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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Piraten unter den Achseln packte und schnell davonschleifte. Keen packte ihn an den weichen schwarzen Stiefeln, und gleich darauf warfen sie ihn von dem leeren Deck aus über Bord. Ich grinste, als ich den Körper in die mitternächtlichen Wolken fallen sah, und mir fiel auf, dass ich mich ganz und gar nicht luftkrank fühlte.
    »Wir sagen es niemandem.« Casper betrachtete prüfend den leeren Himmel, als erwarte er, ein nahebei wartendes Schiff mit Totenkopfflagge zu sehen. »Wenn Miss May etwas von Piraten hört, wird sie jeden Spalt auf der Maybuck unter die Lupe nehmen. Wenn man herausfindet, was wir in unserem Zimmer verstecken, werden wir enttarnt und hinausgeworfen. Wir müssen einfach darauf hoffen, dass er allein war.« Er rieb sich über die Faust und ließ seine Fingerknöchel knacken. »Gott, das tut weh. Ich muss in ein Messer geboxt haben. Oder einen Knochen.«
    »Du hast ihn geboxt?«
    »Direkt in die Niere.« Sein schiefes Lächeln war voller Stolz und Grübchen. »Ich habe mal irgendwo gelesen, dass ein Schlag in die Nieren Erbrechen auslöst.«
    »Das hast du nicht gelesen. Ich habe es dir erzählt«, brummelte Keen. »Habe ich auf der Straße gelernt.«
    »Effektiv, wenn auch schmutzig.« Ich lächelte Casper zu, überrascht von unserer seltsamen Lage. »Gut gemacht.«
    Er bot mir den Arm, und ich nahm ihn und achtete sorgsam darauf, kein Blut auf sein Hemd zu schmieren, als er mich zurück zu unserem Zimmer geleitete. Diesmal las ich die Schilder an den Türen nicht – ich fühlte mich in den spärlich beleuchteten Gängen nicht mehr so sicher wie vorher und wollte nur noch hinter meiner eigenen verschlossenen Tür sein. Tatsache war, ich war erschüttert.
    Zum ersten Mal in meinem Leben. Ich fühlte mich nicht wie eine Prinzessin, eine Bestie oder eine Bludfrau. Sondern nur wie ein Geschöpf, das dankbar war, am Leben zu sein. Meine erste richtige Kostprobe leibhaftiger Angst gefiel mir gar nicht. Ich hatte mich den größten und wildesten Raubtieren gestellt, die die Tundra hervorzubringen vermochte. Eisbären, Timberwölfe, Vielfraße und ich, bewaffnet mit nichts als meinen eigenen scharfen Zähnen und Nägeln, und dem Willen, den Feind zu besiegen. Ich war meiner Mutter in einer ihrer weltberühmten düsteren Stimmungen gegenübergetreten. Ich war in die Wolken geschwebt, hatte zitternd auf Holzplanken gelegen und auf den Augenblick gewartet, in dem der Wind mich über Bord und in die See werfen würde.
    Aber nie hatte mir der feste Glauben an meine eigenen Fähigkeiten als Raubtier gefehlt; nicht bevor die Hände eines stärkeren Bludmannes meine Handgelenke festgehalten und mir letztendlich gezeigt hatten, wo mein Platz in der Welt war. Was auch immer Casper war, er hatte mich gerettet, als ich mich nicht selbst retten konnte. Ich war keine Killermaschine, wie meine Mutter immer behauptet hatte.
    Vielleicht war das gar nicht so schlecht.

13.
    I rgendwie schafften wir es bis zu unserer Tür. Casper hatte seinen Arm um meine zitternden Schultern gelegt. Dann zog er sich mit einem sanften Tätscheln wieder zurück, blieb aber nahe bei mir; wahrscheinlich fürchtete er, ich würde umfallen, wenn er nicht da war, um mich aufrecht zu halten. Und ausnahmsweise war ich nicht wütend über seine Galanterie.
    »Ich bin in meiner Koje.« Keen verschwand im Wandschrank und schlug die Tür zu. Ihre nächsten Worte drangen gedämpft durch das dicke Holz. »Genug bluthaltige Aufregung für eine Nacht.«
    Ich sah auf mein einziges Kleid hinab, gelbbraunes Tuch mit Wein- und Blutflecken.
    »Wie soll ich das denn sauber bekommen? Ich habe keine Garderobe und kein Dienstmädchen. Gibt es überhaupt fließendes Wasser in dieser fliegenden Hutschachtel?«
    Casper musterte mich von oben bis unten und wurde rot, dann drehte er sich um und begann in meinem Koffer zu wühlen. Schließlich reichte er mir ein Bündel aus weichem, weißem Stoff.
    »Schlafenszeit. Hier ist dein Nachthemd. Geh einfach schlafen, und wir befassen uns morgen früh damit, dann sind alle hier …«
    »Weniger koital?«, schlug ich vor.
    »Mehr angezogen und nüchtern.«
    »Aber was ist mit dir?«
    »Ich gehe nach draußen und halte Wache. Die anderen Passagiere werden einfach denken, ich sei betrunken. Gut möglich, dass ich außer dir die einzige Person bin, die nicht betrunken ist. Tja, das ist etwas Neues.«
    Er ging zur Tür, und in einem Anfall von Panik hielt ich ihn zurück: »Warte.«
    »Ja?« Sein Blick war unbewegt, während er

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