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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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dafür, dass es passt.«
    Die perlenbesetzten Pfauenfedern fielen wie ein Wasserfall bis auf den Boden, und Diamanten schimmerten auf der schweren Seide. Aquamarine und Saphire glitzerten in den Augen der Federn, und ich war sogleich begierig darauf, den prächtigen Stoff über meine Haut gleiten zu spüren. Als ich dieses Kleid mit siebzehn getragen hatte, um für das Gemälde Modell zu sitzen, hatte ich mich wie eine Königin gefühlt. Was würde das Kleid nun bei mir bewirken?
    »Das Bad ist fertig.« Sie nickte mit dem Kopf zur Tür in der Ecke. »Lass dich eine Weile einweichen, und Verusha macht dich so schön wie eh und je.«
    Ich hatte es immer geliebt, in großen Kupferwannen voll parfümiertem Wasser und Stutenmilch mit Rosenduft zu entspannen. Doch nie zuvor hatte ich Sorgen gehabt, nie Probleme, die mich niederdrückten. Ich wollte hinaus auf den Fliesenboden springen, tropfnass mit blassrosa Flüssigkeit hinaus auf die Straße eilen, um zu kämpfen oder etwas zu erobern, oder wenigstens mit jemandem von geringerem Verstand Streit anzufangen. Aber ich konnte Verusha draußen hören. Sie summte Schlaflieder vor sich hin, während sie alles vorbereitete, um mich einzukleiden, wie sie es sich immer gewünscht hatte, als die größte Schönheit der Familie Feodor, die künftige Zarina. Selbst wenn ich hätte weglaufen wollen, so hätte sie mich mit einem strengen Wort und einer Erinnerung an meine Aufgabe aufhalten können.
    Ich glitt in die dunkle, warme Stille der Wanne, und braune Farbe vermischte sich mit dem milchigen Wasser. Ich schloss die Augen und schrubbte mir mit Seife über den Kopf, um die Farbe zusammen mit dem Schmutz der Reise der letzten Woche abzuwaschen. Ich war nicht mehr dasselbe Mädchen, das aus dem Koffer ausgebrochen war – so viel stimmte. In mancherlei Hinsicht war ich härter geworden. Doch in anderen Dingen war ich bereits zu weichherzig. Erst Casper und Keen, und jetzt sogar noch Verusha – sie alle hatten an mein Herz gerührt. Ich würde mein Rückgrat wiederfinden müssen, wenn die Kutsche durch den Wald auf den Palast zurumpelte, oder ich würde am Ende noch Ravenna die Treue schwören und innerhalb von zwei Wochen entweder irgendwohin verheiratet oder ermordet werden.
    »Trockne dich nun ab, kleene Wasserratte«, rief Verusha, und ich gehorchte. Ich war viel zu beschäftigt damit, eine Rebellion zu planen, um tatsächlich zu rebellieren.
    Noch bevor ich aus meinem Handtuch ganz heraus war, war sie auch schon hektisch dabei, meine Haut mit reichhaltigen Cremes einzureiben. Ich ließ zu, dass sie mich dabei drehte und wendete, wie sie es für nötig befand, so wie sie es immer getan hatte. Mein Körper war nahezu haarlos, denn einen großen Teil meiner Jugend hatte ich auch damit verbracht, Schmerzensschreie zu unterdrücken, während sie mir Wachs auf die Haut strich, und die Papierstücke mit unbarmherzigem Ruck abzog. Anscheinend dachte sie gerade dasselbe wie ich, denn sie nickte mit großem Ernst und sagte: »Siehst du? Ich habe dir gesagt, dass es das wert ist. Deine Haut ist so glatt wie Glas.«
    Ich seufzte nur. Das innere Feuer, das mich so lange vorwärts getrieben hatte, brannte jetzt nur noch schwach, von zu vielen anderen Emotionen bedrängt, um hell aufzulodern. Casper hatte recht gehabt letzte Nacht: Ich hatte Angst. Ich hatte Angst, ihm zu sagen, was ich fühlte, und ich hatte Angst, überhaupt so zu fühlen. Und doch konnte ich es nicht erwarten, ihn zu sehen, und sah ständig zur geschlossenen Tür hin, als könnte er jeden Augenblick hereinstolzieren und mich mit seinen neuen Reißzähnen angrinsen.
    Verusha half mir in ein besticktes Unterkleid und setzte mich sachte auf einen Stuhl vor dem Frisierspiegel. Dann nahm sie eine Bürste und fuhr damit durch meine nassen Locken. Mein Haar war nach dem Trocknen heller als zuvor, da viel von der Farbe in der Wanne zurückgeblieben war, in dem Gemisch aus Wasser und Bludmilch. Allerdings war es noch nicht eisweiß, sondern eher von einem warmen Goldton. Aber es würde reichen. Ich lächelte, als sie meine Locken zu einer Frisur anordnete und diese mit Silbernadeln fixierte.
    »Du bist beunruhigt, kleiner Lemming. Verusha merkt das. Machst du dir Sorgen, dass du Ravenna nicht schlagen kannst?«
    »Natürlich nicht.« Ich sah in den Spiegel und entblößte meine scharfen Zähne.
    »Was ist es dann? Deine Eltern? Oder Alex?«
    Ich schnaubte. »Meine Eltern sind verloren. Mit Alex komme ich zurecht. Und außerdem

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