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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Linien, aber ich hatte keine Ahnung, was es war. Ich legte sie wieder hin und drehte mich zu Casper um, im selben Moment, als er wieder zu reden begann.
    »In Sangland geht es dem Bludvolk schlecht, aber die Halbbluds haben es noch schlechter. Sie versuchen geheim zu halten, was sie sind, weil sowohl Pinkies als auch Bludvolk sie für unberechenbar und gefährlich halten, doch mit der Zeit lässt sich ihr Zustand immer schwerer verbergen. Es ist teuer, genügend Blud zu kaufen, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Und selbst, wenn man das Glück hat, einen Bludmenschen zu finden, der bereit ist, den Schmerz der Verwandlung auf sich zu nehmen und einem sein bzw. ihr Blud zu geben, dann klappt es nicht immer.«
    »Dann könnte ich sie tatsächlich töten?«
    »Um meinet- und Keens willen wollen wir hoffen, dass das nicht passiert. Ich möchte lieber nicht über die Planke des Luftschiffes gehen.«
    »Aber müsste denn Miss May nicht Bescheid über sie wissen? Wäre sie dann nicht ebenso unerwünscht auf der Maybuck wie ich?«
    »Es ist etwas anderes«, sagte Casper sanft, »wenn Miss May weiß, was Cora ist, und wenn sie genug Geld verdient, um für das Blud zu bezahlen. Sie gilt wahrscheinlich als exotisch. So lange sie sich unter Kontrolle hat, könnte sie sogar einen höheren Preis erzielen. Man sagt, Halbbluds hätten eine Art berauschendes Charisma.«
    Ich ließ den Kopf sinken. »Ich hasse es, verbergen zu müssen, wer ich bin.«
    Ich hörte ihn seufzen, und seine nackten Füße flüsterten über die dicken Teppiche, als er auf mich zukam. Wann hatte er seine Stiefel ausgezogen? Er blieb direkt hinter mir stehen, und ich hielt inne, mit meinem Arm an seinem Mantel im Wandschrank, wohin ich ihn gehängt hatte, nachdem Cora gegangen war.
    »Ich weiß«, sagte er. »Es ist nicht fair. Aber es ist notwendig, wenn du nach Hause zurückkehren willst. Und du bist nicht allein.«
    Er war so nahe, dass ich ihn riechen konnte, den heißen Duft seiner Haut, den süßen Ruf seines Blutes, und ein berauschendes, moschusartiges Duftwasser. Ein Teil von mir sehnte sich danach, seine Hand auf meiner Schulter zu spüren, doch gleichzeitig hatte ich Angst. Ich fürchtete mich davor, irgendjemandem zu vertrauen, mich trösten zu lassen. Ich war es gewohnt, eine glatte königliche Fassade zur Schau zu stellen. Beinahe hätte ich ihm noch von Coras Angebot meinen Körper betreffend erzählt, doch war ich zu stolz, um zu riskieren, dass er mich erröten sah.
    »Ich bin immer allein«, flüsterte ich.
    »Du bist nur so allein, wie du es sein möchtest.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen oder mit meinen Händen tun sollte. Ich wollte meine Verlegenheit überspielen, und zum ersten Mal vermisste ich den rauen schweren Stoff meines alten Kleides. Und Casper stand einfach nur da, still und unbewegt, verdammt sei er. Als wüsste er alle Antworten. Aber was wusste er denn schon? Er hatte kein Ultimatum bis Mitternacht, um etwas Wertvolles aufzugeben.
    »Wie spät ist es?«, fragte ich unwirsch.
    Einen Augenblick lang schwieg er, und ich fragte mich, ob er mich ebenso gründlich beobachtete, wie ich seine Präsenz analysierte und ihn zu verstehen versuchte, wie ein Tier ein anderes. Er wirkte auf mich nicht mehr wie Beute, und ich fühlte mich nicht mehr zwangsläufig wie ein Raubwesen. Sein Gesicht konnte ich irgendwie deuten, aber nicht seine Körpersprache oder sein Schweigen.
    Nach einem leisen Rascheln von Stoff und einem metallischen Schnappen sagte er: »Es ist Nachmittag. Wenn du sie verwandeln willst, dann musst du dich stärken. Du wirst ihr Blud beinahe leer trinken, und sie wird ihrerseits dasselbe mit dir tun, immer und immer wieder – oder so ähnlich. Und versuche auch noch etwas zu schlafen, wenn du kannst.« Dann seufzte er ärgerlich auf. »Ich muss los und Cembalo spielen; nicht dass überhaupt irgendwer zuhören würde. Kommst du zurecht bis dahin?«
    »Das muss ich wohl.«
    Damit entfernte er sich, und ich kniete nieder und tastete nach zwei weiteren Phiolen. Ich leerte die Vorräte schneller, als ich gedacht hatte, und es wäre hilfreich gewesen, etwas mehr über unseren Zeitplan zu wissen; zum Beispiel, wie lang es dauern würde, bis wir in der nächsten großen Stadt Halt machten, wo wir an genügend Blut kämen, dass ich zahm bliebe.
    »Ich gebe dir um halb zwölf Bescheid, ja?«, fragte er.
    Ich brachte es nicht über mich, mich umzudrehen. Ich fühlte mich wie eine straff gespannte Saite, und wenn sein Blick zu

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