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Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben

Titel: Von der Liebe, linken Händen und der Angst vor leeren Einkaufskörben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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gnadenlosen Joch des gegenteiligen Gesetzes leben. Von daher Müdigkeit und Verdrossenheit, aus denen Angst erwächst. All das müssen wir uns noch mal gründlich vornehmen. Im Übrigen, ihr könnt sicher sein, dass die Natur sich was dabei gedacht hat, als sie uns in vollkommener Symmetrie je ein Ohr auf eine Seite des Kopfes gesetzt hat. Sie hätte ja auch eins vorn und eins hinten anbringen können. Habt ihr da jemals drüber nachgedacht? Das hätte sie nämlich ebenso gut machen können, die Natur macht, was sie will, stellt euch vor, sie ist ihr eigener Herr, sie hat einen gigantisch großen, nahezu totalitären Freien Willen im Gürtel stecken mit einer entsprechend monumentalenDiebstahlsicherung. Vergreift euch nicht an ihm, denkt an Ikarus. Die alten Griechen haben sich nicht umsonst ihre Geschichten für uns ausgedacht. Die alten Griechen ersparen mir übrigens eine Menge Arbeit, sie ersparen mir, die Grundbegriffe wiederholen zu müssen, das ist schon mal enorm. Aber den alten Griechen blieb nicht die Zeit, ihre Titanenarbeit zu Ende zu führen, denn dann kamen ohne Vorwarnung die neuen Römer über sie, hervorragende Techniker mit weichem Kinn, doch miserable Philosophen. Und wenn ich miserabel sage, dann aus Gutmütigkeit, um niemanden zu kränken, denn die Römer waren schlicht Nieten in Philosophie, wohingegen sie Asse waren in den Kriegskünsten. Was, unter uns gesagt, kein gutes Zeichen ist. Ich an eurer Stelle würde mir hierzu ein Kärtchen anlegen, aber das soll kein Befehl sein.
    Wenn ich nicht lateinisch schreibe, obwohl ich wahnsinnige Lust dazu hätte, so, damit ihr euch nicht an einen Luxus gewöhnt, der euch verweichlichen könnte. Wir bleiben bei unserem heimischen Französisch, einer einfachen Sprache, die jedermann versteht, einer flüssigen Sprache mit zwei Millionen Spitzfindigkeiten. Denn ich brauche lebhafte, vor Leidenschaft glühende Mitstreiter, die Verweichlichung habt ihrschon über Gebühr genossen. Wir sind durchaus nicht zu viele mit unseren Hunderttausenden von Energien, um das Problemknäuel abzuwickeln, erinnert euch, wir wollen das Ganze am Samstag geglättet und in weichen Lagen übergeben. Im Übrigen ist es mit dem Latein auch so ein merkwürdiges Ding. Als Kind verstand ich überhaupt nicht, warum ich mich mit diesem Lateinkram so herumschlagen musste, bis zu dem Tag ‒ ihr kennt die berühmte Geschichte ‒, als ich genau diese Frage stellte. »Weil es zu nichts nütze ist«, antwortete mein Vater. Von dem Zeitpunkt an begann ich unter den Knäueln, die unter meinem Bett gestapelt lagen, an dem Zu-nichts-nütze-Faden zu ziehen, um zu sehen, wohin er mich führen würde. Sehr weit, kann ich euch sagen. Macht euch nicht allein und ohne Führer dahin auf, wenn ich zufällig anderweitig beschäftigt bin. Ebenso wenig wie in die Antarktis (auf die Antarktis?/zur Antarktis? Habt ihr die Frage mit dieser Präposition klären können? Nein? Wo bleibt ihr denn, verdammt noch mal, ich brauche doch alle eure Kräfte. Kann ich nun auf euch zählen oder nicht?). Wir kommen auf diesen kapitalen Begriff des Unnützen noch zurück, aber jetzt sollten wir mal etwas straffer auf unser Ziel zuhalten, das Schlingern muss aufhören.Ich vernehme ein paar starke Geister, die Einspruch erheben und sich beunruhigen. Aber selbstverständlich habe ich einen Plan. Ihr regt euch auf, weil ihr fürchtet, ich hätte keinen. Ich würde nur immer der Nase nach laufen, ohne zu wissen, was ich im nächsten Satz schreiben werde, und ob ich denn überhaupt irgendetwas Maßgebliches zur Überwindung eurer Ängste zu sagen habe. Ihr scherzt, hoffe ich. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich mich ohne Plan auf ein Thema einlassen würde.
    Natürlich habe ich einen Plan. Aber den werdet ihr in fine ohnehin entdecken. Ich könnte auch einfach »am Ende« sagen, was aufs Gleiche hinausläuft, und doch nicht ganz. Denn in fine bringt etwas Latein, also das Unnütze, in den Text. Und so injiziere ich eurem Organismus ganz sanft, Tropfen für Tropfen, das Konzept des Nutzlosen, fein dosiert, wie gesagt, man darf am Anfang nicht zu schnell vorgehen. Keine Sorge, ich weiß, was ich tue, schluckt mir nur mal diesen Tropfen. Nein, er ist nicht bitter. Also ein bisschen bitter schon, wie jede Medizin, ihr könnt nun mal nicht die Butter und zugleich das Geld vom Verkauf der Butter haben, verlangt nichts Unmögliches, seid nicht kindisch. Das Unmögliche ist übrigens schon auf dem Wege, und wir werden aus diesem

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