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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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begleitet von Schreien, Knurren und einem beunruhigenden Fauchen.
    »Wie tötet man einen Bludmann?«, stieß Casper angestrengt hervor. »Schnell!«
    »Du kannst ihn noch nicht töten. Wir müssen ihn erst verhören.«
    »Vergiss das mit dem Verhören!«, rief Casper laut über die Kampfgeräusche hinweg. »Der Kerl ist groß, hat schon sein eigenes Meerwasser abbekommen, und er wehrt sich immer noch.«
    »Du kleine Schlampe, ich höre dich!«, rief der Mann ächzend. Er hatte einen kräftigen svedischen Akzent, und ich atmete tief ein und versuchte so, eine Vorstellung von ihm zu bekommen. Ein Bludmann, und dazu einer, der stark genug war, um noch zu kämpfen, obwohl er von Meereswasser durchnässt war.
    Und dann wusste ich die Antwort auf Caspers Frage, wie man ihn tötete.
    Ohne ein Wort tastete ich mich vorwärts, eine Hand vor mir ausgestreckt, während meine Stiefel in die Pfütze platschten.
    »Wo bist du, Casper?«
    »Auf dem Boden. Ich bin über ihm. Aber bleib zurück; er ist voller Salzwasser.«
    Ich schob einen Fuß vor, bis ich gegen einen schweren Stiefel stieß. Der trat nach meinem Bein, und ich zog es schnell zurück, bevor er mich treffen konnte. Vorsichtig und leise tastete ich mit dem Fuß an seinem Körper entlang nach oben. Als er dabei versuchte, mich am Stiefel zu packen, trat ich auf seine Hand und zermalmte die Knochen unter meinem Absatz.
    »Ich kann dich sehen, Eisschlampe«, knurrte er.
    »Und ich kann dich riechen, Dummkopf. Wer hat dich geschickt?«
    Daraufhin lachte er leise und tief. »Dein Vater.«
    Ich streckte die Hand aus, bis ich Casper fand, und fuhr seinen Arm entlang nach unten, bis ich seine Hand an der Schulter des Attentäters fand, wo er den größeren Mann festhielt. Bevor Casper mich fragen konnte, was ich vorhatte, tastete ich mich an seinem halb entblößten Oberkörper entlang, um das Messer zu finden, das er immer an der Hüfte trug. Sobald ich es in der Hand hatte, stieß ich ihn beiseite und platzierte mich an seiner Stelle rittlings auf dem Mann. Das Salzwasser, das dabei an meinen Knien brannte, ignorierte ich.
    »Hier ist eine Nachricht für meinen Vater«, sagte ich auf Sanguin, und dann stieß ich ihm das Messer in die Brust, direkt dorthin, wo ich sein Herz schlagen hörte. Er wehrte sich noch einen kurzen Augenblick lang, aber der Stoß war schnell und gezielt ausgeführt, und das Messer steckte fest in seiner Brust.
    »Was hast du getan?«, fragte Casper.
    »Was ich tun musste.«
    Der Mann erbebte und bäumte sich unter mir noch einmal auf, bevor er reglos und kalt wurde.
    »Besorge mir ein Licht«, sagte ich, als mir plötzlich eine großartige Idee kam. »Und einen Becher oder eine Flasche. Beeil dich.«
    Casper stand seufzend auf. »Will ich überhaupt wissen, was du jetzt tun willst?«
    »Was ich tun muss«, antwortete ich. Er war schon aus dem Zimmer, bevor er mich flüstern hören konnte: »Für dich.«
***
    Er kam zurück und brachte eine altmodische Laterne, eine Teetasse und eine leere Weinflasche mit.
    »Die Lichter werden bald wieder an sein. Der Kerl hat den ganzen Waggon vom Strom abgeschnitten, und alle sind ziemlich sauer. Der Waggonkellner verteilt gerade Laternen.« Er griff in seine Weste, die nun wieder glatt über seinem zugeknöpften Hemd saß. »Und er hat mir die hier mitgegeben, mit einer Bitte um Entschuldigung.«
    Die beiden Phiolen mit Blut lagen schwer und kühl in meiner Hand, doch ich hatte andere Prioritäten. Wir mussten uns beeilen.
    »Schaff ihn ins Badezimmer. Dort ist eine kleine Wanne.« Für die hatte ich natürlich extra bezahlt.
    Das Licht enthüllte einen großen, aber drahtigen Mann, der vollkommen in schwarzes Leder gekleidet war. Er trug merkwürdige Sichtgläser und hatte Dutzende Messer bei sich sowie eine Vorrichtung, die Meerwasser verspritzte, wenn man einen Abzug betätigte. Gemeinsam hoben wir den Körper in die Badewanne. Casper verstand nicht recht, was ich vorhatte, bis ich den schwarzen Ärmel des Attentäters mit dessen eigenem Messer aufschlitzte und im spärlichen Licht der Laterne einen Schnitt in seine Armbeuge führte.
    »Oh, Ahna. Gott. Müssen wir …«
    Und dann roch er das Blud. Seine Pupillen wurden zu Stecknadelköpfen und seine Atmung beschleunigte sich.
    »So viel davon. Ich habe noch nie so viel auf einmal gesehen.«
    Ich hielt ihm den Arm des Attentäters hin und kippte schnell die volle Tasse in die Weinflasche. Caspers Mund schloss sich fest über den Schnitt im Ellbogen des Mannes.

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