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Von der Liebe verschlungen

Von der Liebe verschlungen

Titel: Von der Liebe verschlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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entreißen, klar. Ob ich die schwere Last der Verantwortung nun wollte oder nicht, sie zu suchen, war die einzig annehmbare Möglichkeit. Und Mikhail hatte mich gelehrt, dass selbst jene, die bekannten, auf meiner Seite zu stehen, versammelt, vereinigt, beherrscht und befehligt werden mussten.
    Auf dem Bett begann Keen vor sich hinzumurmeln, gähnte dann, setzte sich auf und schaute sich verwirrt um. »Was zur Hölle ist passiert?«
    »Wir verschwinden. Falls du irgendwelche Wertsachen hast, packe sie zusammen.«
    Keen musste Gandys Leichnam beiseiteschieben, um den Wandschrank zu öffnen, aber inzwischen hatte sie wohl genug von den Piraten gesehen, um sein Schicksal nicht zu bedauern. Ich wusste, wo sie ihren goldenen Ball versteckte, aber ich wusste nicht, was sie sonst noch an Dingen haben mochte, die ihr wichtig waren.
    Auch ich befolgte meinen eigenen Rat und sorgte dafür, dass der Ring, das Collier und das mysteriöse Papierpäckchen von Criminy fest in meinem Korsett verstaut waren. Dann zog ich die Schnüre noch fester, besah mich prüfend im Spiegel und strich mein Haar glatt. Als schließlich männliches Gelächter im Flur erklang, hatte ich beschlossen, dass es sonst nichts mehr gab, was ich von der Maybuck brauchte.
    Keen schlüpfte in die uneinsehbare Ecke hinter der Tür, Kittys Messer in der Hand. Mikhail kam zuerst herein; er sah verärgert aus. Hinter ihm tauchte Casper auf, Arm in Arm mit einem anderen Mann, einem fremden Piraten.
    »Was ist mit Pizza? Und Chicken Wings?«, fragte der Mann.
    Casper lachte, es klang unbeschwert und heiter. »Oh, richtig. Einfach den Hörer abnehmen, und man kriegt es an die Haustür geliefert. Mit Cola und diesen kleinen Käsedingern und Zimtbrot. Und was ist mit Spielshows im Fernsehen?«
    »Oh Jesus. Die vermisse ich kein bisschen. Meine Freundin stand voll auf diesen Schei-« In dem Moment bemerkte der Mann meinen missbilligenden Blick, woraufhin er seinen Arm von Caspers Schulter fallen ließ und mir bedeutsam zunickte: »Ma’am.«
    Sein Akzent war sogar noch weicher und heller als der von Casper. Er war kleiner und älter und hatte struppiges blondes Haar, das an den Schläfen langsam grau wurde. Sein Gesicht war von der Sonne gegerbt, abgesehen von den weißen Ringen um seine Augen, die zu dem Umriss der Schutzbrille auf seinem Hut passten.
    Ich nickte steif, und Casper sagte: »Das ist meine Nichte, Anne. Und das ist Keen. Y’all – soll heißen, meine Damen – das hier ist Teddy. Er kommt auch aus Almerika.«
    »Dem Land der Freien und der Heimat der Tapferen«, meinte Teddy heiter und machte eine Geste, als würde er den Hut lüften, ohne es tatsächlich zu tun.
    »Wie lange schon?«, fragte Keen beklommen, und Teddy antwortete: »Zwanzig Jahre, kleine Lady.«
    »Dann kennen Sie ja nicht mal mehr Google, oder?«
    »Kugel, ja. Gugel, nein. Aber am meisten vermisse ich Def Leppard.«
    Keen rümpfte die Nase und meinte: »Langweilig.«
    Damit brachen alle drei in Gelächter aus, und Mikhail und ich wechselten einen skeptischen Blick. Ich hatte gehört, dass es in dem wilden Land jenseits des Ozeans seltsame Dinge gab, aber irgendwas an diesen Almerikanern stimmte definitiv nicht.
    »Und woher?«, fragte Keen.
    »San Antonio. Und du?«
    »Raleigh.«
    »Dann kommen wir wenigstens alle von der richtigen Seite der Mason-Dixon-Linie.« Teddy streckte ihr die Hand hin, und Keen schüttelte sie. Und dann standen sie alle da wie Idioten und grinsten.
    »Die Fallschirme?«, fragte ich ungehalten, und Keen verdrehte die Augen.
    »Mein Fehler«, meinte Teddy. Er klopfte Casper auf die Schulter und ging zur Tür. »Bin sofort wieder da, Freunde.«
    »Ich bin dagegen«, zischte Mikhail an der Tür. »Mit dem Mann stimmt was nicht.«
    »Wie bei so vielen anderen auch«, gab Keen ebenso giftig zurück.
    Casper lachte in sich hinein. »Oh, Mann. Ich dachte schon, mit mir wäre es vorbei. Ich war gerade dabei, mir die Fallschirme zu schnappen, und da ging die Tür auf. Ich wusste, jetzt bin ich geliefert.«
    »Und was ist dann passiert?«, fragte ich.
    Casper lächelte und ließ seine Grübchen sehen. »Und dann sagte er ›y’all‹.«
    »Ich nehme an, das ist almerikanisch?«
    »Das ist Südstaatenjargon.«
    Teddy kam mit drei großen Bündeln durch die Tür gestürmt. Er lud sie zu meinen Füßen auf dem Boden ab und sagte: »Viel Glück, y’all. Ich muss jetzt abhauen, bevor der Kapitän sich fragt, wo ich abgeblieben bin, aber viel Glück bei was auch immer ihr da

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