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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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der Geschichte Frostlands war.«
    »Ich habe die Zeichnungen in der Zeitung gesehen.« Er musterte mich von oben bis unten, und ich setzte mich etwas gerader auf und wünschte mir meine üppige Haarpracht zurück und die hypnotische Macht eines herrlichen Kleides. »Du sahst aus wie eine Porzellanpuppe, bevor sie dich ausgeblutet und zum Sterben liegenlassen haben. Aber du musst zugeben, dass es schon ein ganz schöner Weckruf war. Für uns beide.«
    »Ich muss sehr furchteinflößend gewesen sein.« Ich senkte den Blick und spielte mit den Quasten am Kissen.
    »Du warst eine Bestie«, sagte er sanft. »Es war nicht deine Schuld. Ich kann gar nicht glauben, dass du so stark ausgeblutet warst und es trotzdem noch geschafft hast, überhaupt wieder zu dir zu kommen.«
    »Es war die Musik«, gestand ich. »Das und das Blut.«
    »Dann bist du ein Beatles-Fan, hm?«
    »Was?«
    »Insiderwitz. Zwischen mir und Keen.«
    »Ich mag Witze«, sagte ich und versuchte, so zu klingen, als würde es keine große Rolle spielen.
    »Tut mir leid, Prinzessin«, sagte er. »Aber dein SuperMario ist in einem anderen Schloss.«
    Bevor ich fragen konnte, was das bedeuten sollte, platzte Keen zur Tür herein. Casper und ich fuhren auseinander, obwohl wir ohnehin nicht nahe genug waren, um uns zu berühren. Das Mädchen grinste und warf eine Blutorange in die Luft.
    »In einer Stunde ist Abendessen, und wir werden am Haupttisch erwartet. Ich habe Miss May erklärt, dass Anne wahrscheinlich zu viel kotzen muss, um dabei zu sein.«
    Aus Gründen, über die ich lieber nicht nachdenken wollte, weckte der Gedanke, dass Casper diesen Raum voller halbnackter Frauen und einer lächelnden Miss May betrat, eher meine Bosheit als meine Furcht.
    »Abendessen? Oh, ich würde es nicht wagen, das zu versäumen.« Ich setzte ein süßes Lächeln auf und begegnete damit ihren Mienen, beide eine Mischung aus Überraschung und Grauen. »Aber wenigstens habe ich jetzt eine gute Ausrede, wenn ich nichts esse, nun da du allen erzählt hast, was für eine schreckliche Reisende ich bin.«
    »Denkst du wirklich, es ist sicher für dich, hinzugehen?«, fragte Casper vorsichtig, als würde ich wegen dieser simplen Frage sofort über ihn herfallen. Was vermutlich eine vernünftige Befürchtung war, wenn man mein früheres Verhalten bedachte.
    »Ich weiß nicht, welche Art Geschichten die Leute in Sangland so über Bludvolk erzählen«, sagte ich, während ich meinen Hut aufknöpfte und mein kurzes Haar mit den Fingern auflockerte, »aber so lange wir gut genährt sind, verfügen wir über große Selbstbeherrschung. Fast alle unserer rangniederen Diener sind Pinkies. Meine erste Erinnerung ist, dass ich einen Klaps auf die Hand bekommen habe, weil ich versucht hatte, ein Dienstmädchen ins Bein zu beißen. Meine Umgangsformen und meine Selbstbeherrschung sind tadellos.«
    »Außer wenn du auf den Maestro losgehst oder Unschuldige tötest«, fügte Keen hinzu, und mein Herz setzte vor Entsetzen einen Schlag aus.
    »Sie konnte nicht anders, als mich anzugreifen. Und in den letzten vier Jahren hat sie niemanden getötet.« Casper warf ihr einen missbilligenden Blick zu. »Du weißt doch: Glauben heißt nicht wissen.«
    »… und wer vermutet, wird beschissen, ja, ja. Aber ich bin hier nicht die Angeschissene«, brummelte Keen, zwinkerte mir aber noch listig zu, bevor sie sich wieder zur Tür hinaus davonmachte.
    »Komm wieder rein, Keen. Es ist nicht sicher für ein Mädchen wie dich –«
    Mit bewundernswerter Schnelligkeit schloss sie die Tür, bevor er den Satz beenden konnte.
    »Ich bin geschlagen mit widerspenstigen Frauenzimmern«, murmelte Casper vor sich hin.
    Ich starrte immer noch auf die Tür, die Keen soeben zugeschlagen hatte. Das war der Beweis: Sie hatte mich mit dem Burschen in dem Panzerbus gesehen. Aber warum hatte sie nichts gesagt? Hatte Casper eine Ahnung davon? Und noch wichtiger: Was wollte sie von mir als Gegenleistung für ihr weiteres Schweigen?
    »Denkst du, du wirst das Abendessen durchhalten? Brauchst du noch eine Phiole?«
    Casper glitt vom Bett und kramte im Koffer nach einem Röhrchen Blut.
    »Wie viele haben wir noch?« Natürlich war ich nicht hungrig, aber ich musste ja so tun, als hätte ich mich nicht letzte Nacht volllaufen lassen, als alles schlief.
    »Genug, um dich nach Hause zu bringen, denke ich.«
    Ich dachte darüber nach, die Phiolen zu zählen und in meinem Kopf nachzurechnen, aber das machte mich nur noch benommener. Für den

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