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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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annehmen, dass er mir immer ähnlicher wurde, je mehr Blud er trank. Mit dem Blud des Attentäters in der Flasche konnte er den Wahnsinn noch eine Weile abwenden, doch wir wussten beide, dass ihn jeder Schluck einen Schritt näher auf die Verwandlung zutrieb, die er so fürchtete. Ich wollte ihn für meine eigenen Zwecke, und das bald, aber ich wusste, dass ich warten musste, bis er so weit war. Ich hoffte nur, dass er mich nicht hassen würde, wenn es vollbracht war.
***
    Kurz danach klopfte Keen an die Tür, um ihm zu sagen, dass ihr Essen geliefert worden war. Er tat in ihrer Gegenwart noch immer so, als würde er essen. Bevor die Tür wieder zuging, warf sie mir noch einen finsteren Blick zu, und ich bemerkte, dass mein Kleid immer noch großenteils aufgeknöpft war. Mit geschäftsmäßiger Zärtlichkeit knöpfte Casper es wieder zu und drückte mir einen warmen Kuss zwischen die Schulterblätter.
    »Immer diese Unterbrechungen«, brummte er.
    »Niemand klopft an die Tür der Königin, wenn sie verschlossen ist.«
    »Aber deine Tür schließt nicht mehr, dank Captain Clumsy, dem tollpatschigen Meuchelmörder. Bist du denn jetzt in Sicherheit? Ich muss gehen, und ich weiß nicht viel über politische Intrigen. Gibt es noch mehr von diesen Kerlen?«
    Ich konnte ihm ansehen, dass er mich nicht allein lassen wollte, doch ich hatte begriffen, dass Keen seine Familie war, sein Band zu dem Teil seiner selbst, der dabei war, ihm zu entgleiten. Wenn ich ihn wollte, würde ich ihn mit ihr teilen müssen. Also würde ich ihn gehen lassen. Vorerst.
    »Es ist jetzt sicher. Würden sich zwei Attentäter in diesem Zug befinden, wären wir wahrscheinlich schon tot.«
    »Das ist … nicht sehr tröstlich.«
    Ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln. »Schlaf gut, Casper.«
    »Du auch, Liebes.«
    Ich war mehr als traurig darüber, ihn gehen zu sehen. Nicht nur, weil ich mich an seine Gesellschaft gewöhnt hatte, sondern auch, weil ich sehen wollte, was passierte, wenn wir unser kleines Spielchen fortführten. Wahrheit oder Pflicht. Was für charmante Erfindungen es doch in seiner Welt gab! Die Möglichkeiten, die sich durch ein solches Spiel ergaben, waren grenzenlos.
    Ich lehnte mich gegen die geschlossene Tür und dachte daran, wie er mich geküsst hatte, an die Berührung seiner Hände. Sie waren so geschickt, wie ich es mir vorgestellt hatte, nur wärmer. Welch ein großer Unterschied zwischen dem Burschen im Panzerbus, dem Piraten und dem Maestro, und doch hatten sie alle sich mir mit demselben Ziel vor Augen genähert. Wenn doch nur der Meuchelmörder nicht dazwischengekommen wäre. Als ich zum Bett ging, trat ich in die Pfütze Meerwasser und rümpfte die Nase ob des Geruchs. Ich hätte jeden getötet, der uns in jenem Augenblick gestört hätte. Endlich mal ein Kopf, der es wert war, auf einem Tablett zu landen, und ich hatte ihn einfach aus dem Zug geworfen.
    Ich schnürte meine Stiefel auf und kroch ins Bett. Was zwischen mir und Casper geschehen war, hatte mich ärgerlich und unruhig gemacht. Unvollendet. Aber ich war zu stolz, um ihn zurückzurufen, und außerdem fehlten mir ohnehin die Worte, um zu sagen, was ich wollte.
    Ich dachte an die Messer, die mit dem Attentäter in der Dunkelheit verschwunden waren, und wünschte, ich hätte daran gedacht, wenigstens eines davon zu behalten. Nach diesem Zwischenfall fühlte ich mich nicht mehr sicher. In einem Anfall von Verärgerung rollte ich mich aus dem Bett und ging zum Badezimmer, um zu sehen, ob ich etwas übersehen hatte, doch alles, was noch da war, war seine Schutzbrille, die alles in einem schauerlichen Grün schimmern ließ. Diese »Nachtsicht«, wie Casper es genannt hatte, einerseits, und andererseits die Sichtgläser, von denen Van Helsing behauptet hatte, dass sie Bludmenschen enttarnten, bedeuteten, dass ich nie wieder irgendeiner Sehhilfe trauen würde. Die Techniker wurden langsam zu gut. Und ich musste einen im Palast haben, der auf meiner Seite stand und für das Bludvolk arbeitete.
    Ich wälzte mich im Bett hin und her, knurrte wegen der unbequemen Knöpfe an der Rückseite meines Kleides und wünschte mir etwas, irgendwas, das mich beruhigen würde. Erst als ich Casper auf der anderen Seite der Tür roch und hörte, wie er dieses Lied über Jude sang, entspannte ich mich so weit, dass ich endlich einschlafen konnte, in dem Wissen, dass er dafür sorgen würde, dass ich sicher war.
    Wäre ich doch nur mutig genug gewesen, um ihn wieder

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