Von der Liebe verschlungen
ein Fohlen. Ich drückte sie an mich, und sie zitterte.
»Was ist mit den …« Ich schluckte. Ich konnte es nicht aussprechen.
»Fallschirmen«, ergänzte Casper.
Ich warf ihm einen düsteren Blick zu.
»Ich weiß, wo sie sind. Ich kann gehen und sie holen, das dauert nur ein paar Minuten.« Nun, da Keen wieder da war, hatte sich seine Stimmung von besorgt zu zuversichtlich geändert, als sei es nichts weiter, von einem Luftschiff abzuspringen. Ausnahmsweise beneidete ich ihn um seine Sorglosigkeit.
Rasch zog Casper den langen Kittel von Gandys Leiche ab und schnallte ihn vor seiner eigenen Brust zu, bevor er sein Haar unter dem schäbig aussehenden Bowlerhut des toten Piraten verbarg. Der Mantel war ihm zu klein und spannte über den Schultern, doch er sah genug nach Pirat aus.
»So lange du mit niemandem redest und keiner zu genau hinsieht, sollte das genügen«, meinte Mikhail. »Ich schütze solange die Prinzessin.«
»Da solltest du auf jeden Fall.«
Casper sah mich an, und mich überkam das seltsamste aller Gefühle. Eine Mischung aus Besitzanspruch, Sorge und dem Gefühl, ihn ermahnen zu müssen, und ich trat auf ihn zu und sagte: »Schon in Ordnung. Uns wird nichts geschehen. Geh.«
Erst als er zur Tür hinaus war, kam mir der Gedanke, ihm Glück zu wünschen.
Und erst, als Mikhail sich zu mir umdrehte, mit einem breiten Lächeln, das seine scharfen Zähne zeigte, und Augen, die wie im Fieber glänzten, kam mir der Gedanke, dass uns vielleicht, in der Tat, doch etwas geschehen könnte.
***
Mikhail drehte sich zu Keen um, die auf dem Bett saß. Ich erschrak, als er in seine Manteltasche griff, aber er zog keine Waffe hervor, sondern nur seine geschlossene Faust. Dann streckte er blitzschnell den Arm aus, ließ ein Pulver über Keen rieseln und flüsterte: »Schlafe, Kind.«
Keens Augen fielen zu, ihr Kopf fiel sanft zur Seite und ihr Mund wurde schlaff. Ich fauchte. Seit Ravenna machte Magie mich durch und durch nervös, aber jetzt war mir klar, wie Criminy Stain unser privates Treffen in Dover arrangiert hatte.
Mikhail drehte sich wieder zu mir um; er war voller Energie und kam viel zu nahe auf mich zu. »Ihr habt nichts von mir zu fürchten, Prinzessin. Ich will dasselbe wie Ihr.«
»Und was wäre das?«
»Die Sicherheit unseres Volkes. Die Rückkehr des Landes zu seinen alten Herrschern. Eine Welt, die frei ist von denen, ausgenommen als Hausvieh.« Er warf einen finsteren Blick auf Keens schlafende Gestalt, so kindlich und weich. Als er mich wieder ansah, glänzten seine Augen wie im Fieber, und ich lehnte mich an die Tür des Schranks und versuchte, mich zu sammeln. Nur einen Herzschlag später war er auf die Knie gesunken und drückte meine bloße Hand an seine Lippen.
»Meine Prinzessin. Meine Königin. Der Thron ist Euer, wenn Ihr ihn Euch nur nehmt. Kommt mit mir zurück nach Frostland. Gemeinsam können wir die abgesetzten Barone versammeln, die vergessenen Söhne und die Herzöge, die in den Wäldern zittern. Sie alle werden unsere Sache unterstützen, Eure Sache. Meine Königin, wir können das Land zurückerobern. Wir können alles besser machen.«
Diese Neuigkeit war mir mehr als willkommen – und doch: Seine Worte, sein Eifer, seine Magie stießen mich ab. Es war meine Mission, gar keine Frage. Alles, was ich bisher getan hatte, angefangen mit dem Besuch beim Präparator, über die Verpflichtung von Casper und Keen, bis hin zu der Tatsache, dass ich Höhenangst und Unschicklichkeit ignoriert hatte, um an Bord der Maybuck zu gelangen – alles hatte nur diesem einen Ziel gedient. Ich hatte von Anfang an beschlossen, dass nichts mich aufhalten konnte, dass ich jeden Vorteil, der sich mir bot, nutzen würde, um meinen Thron zurückzugewinnen.
Und doch.
In seiner Verachtung für Keen und der Grausamkeit in seinem Blick war etwas, das mir den Magen umdrehte.
Er war ein Fanatiker, und Fanatiker waren gefährlich.
So sanft ich konnte, entzog ich ihm meine Hand. Mikhail bewegte sich kaum und neigte seinen Kopf auf eine kalte und berechnende Art, wie eine Schlange, die ich einmal im Zoo gesehen hatte. Er stand auf, alles an ihm präzise und warnend. Mit großer Selbstbeherrschung zog ich die Lippe hoch, um einen einzelnen Reißzahn zu entblößen, und ließ ein leises, warnendes Fauchen hören.
»Ist es nicht das, was Ihr wünscht?« Ich hörte die Drohung in seinen Worten und zeigte noch mehr von meinen Reißzähnen.
»Ich habe meine eigenen Pläne.« Ich hielt den Ring der
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