal begonnen, den Berg hinunterzurollen, nimmt sie immer mehr Schnee auf und wächst. Dadurch wird sie stärker, schwerer, schneller, bis sie irgendwann nicht mehr aufzuhalten ist und jedes Hindernis überrollen kann. Anfangs überrollt sie nur kleine Hindernisse, wie Holzzäune, aber ist sie erst groß, sind ihr nicht einmal mehr starke Bäume ein Hindernis. Genauso verhält es sich mit Ihrem Fortschritt. Wenn Sie beginnen, werden Sie schnell erste Erfolge verbuchen. Darauf dürfen Sie sich aber nicht ausruhen (was Stillstand bedeuten würde, und nicht Ihrer neuen Einstellung entspricht), sondern Sie machen weiter. Dazu braucht es wie gesagt einiges an Disziplin, aber es lohnt sich.
    In der Reparatur-Phase kommt es zwar anfänglich zu schnellen Erfolgserlebnissen, die jedoch immer wieder abgelöst wird von einer Plateau- oder Rückschritt-Phase. Wenn Sie kein Traceur sind und auf einer Stange balancieren oder sich über ein Geländer schwingen wollen, ist es gut möglich, dass Sie das ohne größere Schwierigkeiten schaffen. Sie wissen zwar nicht genau, was sie machen und wie, aber es passiert und funktioniert. Sobald Sie mit dem Parkour-Training beginnen, sich intensiver mit der Thematik befassen, lernen, was genau bei einem Bewegungsablauf passiert, wie Sie Einfluss darauf nehmen können und welche Kontrollmöglichkeiten Sie haben, handeln Sie nicht mehr rein intuitiv, also durch ihr Unterbewusstsein gesteuert. Sie denken aktiv darüber nach und nehmen aktiv Einfluss. An dieser Stelle kommt es dann zunächst zu einem Rückschritt, da es Ihnen erst einmal schwerfallen wird, aktiv mit Ihren Gedanken zu kontrollieren, wie Sie auf einen Bewegungsablauf Einfluss nehmen. Erst wenn Sie sich daran gewöhnt haben und Fortschritte bei der Kontrolle Ihrer Bewegungen machen, werden Sie wieder mit derselben Leichtigkeit wie am Anfang agieren. Der Unterschied ist jetzt nur, dass Sie nicht mehr aufs Probieren und Hoffen angewiesen sind und die Dinge einfach passieren. Jetzt nehmen Sie aktiv Einfluss und sind Herr der Situation. Und von dieser Basis aus sind Sie in der Lage, sich stetig weiterzuentwickeln und immer besser zu werden.
    Auch im Billard lässt sich dieser Effekt sehr gut beobachten: Einem Anfänger kann es leicht passieren, dass er, wenn er an der Reihe ist zu spielen, ein bis zwei Bälle versenkt, auch wenn er nicht genau weiß, was er da tut. Beginnt der Anfänger mit richtigem Billard-Training, lernt er die grundlegende Methoden, um auf das Spiel Einfluss zu nehmen. Erst mit etwas Übung, wenn er sich an diese professionelle Spielweise gewöhnt hat und seine Stöße gezielt kontrollieren kann, steigert sich seine Spielleistung. Bis dahin hat er wahrscheinlich einen Rückfall seiner Spielleistung zu verzeichnen. Allerdings macht es einen großen Unterschied, ob er durch Glück oder durch Kontrolle die Bälle trifft. Nur auf Letzterem kann er sein Können ausbauen und seine Leistung kontinuierlich steigern.
    Einem erfolgreichen Einstieg folgt also oft ein vermeintlicher Rückschritt, der aber notwendig ist, um sich die Fähigkeiten anzueignen, die einen kontinuierlichen Fortschritt erst ermöglichen.
    Nehmen wir an, Sie wurden schon bei einigen Bewerbungsgesprächen abgelehnt und haben herausgefunden, dass dies an Ihrer Körpersprache liegt. Ihre verbale Kommunikation ist gut und flüssig, Ihr Auftreten aber verkrampft, und Sie strahlen dadurch Unsicherheit aus. Sie möchten deshalb daran arbeiten, Ihre Körpersprache entspannter und selbstbewusster wirken zu lassen. Nachdem Sie einige Bücher zum Thema durchgelesen