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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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nicht? Warum du dich von ihr zu einem von denen hast machen lassen? Jesus, Casper. Du bist ja nicht mal mehr eine Person. Du bist ein Monster.« Sie riss sich das Kopftuch herunter und wischte sich damit wütend über die Augen. »Ich habe dein Scheißtagebuch gelesen, du Jammersack. Und ich kann nicht glauben, dass du immer noch weiter getrunken hast, nachdem diese Tusse im Wanderzirkus einen Bludkerl dir vorgezogen hat. Du bist so ein gottverdammter Junkie. So was von einer traurigen Gestalt. Und schwach. Du bist genau wie …«
    »Wie was, Keen?« Eine tödliche Ruhe hatte ihn überkommen. »Wie wer?«
    »Spielt keine Rolle. Ich habe einfach Besseres von dir erwartet.«
    »Ich war schon verloren, lange bevor du aufgetaucht bist. Vor meiner Vergangenheit gab es kein Entrinnen. So viel Bludwein kann man nicht ungeschehen machen. Es war entweder das hier oder Wahnsinn.«
    Sie schnaubte und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand neben der Tür. »Kapierst du denn nicht? Das hier ist Wahnsinn. Totaler Blödsinn. Man muss sich immer dagegen wehren, Casper. Dracula, die Bösen in Blade , die Lost Boys. Sogar Colin Farell. Das sind die Bösen. Sie töten Menschen. Man muss immer gegen die Vampire kämpfen!«
    »Aber Vampire sind doch cool. Ich dachte, es wären die Zombies, gegen die man immer kämpfen muss?« Er verzog den Mundwinkel zu einem hoffnungsvollen Lächeln, und seine Grübchen blitzten mit dem unwiderstehlichen Charme eines Bludmannes auf. Keen schloss die Augen und schlug mit der Faust gegen Verushas Damasttapete.
    »Du hältst das für einen Witz? Na toll. Dann schätze ich mal, ich bin die Pointe.« Sie zeigte auf mich, direkt auf mein Herz. »Und ich hoffe, diese Zigeunerschlampe reißt dich in Stücke. Du würdest sowieso eine beschissene Königin abgeben, wenn man bedenkt, dass du dich für niemanden interessierst außer dir selbst.«
    Eine Hand auf der Türklinke, warf sie ihm noch einen finsteren Blick zu. Er wandte den Blick ab, und sie war verschwunden. Erst als die Tür hinter ihr zuschlug, holte Casper wieder Luft. Verusha war schon dabei, ihm noch eine Phiole einzugießen. Er nahm die Teetasse und trank sie mit ein paar Schlucken aus, diesmal verzweifelt, und ohne sie erst zu probieren oder zu genießen.
    »Sie kommt zurück«, sagte er leise. »Das tut sie immer.«
    Verusha und ich nickten, aber ich war mir da nicht so sicher. Der letzte Blick, den sie uns zugeworfen hatte, hatte gebrannt wie ein Schlag ins Gesicht. Irgendwo tief in mir knurrte die alte Version von Ahnastasia und stellte sich einen schmalen Kopf auf einem Pfahl im Schnee vor, mit kurzem braunem Haar, das sich dunkel vor den Hügeln abhob, und Blut, das von ihm niedertropfte. Aber die neue Version von mir empfand Schmerz und wünschte, es hätte einen Weg gegeben, ihr die Wahrheit des Geschehenen begreiflich zu machen.
    Ich hob die Messingkugel von der Couch auf und drehte sie in meinen Händen.
    »Sie wollte ein Haustier«, sagte Casper. »Ich habe immer gesagt, ich würde ihr ein Uhrwerktier kaufen, aber ich bin einfach nie dazu gekommen. Dafür, dass sie das gestohlen hat, könnte man sie hängen. Ich vermute, ich habe einfach nicht erkannt, wie sehr sie …«
    »… einen Freund brauchte«, flüsterte ich.
    Als ich den Blick senkte, sah ich Caspers Hand in meiner, aber ich konnte mich nicht erinnern, wann es dazu gekommen war, oder wer von uns wessen Hand gesucht hatte. Trotzdem drückte ich sie. Ich konnte es nicht erklären, aber auch ich hatte etwas verloren, und das kleine Schmuddelkind fehlte mir jetzt schon. Ich konnte nur hoffen, dass wir alle lange genug überlebten, damit ich sie finden und das Chaos, das ich im Leben einer Leidensgefährtin angerichtet hatte, wieder in Ordnung bringen konnte.
    Auch ich hatte nie zuvor Freunde gehabt.
***
    Eine Weile lang blieben wir schweigend sitzen. Schließlich brach Verusha die finstere Atmosphäre im Zimmer, indem sie aufstand und ausrief: »Das. Das ist der Grund, warum wir Pinkies nicht erlauben, für sich selbst zu denken. Arme kleine Närrin!« Damit eilte sie zur Tür hinaus, als wolle sie unbedingt von uns weg, und rief: »Oben sind Betten gemacht, die Türen stehen offen. Mein Lieblienk, es ist zwar nicht Seide und Gold, aber es ist besser als ein Koffer. Schlaft gut. Morgen früh fangen wir an.«
    »Was bedeutet das?« Casper ließ meine Hand los und lehnte sich zurück, um mich zu betrachten. Er sah mitgenommen aus, aber attraktiv. Die Konturen seines Gesichtes

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