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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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gibt, wenn auch leicht abgewandelt, habe ich nie einen Hinweis darauf gefunden, dass es hier so etwas Ähnliches wie Grasblätter oder Gesang von mir selbst gibt.«
    »Dann gibt es bei euch auch Bolstoi und Dostojewskin und die anderen bekannteren Schriftsteller?«
    »So ungefähr. Aber es scheint, dass es nie eine Version der Werke von Walt Whitman in Sang gab.«
    »Dann versuchst du also … das Buch selbst zu schreiben?«
    Daraufhin rollte er sich auf den Rücken und lachte; ein wildes Lachen, das mir zeigte, wie nahe er meiner Welt schon war. »Genau das. Etwas an dir hilft mir, mich zu erinnern. Nach und nach fallen mir die Zeilen wieder ein. Ich werde nie alles davon zusammenbekommen, aber so langsam denke ich, ich könnte genug schaffen.« Und wieder sein Lächeln, warm und mit Grübchen. »Du wirst langsam zu meiner Muse. Oder der von Walt.«
    »Oh.« Ich täuschte Interesse an einem Gemälde an der Wand vor, um zu verbergen, wie sehr das alles danach klang, als würden wir flirten, obwohl ich doch wusste, dass ich mich von ihm fernhalten musste. Es war eigenartig, dass der Tanz unserer Körper sich irgendwie ursprünglich und natürlich anfühlte, es mir aber zugleich schwerfiel, Komplimente von ihm anzunehmen. Und doch gefiel mir alles, was sein Mund tat, also musste ich auch diesen Tanz lernen. »Ich bin froh, dass du …«
    »Das Ungefundene findest?«
    »Ja.«
    Er kritzelte etwas in sein Buch, und sein Gesicht strahlte. Ich betrachtete seine Weinflasche etwas genauer und stellte fest, dass sie bereits leerer war, als ich erwartet hätte. Er musste letzte Nacht sehr fleißig gewesen sein.
    »Also, es gibt etwas, worüber du reden willst?«, fragte er.
    »Vielleicht. Wo ist Keen?« Ich lehnte mich an die Wand, zwar ihm gegenüber, aber nahe genug, um ihn zu berühren, denn das Zimmer war sehr schmal.
    »Sie ist sauer auf mich. Nun ja, sie ist immer sauer auf mich. Aber im Moment noch mehr als üblich. Sie sagte, sie wolle sich ein wenig im Speisewagen herumtreiben und sehen, ob sie von den Pinkies dort ein wenig Klatsch und Tratsch aufschnappen kann. Was wolltest du?«
    Mir blieb der Mund offen stehen, und mir fiel keine Antwort ein. »Ich …«
    Noch nie hatte ich mich so hilflos und überrumpelt gefühlt. Warum war ich zu ihm gekommen? Es war ein Impuls gewesen, über den ich nicht weiter nachgedacht hatte. All meine Gedanken über Meuchelmörder, Moskovia, Sveden und Ravenna, mein Entschluss, Distanz zu ihm zu wahren – und doch war ich nun hier. Er stand auf und trat mit einem einzigen Schritt an meine Seite. Sein Arm legte sich um mich, und ich konnte mich nicht davon abhalten, mich an ihn zu lehnen und seine Körperwärme zu genießen.
    »Wie kann ich helfen?«
    Ich fingerte nervös an den Schnüren meines Kleides herum. »Es ist nur so, dass … sobald ich Moskovia betrete, ist alles anders. Ich muss dann hart, grausam und gnadenlos sein. Ich muss mich auf mein Ziel konzentrieren.«
    »Ich weiß. Und ich will dir helfen.«
    »Aber wie …«
    »Ahna, Liebes, hast du Angst?«, fragte er sanft.
    »Ich wünschte nur, ich wäre stärker.«
    Er drückte meine Hand. »Du bist stark genug«, antwortete er. »Du hast uns bis hierher gebracht.«
    »Ich hatte eine Menge Hilfe.«
    Daraufhin kamen seine Lachgrübchen wieder in voller Pracht zum Vorschein, und er strich mir das Haar hinter die Ohren zurück und jagte mir damit Schauer über den ganzen Körper. »Ich dachte, du wolltest meinen Kopf auf einem Tablett sehen?«
    »Ich glaube, dein Kopf ist mir da nützlicher, wo er ist.«
    »Tatsächlich?«
    Seine Lippen waren nicht weit von meinen entfernt, und ich genoss den leichten Druck seiner Hand in meinem Nacken, als er mich an sich zog. Dieses Mal begegnete ich seinem Kuss mit geöffneten Lippen und fiebrigem Verlangen. Er fiel zurück aufs Bett, zog mich dabei mit sich und hielt mich fester, als ich mich an ihn drückte. Ich konnte ihm nicht sagen, wie ich mich fühlte, dass ich Angst hatte, um ihn und Keen. Dass ich mich schuldig fühlte, weil ich sie beide in Gefahr gebracht hatte, und dass ich mich noch mehr schuldig fühlte, weil ich wusste, dass ich ihn später fallenlassen musste. Dass ich egoistisch war und die ganze Zeit gewollt hatte, dass er mich wieder so berührte und mich damit alles andere vergessen ließ.
    Eine seiner Hände wanderte hinauf an meine Knöpfe, als sei sie nie woanders gewesen, und ich löste mich gerade weit genug von ihm, um an seinem Mund zu flüstern: »Du kannst mich jetzt

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