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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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kleines Mädchen, das mir ein Geheimnis verraten will. »Schau, Bludleute können Menschen in Bludleute verwandeln. Wenn ein Mensch nur ein klein wenig Blud trinkt, macht ihn das stärker und weniger attraktiv als Beute für Bludvolk. Aber sobald wir anfangen, Blud zu trinken, sobald wir von einem Tröpfchen hier und da in die Abhängigkeit kippen, können wir nicht mehr aufhören, sonst verlieren wir den Verstand. Blud ist ziemlich teuer, und die meisten von uns Halbbluds würden ihre Seele für den nächsten Schluck verkaufen. Es wäre so viel besser, verwandelt zu werden, aber deinesgleichen ist ja so selbstsüchtig.« Sie zuckte mit den schlanken Schultern, in einer geübten Bewegung, die ihr Kleid an einer Seite hinabrutschen ließ und eine blaue Ader direkt unter der cremeweißen Haut enthüllte. Ich leckte mir über die Lippen. »Du würdest dabei auch mein Blut zu trinken bekommen, weißt du.«
    Ich zwang mich, mich wieder zu konzentrieren. »Das ist eine Lüge. Das kann nicht wahr sein. Du kannst nicht einfach deine Spezies ändern, indem du jemandes Blud trinkst.«
    Sie erhob sich geschmeidig von meinem Bett und strich die Decke glatt, während ihr Blick auf dem Nachttisch ruhte, auf dem eine leere Weinflasche stand.
    »Frag den Maestro danach«, meinte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Er wird dir die Wahrheit sagen. Und dann komm zu mir. So oder so, zieh dieses Kleid an. Du hast bis Mitternacht Zeit, um dich zu entscheiden. Dein Körper oder dein Blud.«
    Sie stolzierte mit geübter Grazie durch das Zimmer, das Geräusch ihrer Hausschuhe wie ein Flüstern über den Holzboden. Mit einem selbstzufriedenen Schmunzeln drehte sie sich an der Tür um und fügte hinzu: »Mein Name ist Cora Pearl, nebenbei bemerkt.«
    »Du bist eine tote Frau, Cora.«
    »Das bin ich ganz sicher, Süße.«
    Ich hörte sie den ganzen Weg über den Flur lachen. Als es im Zimmer wieder still war, schlüpfte ich aus dem Nachthemd und in das blaue Kleid, mit dem Rücken zur Tür und heißer Röte auf meinen Wangen. Wegen ihr kam ich mir schmutzig und albern vor, und das Kleid fand ich nun geschmacklos und zu freizügig. Ganz gleich, welche Wahl ich traf, sie hatte mich damit in eine Verräterin oder eine Hure verwandelt, und ich konnte sie nicht einmal dafür töten. Ich schloss die Tür ab, schüttelte die Kissen auf und vergrub mich in die Decken. Zum ersten Mal im Leben hatte ich den Wunsch, mich zu verkriechen.
    Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber es sollte viel zu schnell Mitternacht werden.

14.
    A ls es am Türgriff rüttelte, hätte es nur Minuten oder auch schon Stunden später sein können. Doch ich war meiner Entscheidung noch keinen Schritt näher gekommen.
    »Geh weg!« Ich zog mir die dicke Decke bis ans Kinn.
    »Geht nicht.«
    Es war Casper. Ich rannte zur Tür, schloss sie auf und verkroch mich wieder im Bett.
    Casper kam herein und sah zutiefst verärgert aus. Doch als er mich unter der Decke kauernd vorfand, musste er lachen.
    »Versteckst du dich jetzt schon vor mir?«
    »Nein, ich verstecke mich vor der Horde Piraten und Prostituierter, die darauf beharren, über mich herfallen zu wollen«, brummelte ich verdrießlich. Ich ließ die Decke sinken; doch dann fiel mir wieder ein, wie gewagt mein blaues Kleid geschnitten war, und ich zog sie wieder hoch. Er erstickte ein weiteres Auflachen in einem Hüsteln. »Wenn du nicht hier bist, um über mich herzufallen, bist du dann hier, um mich zu nähren?«
    »Ich bin nicht dein Hausdiener, Prinzessin. Du kannst dich nähren, wann immer du willst. Das Blut war die ganze Zeit über im Schrank.«
    »Ach ja.«
    Ich glitt aus dem Bett und kniete nieder, um in der Kiste im Wandschrank zu stöbern. Dabei war ich mir schmerzlich der Tatsache bewusst, dass das dünne blaue Kleid meinen halben Rücken entblößte. Der Rausch der Sättigung durch den Burschen im Panzerbus war längst dahin, und meine Zusammentreffen mit dem Piraten und Cora hatten mich heißhungrig gemacht. Ich entkorkte eine Phiole und stand auf. Und dann erstarrte ich.
    Seine Augen erinnerten mich an einen Wolf, dem ich einmal begegnet war. An jenem Tag war ich nicht auf der Jagd gewesen, und weder ich noch der Wolf hatten unserer Umgebung besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hatte eine Felszunge umrundet, und da war er, eisbedeckter weißer Pelz um tiefblaue Augen.
    In Caspers Blick, wie in dem des Wolfes damals, lag weder Verzweiflung noch Barmherzigkeit. Nur Totenstille und ein

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