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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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starrten mich an. Keen hatte den Mund offen stehen, und Casper legte den Kopf schief, wachsam und nachdenklich.
    »Und hast du sie rangelassen?«, fragte Keen schließlich.
    Stolz richtete ich mich zu voller Höhe auf. »Ich würde lieber sterben, als mein Blud oder meinen Körper jemandem so Unwürdigen zu schenken. Also habe ich sie beim Kragen gepackt und ihr erklärt, dass ich sie töten würde, wenn sie mich bloßstellt.«
    Keen schniefte und richtete sich auf. »Muss praktisch sein, wenn man so gefährlich ist.«
    »Nicht, wenn man seine Reißzähne nicht herzeigen darf.« Ich grinste, um sie ihr zu zeigen. »Aber ich halte die Augen offen und warte ab. Niemand muss im Augenblick wissen, was ich alles kann. Sollen sie uns ruhig beide unterschätzen. Später werden wir ihnen zeigen, wozu wir imstande sind.«
    Sie nickte und schenkte mir ein seltenes, scheues Lächeln. »Darauf freue ich mich schon. Und jetzt gehe ich zu Kitty, für neue Klamotten.«
    »Denkst du, es ist sicher?«, fragte Casper.
    Sie verdrehte die Augen. »So lange ich in Bewegung bin, bin ich in Sicherheit. Erst wenn ich still stehe, bricht die Hölle los.«
    »Was denkst du, Ahna?«, fragte Casper, sobald sie zur Tür hinaus war. »Sollten wir in Barlin von Bord gehen?«
    »Wenn ich glauben würde, dass Cora uns verrät, hätte ich sie gleich getötet.« Ich sah hinab auf meine nackten Füße. Plötzlich war mir wieder bewusst, wie dürftig ich bekleidet und wie überaus klein die Kabine war. »Mir scheint, sie ist ein Feigling, der am Leben hängt.«
    »Und wie würdest du jemanden nennen, der das Gegenteil davon ist?«
    »Jemanden mit Mut und ohne Liebe zum Leben?« Ich dachte einen Augenblick lang darüber nach und fuhr die Holzmaserung auf dem Boden mit meinem großen Zeh nach. »Einen Glückspilz vielleicht. So jemand hat nichts zu verlieren.«
    Daraufhin lachte er leise und rieb sich über die Bartstoppeln. »Aye, da liegt der Hund begraben«, meinte er.
    »Wovon hat Keen da vorher gesprochen?«, fragte ich. »Sie sagte etwas über dämliche Prinzessinnen?«
    Sein Lächeln war traurig und müde. »Sie sprach über Märchen von da, wo wir herkommen.«
    »Was für welche?«
    »Diejenigen, die mit glücklich bis ans Lebensende aufhören natürlich. Enden sie denn nicht alle so?«
    »In Frostland enden sie meistens damit, dass Leuten das Herz herausgerissen und das Blut aus ihrer Kehle in Kelche gefüllt wird.«
    Da musste er herzhaft lachen; die Art Lachen, bis einem die Tränen über die Wangen laufen.
    »Das trifft es besser«, meinte er, »wenn es auch ein wenig angeberisch klingt.«
    »Wenn man es wirklich getan hat, ist das keine Angeberei.« Ich grinste ihn an und leckte mir über die Lippen.
    Er sah mich an, als hätte er einen Geist gesehen – aber einen willkommenen. Ich zuckte mit den Schultern, und da mir gerade klar wurde, dass ich am Verhungern war, holte ich mir noch eine Phiole mit Blut.
    Bevor ich sie an meine Lippen hob, entschuldigte er sich, um an Deck zu gehen und Cembalo zu spielen, auch wenn er nicht besonders glücklich dabei wirkte. Offenbar schwebten wir gerade über Barlin.
    »Miss May will mich an vorderster Front haben, wenn die Maybuck in einer neuen Stadt Halt macht. Als ob die neuen Passagiere meinetwegen hier wären.« Er schlüpfte in sein glitzerndes Jackett und fuhr sich seufzend mit der Hand durchs Haar.
    Ich wusste nicht, ob sein frustrierter Blick der Sorge um meine Sicherheit oder seiner eigenen Sehnsucht nach einem weichen Bett und etwas Schlaf geschuldet war, aber ich bemerkte, dass er die Tür hinter sich abschloss. Da es bereits nach Mitternacht war, wusch ich mich rasch mit dem bereitgelegten Tuch am Wasserkrug und kroch ins Bett. Doch der Schlaf wollte nicht kommen. Ich wusste, dass ich nervös und gereizt sein würde, bis wir endlich landeten. Cora würde mir die ganze Zeit über auflauern, irgendwo, um mich noch mehr unter Druck zu setzen.
    Zu meinem Verdruss vermisste ich Caspers Gegenwart, und sei es nur wegen des Trostes, nicht allein zu sein. Und wo verbrachte eigentlich Keen ihre ganze Zeit? Soweit ich sagen konnte, war sie von einem der Männer überfallen worden; und doch war sie durch diese Tür hinausmarschiert, mit der ihr eigenen Selbstsicherheit und ohne einen Blick zurück. Anfangs hatte mir davor gegraut, das winzige Zimmer mit den beiden zu teilen, doch jetzt schien es kalt und leer hier drin, und die Luft summte vor unbeantworteten Fragen und meinen eigenen widersprüchlichen

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