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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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habe ich Pläne für den König von Sveden.«
    Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte, und ihr Busen wogte. »Du bist immer noch meine kleine Prinzessin, ganz Stolz und Zähne zeigen. Und doch ist etwas anders an dir. Hast du dich denn vollständig davon erholt, dass du ausgeblutet wurdest? Fühlst du dich schwach oder durcheinander?«
    »Durcheinander vielleicht.« Ich machte eine betonte Pause und begegnete ihrem Blick im Spiegel. Sie hatte immer gewusst, wenn mir etwas zu schaffen machte, selbst wenn es um Dinge ging, die mir selbst nicht klar waren. Ich konnte nur darauf hoffen, dass sie mir auch jetzt eine Orientierungshilfe bieten konnte, nun da ich sie am dringendsten brauchte und es am wenigsten ausdrücken konnte.
    »Hast du gewusst, dass sie geplant hatten, dich an einen svedischen Prinzen zu verheiraten?«, fragte sie sanft, und ich zuckte zusammen. »Es ist wahr, Lieblienk. Die Dokumente waren fast fertig aufgesetzt, als du verschwandest. Zuerst dachten sie, du seist fortgelaufen, aber ein Pinkie in den Ställen schwor einen Bluteid, dass er gesehen habe, wie du von schrecklichen Gestalten in Umhängen aus Bärenfell ergriffen und in die Wälder hinter dem Schloss verschleppt wurdest. Der Kleine aus der Küche mit den schwarzen Haaren, du erinnerst dich sicher.« Ich schauderte. Irgendwo in meiner Kehle konnte ich noch immer sein Blut schmecken, ebenso wie mein eigenes kindliches Entsetzen und meine Scham. »Auf jeden Fall, als sie erkannten, dass auch Olgha entführt worden war, waren die Dokumente wertlos. Deine Eltern wurden hingerichtet. Und dann begannen die Gerüchte, dass du deine eigene Schwester getötet hättest. Aber ich wusste, dass sie falsch waren.«
    »Warum Sveden?«, frage ich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte. »Sie waren immer friedlich.«
    »König Charles wollte ein Bündnis bekräftigen, und in seinem Palast lungern so viele Bastarde herum, dass es klug erschien. Dieser Mann – man sagt, er sei unersättlich. Nachdem du verschwandest und er dich nicht für seine eigenen Ziele einspannen konnte, verfluchte er dich als Feind. Meuchelmörder auf der Lauer, wohin man schaut.«
    Ich grinste. »Von denen gibt es jetzt einen weniger.«
    Sie tätschelte mir den Kopf. »Und deine Mutter war natürlich ganz wild auf die Verbindung. Es ist schon viele Jahre her, seit Blud von außerhalb in die Familie der Feodors kam. Manche sagten, dein Vater … sei nicht von der heißblütigen Sorte. Er hat die Jagd immer dem Thron vorgezogen.«
    »So sagt man.«
    »Du natürlich hast mehr von deiner Mutter. Du hast zwar nicht das Aussehen von ihr, aber dein Herz schlägt mit dem Gletscherherzen von Frostland, so sagt man. Eine Eisprinzessin, eine Rückkehr zu besseren Zeiten. Die Winter waren unangenehm in den letzten paar Jahren. Viele im Volk sagen, der Tanz und die Musik haben nicht die Erwartungen einer angemessenen Darbietung an Aztarte und Hades erfüllt. Es gibt Schreine zu deinen Ehren an geheimen Orten, Schneeflocken, weiße Rosen, kleine Becher mit Blud und Milch darin gemischt, Granatapfelsamen und natürlich die Tränen. Manche nennen dich Proserpina und sagen, du würdest in der Dunkelheit darauf warten, uns zurück in einen guten Winter zu führen.«
    »Der Pöbel ist töricht.«
    »Der Pöbel ist dein Grund, zu existieren, Lieblienk. Sie sind die Erde, die deine Füße trägt.«
    Mein Haar war in Zöpfen und Löckchen nach hinten frisiert, sodass der Blick über meine Wangen auf meine Lippen gelenkt wurde, die sie in traditionellem leuchtendem Rot bemalt hatte. Mit dunklem Kajal und glitzerndem Silber um meine Augen, kam mir mein eigenes Gesicht fremd vor. Im hellen Licht, sauber und erfrischt, und nicht länger von schmutzfarbenen Locken umrahmt, sah ich eine lebende Puppe, ein Geschöpf, dessen Konturen aus gefrorener Milch geformt zu sein schienen, mit Augen in der Farbe von Aquamarinen. Ich blinzelte, und das Gesicht blinzelte zurück.
    »Eine Schande, dass du dich verbergen musst.«
    Bevor ich sie fragen konnte, was das bedeutete oder was sie wusste, hielt sie eine Porzellanmaske über mein Gesicht, die alles verbarg außer Augen und Lippen. Sie stellte ein stilisiertes Pfauengesicht in Weiß und Silber dar, dessen Nase zu einem eleganten Schnabel geformt war. Weiße Federn verzierten den oberen Rand. Unwillkürlich dachte ich an die Pfauen im Eispalast, die einander zuriefen und dabei wie sterbende Kinder klangen. Die Pfauen in freier Wildbahn traf man nur selten ohne

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