Von der Liebe verschlungen
kultiviert und zu reinlich.
Mikhail sah Casper mit zusammengekniffenen Augen an. »Kann man dem hier trauen?«
Ich nickte einmal. »Ich vertraue ihm mein Leben an.«
»Nun denn. Ravenna brauchte Platz im Bludrat für ihre Vasallen, also wurden viele der alten Barone abgesetzt oder hingerichtet. Ich bin ein unehelicher Sohn, und als mein Vater kaltgestellt wurde, stand ich vor dem Nichts. Wir taten uns zusammen und kämpften gegen sie, doch wir haben verloren. Wer Ravennas Mal trägt, hat keine Chance in dem Land, zu dem Frostland geworden ist.« Er zog seinen Handschuh ein Stück ab, um ein tiefrotes Symbol zu enthüllen, das in sein Handgelenk gebrannt war: ein X in einem Kreis.
»Und dieses Mal bedeutet …«
»Kein Beistand. Kein Blut. Kein Gewerbe. In einer Meisterleistung an Ironie hat diese Zigeunerin Frostlands Adelssöhne zu Zigeunern gemacht. Pirat zu werden, erschien eine leidlich sichere Möglichkeit. Auf jeden Fall kommt man so an jede Menge Blut.«
»Und Euer Kapitän stört sich nicht daran?«, fragte Casper.
»Unter Luftpiraten ist es groß in Mode, sich Bludmänner zu halten. Wie Hunde an einer Kette. Ich habe ein paar meiner Kameraden mitgebracht, aber sie achten immer darauf, uns bei kleinen Raubzügen wie diesem hier getrennt zu halten. Ich werde Big Gar nicht vermissen.« Er spuckte aus, und der rote Klumpen blieb an der eingefallenen Wange des großen Piraten hängen.
Als ich so zusah, wie der Klumpen langsam auf den Teppich zulief, stieß Casper plötzlich heftig die Luft aus und überraschte uns alle, indem er Mikhail am Arm packte.
»Wir müssen von diesem Schiff runter, bevor Ahna entdeckt wird. In Minks. Wir sind zu dritt.«
Mikhail riss seinen Arm aus Caspers Griff los und maß ihn widerwillig mit einem Blick. »Bei der gegenwärtigen Geschwindigkeit sind wir noch einen Tag entfernt. Aber der Kapitän wird wissen wollen, was mit Gar und Gandy passiert ist. Er wird mich beschuldigen. Wenn er euch hier findet, werdet ihr nicht lange genug leben, um Minks zu erreichen.«
»Wie kommen wir dann hier runter?«
Mikhails Blick wurde schärfer, als er uns musterte. »Fallschirme, falls ihr wisst, wo die sind. Die Prinzessin muss um jeden Preis geschützt werden. Wo ist die dritte Person?«
Ich sah Casper an und sah meine eigene Verzweiflung in seinem Blick widergespiegelt. Wir beide hatten Glück gehabt, doch was war aus Keen geworden? Das Geschrei oben an Deck war verstummt, und ich konnte nur hoffen, dass das bedeutete, dass die Mädchen einen Weg gefunden hatten, ihre neuen Kunden zur Ruhe zu bringen.
»Ich muss sie suchen gehen«, sagte Casper.
»Geh nicht unbewaffnet. Von hinten siehst du einer Frau ziemlich ähnlich, und diese Piraten sind wahre Tiere.«
Casper verzog das Gesicht, und ich lächelte spöttisch. Er hatte nicht einmal entfernt etwas Feminines an sich, außer vielleicht seinem Haar, und sogar das war wilder, als das einer Frau je sein sollte. Er spannte die Schultern an und bückte sich, um der Leiche des großen Piraten eine gefährlich aussehende Machete abzunehmen.
»Ich hatte gehofft, ich müsste nie herausfinden, wie schlecht ich mit einer Klinge umgehen kann.«
»Dann mach schnell. Deine einzige Hoffnung ist, dass du deine Freundin findest, solange die Männer noch alle dabei sind, zu vögeln.«
»Wo könnte sie sein? Wohin würde sie gehen?« Ich wäre hin- und hergelaufen, aber die ohnehin schon kleine Kabine war übersät mit Körpern, deren Ausdünstungen auf diesem kleinen Raum immer stärker wurden. Mein Herz zog sich unangenehm zusammen und machte einen Satz, als ich daran dachte, wie Big Gar an seinen Hosen gefingert hatte. Was würde ein Mann wie er einem so kleinen Ding wie Keen antun?
»Da kommt jemand«, sagte Mikhail, und dann hörte auch ich Stiefel, die über den Flur hämmerten.
»Na komm schon, Kleine«, rief ein Mann direkt vor der Tür, und Keen kam hereingestürzt, einen Piraten auf den Fersen, der nach ihrer Jacke griff. Mikhail streckte beiläufig den Arm aus und jagte dem alten Mann ein Messer in den Bauch.
Keen ging hinter Casper in Deckung. Sie zitterte und keuchte, als ein weiterer Pirat tot zu Boden fiel.
»Ein Problem weniger«, meinte Mikhail, während er den Kopf schief legte und Keen in Ruhe musterte.
»Piraten«, keuchte Keen mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen.
»Wir wollten gerade gehen«, erklärte ich und hielt ihr meine Hand hin.
Und zu meiner großen Überraschung kam sie tatsächlich zu mir, nervös wie
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