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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der Idiot. Aber es wird ihm wieder auf die Füße fallen, glaubt mir, kaum dass wir mit dem Abwickeln fertig sind. Ich lache mir jetzt schon ins Fäustchen. Ein Typ, der sich selber aus dem Fenster wirft, ohne es zu wissen. Der auch nicht weiß, dass es ein Leben nach dem Verzicht auf die Dinge gibt.
    Apropos Schnelligkeit, mein Sohn, dessen Langsamkeit etwas genial Lässiges hat, als wollte er die Welt verspotten, die sich viel zu schnell unter unseren gehetzten Füßen dreht, ist der einzige Mensch auf Erden, der bei einem Abfahrtslauf nicht schneller wird. Der kleine Kerl fährt Ski, wie er läuft, das will er so, und so kann er in aller Ruhe im Schnee noch Napfschnecken sammeln. Ohne zu schummeln, ohne Bremsen unter den Brettern anzubringen, ehrlich, ichhab’s mit eigenen Augen gesehen. Erinnert euch hier an mein ungebremstes Lob der Langsamkeit, ich wiederhole das Beispiel nicht, es wird überhaupt nichts mehr wiederholt, nichts ein zweites Mal erklärt, schnallt eure Ski an, wir haben zu viel zu tun, um uns noch Abstecher leisten zu können. Wir sind mit dem Monsterknäuel beschäftigt, also mit euch inklusive Nägeln. Ja, ja, auch mit der Liebe, ich habe das im Kopf. Ihr müsst mir nicht alles zweimal sagen, ich bin eh schon ein wenig gereizt.
    Und alle müssen ihr Teil dazu beitragen.
    Bitte.
    Ich verlange nichts Unmögliches von euch. Ihr braucht euch nur Karteikärtchen anzulegen, wenn ihr überfordert seid, Merkzettel mit farbigen Textmarkern obendrauf, blau für den Schnee, orange für die Napfschnecken, grün für den Krieg und so weiter, findet die für euch geeignete Methode, aber nun kommt endlich.
    Ich persönlich fahre nicht Ski.
    Und wenn wir diesen Haufen Arbeit vor uns haben, der uns schon leicht reizbar macht und uns eisern daran hindert, vor Sonntag einen Krimi zu lesen, woran liegt es dann, frage ich euch? An der Welt. Das heißt,wenn wir ehrlich sind, an uns. Oder, genauer noch, an denen, und wie erkennt man sie? Daran, dass sie unfähig sind, einen Vormittag lang in aller Ruhe ein paar Eimer voll Patella vulgata zu sammeln. Ich spreche Latein, wie ich atme, das sage ich nicht, um anzugeben oder euch zu verletzen, sondern um euch zu entspannen und mich gleich mit. Ich entspanne mich. Ich könnte euch, wenn es mir einfiele, dieses ganze Opus auf Lateinisch hinblättern, das schreckt mich nicht. Ihr seht so verkrampft aus, streckt eure Beine von euch, schlagt die Puschen übereinander. In vier Tagen wird es uns sehr viel besser gehen, wenn wir den ganzen Stress hinter uns haben und die Sonne des Sieges über der befriedeten Welt aufgeht. Das heißt Sonnabend, wenn meine Berechnungen stimmen. Legen wir also einen Zahn zu.
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    * Unter dem Titel Vom Sinn des Lebens, der Liebe und dem Aufräumen von Schränken im Aufbau Verlag erschienen.

Ich hatte mich um fünf Uhr morgens zu verdientem Schlaf hingelegt. Aber ich habe kein Auge zugetan, nichts, keine Sekunde lang. Als ich euch sagte, dass es nicht leicht sei, alle Tage den Faden in der Hand zu behalten, war das nicht im Spaß gemeint. Ihr aber, die ihr ohne die geringsten Skrupel zuseht, wie ich mich mit diesen Trillionen Kilometern allein abrackere, ihr schlaft. Mehr oder weniger tief, je nachdem wie groß eure Probleme sind, aber ihr schlaft. Während ich wie eine Sklavin schufte, um dieses verdammte Knäuel für euch abzuwickeln, und dabei heimgesucht werde von tausend Gedanken wie ein Typ in der Antarktis von Mückenschwärmen (über der Antarktis? auf der Antarktis? Seid doch so gut, steht mal auf von eurem Bett und seht im Wörterbuch nach, um mir bei der Klärung dieses lächerlichen präpositionellen Problems behilflich zu sein), heimgesucht also von tausend Gedanken, habe ich kein Auge zugetan. Ihr ja. Ab Samstag werde ich ebenfalls ruhig auf beiden Ohren schlafen, zwölf Stunden hintereinander, einmal umsZifferblatt, da kenne ich gar nichts. Und ich schäme mich nicht dafür. Der Makel, mit dem unsere aktionistische Gesellschaft den Schlaf behaftet, während sie die kolossale Arbeit über alles stellt, ist eine unbegreifliche Torheit. In dem Punkt bin ich eisern. Wenn einer zu mir käme und sich mir gegenüber rühmte ob seiner kolossalen Arbeit, die ihm die Nächte raube, dann wäre der in meinen Augen ein ausgemachter Idiot. Was ich ihm auch ungeschminkt sagen würde. Es wäre doch das Mindeste an Anstand, wenn man jedem Menschen das Recht einräumte, erst arbeiten zu gehen, wenn er ausgeschlafen hat. Wohingegen wir unterm

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