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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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werfen, bevor irgendjemand etwas bemerkte.
    Und das erinnerte mich an etwas.
    »Denkst du, es ist sauber?«, fragte ich. Ich schnupperte an dem Kissen vor mir, nahm aber keine Gerüche wahr, die … wollüstig gewesen wären.
    »Hast du wirklich noch nie von der Maybuck gehört?« Casper grinste mich wieder mit diesen verdammten Grübchen an.
    »Gespräche über Prostituierte sind bei der Erziehung einer Prinzessin nicht vorgesehen.«
    »Ja, aber du hast doch sicher darüber gelesen? Die Maybuck ist Sangs einziges schwebendes Bordell. Sie ist bekannt für ihre Edelkurtisanen, die sich ihre Gönner selbst aussuchen und nur von den Reichen und Vornehmen gekauft werden können, von denen sich im Augenblick auch viele an Bord befinden. Sollte einer ihrer Kunden auch nur einen Floh auf diesem Schiff finden, wäre Miss Mays Ruf ruiniert.«
    Ich befühlte die Decke und musste selbst zugeben, dass es feines Material war. Die Hermelinschwänze an den pelzbezogenen Kissen waren eindeutig echt. Und der Titian, der über dem Bett hing, war allem Anschein nach ein Werk des Meisters selbst. Sogar ich musste zugeben, dass es sich hier um ein schrecklich königlich aussehendes Bordell handelte.
    »Und man lässt uns hier umsonst mitfahren?«, fragte ich. Das passte einfach nicht zusammen.
    Er band seinen Hut auf und fuhr mit der Hand durch sein verschwitztes Haar. »Du bist die einzige Person in Sang, die noch nicht von Casper Sterling, dem weltberühmten Musiker, gehört hat. Ich war sogar noch öfter in den Zeitungen als du. Ich war die größte Berühmtheit in London, und ich war auf Tournee in allen größeren Städten: Paris, Brussel, Stockhelm. Deshalb nennt mich auch jeder Maestro.«
    »Was ist passiert?« Ich musste es einfach wissen.
    Seine Miene verdüsterte sich. Allerdings sah düster bei ihm lecker aus. »Wie ich schon gesagt habe: Meine Angelegenheiten gehen nur mich etwas an.« Er wandte den Blick ab, und ich starrte auf seinen Rücken. Schweiß ließ Strähnen seines Haares in der Farbe alten Kupfers glänzen, und die winzige Kabine war erfüllt von dem Duft nach Mann. Ich konnte es mir nicht verkneifen, tief einzuatmen. Aber sein Zorn würde mich nicht aufhalten. Ich war neugierig.
    »Wir sind hier in einem sehr engen Quartier zusammengepfercht, Maestro. Wir werden einander vertrauen müssen, zumindest ein klein wenig.«
    Das bedeutete nicht, dass ich ihm mein Herz ausschütten würde, aber ich wollte seine geheimnisvolle Vergangenheit erfahren. Ich hatte es satt, fragen zu müssen, und ich hatte es satt, abgewiesen zu werden.
    »Nenn mich nicht so, bitte.«
    »Dann Casper«, sagte ich sanft.
    Er zog seine Handschuhe aus und stopfte sie in seinen Zylinder, bewegte die Finger und starrte sie mit einer eigenartigen Mischung aus Liebe und Hass an. Dann holte er eine Kupfermünze aus seiner Westentasche und fing an, sie über seine Fingerknöchel wandern zu lassen, hin und her. Es war hypnotisch anzusehen, und in der atemlosen Stille hielt ich den Atem an und wartete, was als Nächstes kommen würde.
    »Sagen wir einfach, ich habe mir das Herz einmal zu oft brechen lassen und dann in der falschen Flasche nach den Trümmern gesucht«, sagte er schließlich mit rauer Stimme. »Und dann, eines Tages, wachte ich in einer drittklassigen Bar auf, mit einem zwei Jahre lang andauernden Kater. Ich spielte Melodien, die niemand je gehört hatte, und ich war mir nicht sicher, ob sie je existiert hatten, oder ob ich den Verstand verlor. Niemand erkannte mich mehr. Und ich erkannte mich selbst nicht wirklich wieder.«
    Die Münze wanderte über seine Finger, und ich fragte mich, was er wohl gespielt hätte, wäre gerade ein Cembalo zur Hand gewesen. Etwas Lautes, Donnerndes und Wütendes oder eine langsame und schmerzvolle Weise, aus der mit jeder Note, dem Kuss einer Klinge gleich, die Vergangenheit blutete?
    »Und dann?«, fragte ich leise.
    »Und dann sprang ein mageres, kleines, blondes Eismonster aus einem Koffer und versuchte, mich zu ermorden.«
    Er lächelte wieder, auch wenn in seinen Augen noch immer etwas umhergeisterte, ruhelos und gefährlich. Die Münze verschwand wieder, dorthin, wo auch immer er sie aufbewahrte. Ich wusste, dass es die aus dem Kästchen unter seinem Bett sein musste, und ich fragte mich, wo er wohl die Feder verbarg.
    »Ein mageres, kleines, blondes Eismonster?«, erwiderte ich gespielt entrüstet. »Ich darf dir mitteilen, dass der Ball anlässlich meines Debüts in der Gesellschaft der schönste in

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