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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Fältchen in den Augenwinkeln waren mit weißem Puder kaschiert. Kein Wunder, dass sie mein Blud wollte. Wenn ihre Schönheit schwand, dann war damit auch ihr Lebensstil dahin. Hier stand eine Frau, die ohne ihre Perlen und Kristallglas nicht leben konnte.
    Das Glas fühlte sich kühl an meinen Lippen an, und der erste Schluck war berauschend. Zusammen mit dem gewohnten warmen, befriedigenden Hauch von Blut gefiel mir der herbe Geschmack des Weins, und tiefer darunter lag etwas Süßes, das meine Lippen taub werden ließ. Sie musste meine Überraschung gesehen haben, denn sie kicherte los wie ein kleines Mädchen.
    »Du hast noch nie Blud gekostet? Ich habe das hier speziell für uns zusammengemischt. Dachte mir, du brauchst vielleicht ein wenig flüssigen Mut.«
    Ich trank noch einen Schluck und genoss das samtige Brennen, während ich meine Möglichkeiten abwog. Das Blud meinesgleichen hatte ich nie gekostet; ich hatte immer gedacht, das sei verboten. Doch da war es, lief über meine Zunge und glitt meine Kehle hinab, feurig und aufregend. Ich leckte mir über die Lippen und sah sie an.
    Die Möglichkeit, dass ich ihr meinen Körper schenkte, stand nicht zur Diskussion, ebenso wenig wie eine Verwandlung. Den Gedanken, dass diese schreckliche Kreatur mich berühren würde, konnte ich nicht ertragen, und noch weniger die Vorstellung, dass sie über die Erde wandelte mit meinem eigenen Lebensblud in ihren Adern. Den ganzen Tag lang hatte ich darüber nachgedacht. Und immer war ich zum selben Schluss gekommen.
    Eine Uhr schlug elegant die Zeit an, und sie sagte: »Es ist Mitternacht, und ich kann es gar nicht erwarten, zu erfahren, wie du dich entschieden hast, kleine Schönheit.«
    »Schön. Bringen wir es hinter uns.«
    Ihre Hände strichen über die Seide an meinen Schultern, und ihr Atem kitzelte an meinem Ohr, als sie fragte: »Was soll es sein, Püppchen?«
    Ich holte tief Luft und entblößte meine Reißzähne, während meine Hände sich um ihren Hals schlossen.
    »Keins von beiden«, fauchte ich.
    »Du …«, flüsterte sie erstickt, während sie in meinem Griff in der Luft baumelte und schwach mit den Füßen um sich trat. Der leere Kelch fiel ihr aus der Hand und landete auf dem dicken Teppich.
    »Ich bin kein Schoßtierchen.« Ich drückte zu, mit beiden Daumen an ihrer Luftröhre. »Ich bin nicht irgendein zahmes Ding.«
    Cora versuchte zu schlucken; ich konnte spüren, wie ihre Kehle sich unter meinen Fingern anstrengte.
    »Ich sage es –«
    »Du sagst es niemandem. Denn wenn du das tust, werde ich dich finden, leer trinken und über die Reling werfen.«
    Ich lockerte meinen Griff, denn ich wollte ihre Reaktion hören.
    Jedes Wort war ein Keuchen. »Das wagst du nicht.«
    »Stell mich nur auf die Probe. Das würde mir wirklich gefallen.«
    Ich ließ sie fallen, und sie brach auf dem Bett zusammen, eine Hand an ihrem gequetschten Hals. Ich stand da mit so viel Anmut, wie ich aufbringen konnte, und hoffte, der lange Rock würde meine zitternden Knie verbergen, während ich gleichzeitig wünschte, ich hätte sie schon am Nachmittag erwürgt. Doch da hatte ich den Instinkt unterdrückt, in der Hoffnung auf eine bessere Idee. Doch, ein Raubwesen bleibt immer ein Raubwesen, und der einzige Ausweg war der, für den ich bereit war zu kämpfen. Nachdem ich mein Kleid gerichtet hatte, wandte ich mich wieder ihr zu. Sie sah bedauernswert und gebrochen aus, wie sie dalag, mit verschmiertem Lippenstift und cremefarbener Haut, die jetzt mit dunkelroten Flecken marmoriert war.
    »Du würdest eine schreckliche Bludfrau abgeben, Cora.«
    »Es ist noch nicht vorbei.«
    »Ich entscheide, wann es vorbei ist.« Ich strich mein Haar vor dem Spiegel neben der Tür glatt, und sie hustete. »Aber denk daran, das hier ist mein erster Akt der Gnade, und ich neige dazu, meine Meinung zu ändern.«
    Als ich die Tür hinter mir zuschlug, schenkte sie sich bereits ein weiteres Glas Wein aus der grünen Kristallkaraffe nach.

15.
    I ch rannte die Flure entlang, und meine nackten Füße fühlten sich kalt auf den Holzplanken an. Ich kam an einem Pärchen vorbei, das ächzend an einer Wand lehnte, und der Mann rief mir zu: »Willst du mitmachen? Es springt auch ein Silberling für dich dabei heraus.«
    Ich musste gegen den Drang ankämpfen, ihn an Ort und Stelle auszuweiden. Ich war wütend, verstört, beschämt und unglaublich hungrig. Coras Wein hatte ein seltsames Gefühl hinterlassen. Ich hielt nicht einmal an, als ich um die Ecke

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