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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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auf dich.
    Ich warf mich in meine Klamotten vom Vortag und taumelte müde durch den Korridor zur Küche. Als Jeanne mich erblickte, schrie sie verzückt, kam zu mir gerannt, nahm mein Gesicht in ihre dicken Hände und drückte mir einen großen Kuss auf jede Wange.
    »Oh, meine kleine Kate. Es ist so schön, dass du wieder da bist. Ich war so glücklich, als Vincent erzählte, du wärst gestern vorbeigekommen. Und er hat heute Morgen zur Abwechslung mal wieder was gegessen. Ich dachte schon, er macht einen Hungerstreik, dabei lag es doch nur daran, dass er dich verloren hatte ...« Sie legte sich selbst die Hand auf den Mund. »Jetzt sprudle ich wie ein Wasserfall drauflos, dabei bist du gerade erst aufgewacht. Setz dich. Ich mach dir Frühstück. Kaffee oder Tee?«
    »Kaffee«, antwortete ich und fühlte mich sehr geschmeichelt von all dieser Aufmerksamkeit.
    Jeanne und ich schwatzten, während ich aß. Sie wollte alles über meine Familie wissen, woher ich stammte, wie es war, in New York zu wohnen. Ich blieb noch ein bisschen bei ihr, nachdem ich fertig war, dabei konnte ich es gar nicht erwarten, Vincent wiederzusehen.
    Jeanne spürte das. Sie schnappte sich das leere Geschirr und scheuchte mich liebevoll aus der Küche. »Ich bin mir sicher, du hast Besseres vor, als deinen Tag hier mit mir zu verbringen. Geh zu Vincent. Er ist im Trainingssaal.«
    »Wo ist der Trainingssaal?«, fragte ich und brannte darauf, etwas zu erfahren, von dem ich noch nichts wusste.
    »Ich bin aber auch ein Trottelchen. Irgendwie ist mir, als würdest du dich hier auskennen, dabei warst du ja erst ein paar Mal da. Im Keller. Die erste Tür links, wenn du aus der Küche kommst.«
    Ich hörte sie, bevor ich sie sah. Das Geräusch von Stahl auf Stahl. Schweres Atmen, Ächzen und Rufe. Es klang ein bisschen so, als würde der Soundtrack eines Martial-Arts-Films bei voller Lautstärke in einer Echokammer gespielt. Ich erreichte den Fuß der Treppe und schaute mich mit offenem Mund um.
    Der Saal erstreckte sich über die gesamte Breite des Hauses. Die steinerne Decke war gewölbt. Winzige Fenster befanden sich in einer Reihe am oberen Ende einer Wand, die zum Innenhof hin gelegen sein musste. Sonnenstrahlen fielen schräg herein und verwandelten den aufgewirbelten Staub in gespenstisch wirkende Säulen.
    Waffen und Rüstungen säumten die Wände — von mittelalterlichen Armbrüsten, Schilden und Schwertern bis hin zu Streitäxten und Spießen war alles dabei. Dazwischen hingen auch neuzeitlichere Säbel und eine Auswahl von Jagdgewehren und alten Armeerevolvern.
    Etwa in der Mitte des Raumes schwang Vincent gerade einen gewaltigen Zweihänder nach einem Mann, dessen schwarze Haare zu einem strengen kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Er parierte mit seinem gefährlich aussehenden Schwert und wehrte den Hieb gekonnt ab. Ihre Schnelligkeit und Gewandtheit war beeindruckend.
    Vincent trug eine weite schwarze Karatehose, war ansonsten jedoch barfuß und kämpfte mit nacktem Oberkörper. Wenn er das Schwert hob und schwang, spielten seine steinharten Muskeln deutlich auf Brust und Bauch. Er war wahnsinnig durchtrainiert, aber nicht so gewaltig mit Muskeln bepackt wie Ambrose. Sein Körper war perfekt gebaut.
    Nachdem ich sie ein paar Minuten lang unbemerkt beobachtet hatte, betrat ich den Raum. Der Mann erspähte mich und nickte in meine Richtung.
    »Kate!«, rief Vincent und joggte zu mir herüber. Er nahm meinen Kopf in seine Hände und gab mir einen schwitzigen Kuss auf den Mund. »Guten Morgen, mon ange «, sagte er. »Gaspard und ich trainieren gerade, sind aber in ein paar Minuten fertig.«
    »Gaspard!«, rief ich überrascht. »Ich hab dich gar nicht erkannt!« Jetzt, wo seine sonst immer so wüst in alle Richtungen stehenden Haare nach hinten gekämmt waren, sah er fast normal aus. Die Dynamik des Kampfes hatte seine sonst vorherrschende Zögerlichkeit und Unbeholfenheit vertrieben.
    »Lass dich nicht von Gaspard täuschen, das mit dem verrückten Dichter ist nur eine Masche«, erklärte Vincent, der wohl meine Gedanken gelesen hatte. »Er hat sich in den letzten hundertfünfzigundeinpaarzerquetschten Jahren der Waffenkunde gewidmet und dient uns Jungspunden als Kampfkunstlehrer.«
    Gaspard steckte das Schwert in die Scheide. Er kam auf mich zu und sagte, mit einer halben Verbeugung: »Mademoiselle Kate, es ist eine wahre Freude, dich wieder hier begrüßen zu dürfen.« Ohne das Schwert in der Hand verlor sein Auftreten gleich

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