Von dir verfuehrt
Zärtlichkeit … nach Sex. All das würde ich ihr geben, solange bis sie um Gnade flehte. Der Gedanke an ihre Lustschreie, ihr umherwirbelndes Haar und diesen hilflosen Ausdruck in ihren Augen, wenn sie kam und die Welt um sich herum vergaß, trieben mich in den Wahnsinn. Ich wollte und brauchte mehr davon. Was auch immer sie dazu gebracht hatte, ihren Schutz abzulegen und sich zu öffnen, sollte von nun an der Vergangenheit angehören. Nach dem heutigen Abend, würde sie diesen Panzer in meiner Gegenwart freiwillig abstreifen und mich als einzigen ihre Lust befriedigen lassen. Damit es dazu kam, musste Hannah meiner Einladung folgen. Und wie alles, was diese Frau betraf, war ich mir nicht sicher. Von Hannahs Stimmungsschwankungen bekam selbst ich ein Schleudertrauma. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als zu hoffen und mich überraschen zu lassen. Ich hasste Überraschungen für die ich nicht selbst verantwortlich war. Mehr jedoch widerstrebte es meiner Natur zu warten, noch dazu auf eine Frau. „Was machst du bloß mit mir, Kleines?“, seufzte ich und warf einen ungeduldigen Blick auf meine Armbanduhr.
Hannah
S chnaubend band ich mir die Haare zu einem unordentlichen Knoten zusammen und ging die Treppe zum Stübchen hinunter. Mia erwartete mich bereits, weil ich verpennt hatte. Und wieso hatte ich verschlafen? Weil ich blöde Kuh, wider meiner Regel, eine weitere Nacht mit David Bender verbracht hatte, was – ich biss mir vor Verärgerung in die Faust - unverzeihlich … und vermutlich der beste Sex war, den ich je hatte. „Nicht ablenken, Hannah“, ermahnte ich mich flüsternd und erwiderte das herzliche Lächeln von Mia. Überrascht stellte ich fest, dass bereits zwei Gäste mit dampfenden Kaffeetassen versorgt, einen zufriedenen Eindruck boten. Nicht schlecht, dachte ich. Je nachdem, wie sie sich machte, könnte ich mich schon bald verstärkt meinen Gemälden widmen, während Mia an drei Tagen in der Woche meinen Laden schmiss. Der Plan war die Malerei als zusätzlich Einnahmequelle zu etablieren, indem ich meine Bilder zum Verkauf in meinem Café ausstellte. Der Gedanke daran versetzte mich in Unbehagen, weil bislang niemand meine Werke zu Gesicht bekommen hatte. Ich wusste nicht mal, ob sie etwas taugten. Wenn ich nicht länger als nötig in Davids Schuld stehen wollte, blieb mir leider nichts anderes übrig, als es auf einen Versuch ankommen zulassen.
Zufrieden beobachtete ich Mias Umgang mit den Gästen. Sie war freundlich ohne zu schleimen, aufmerksam ohne aufdringlich zu sein und damit die perfekte Servicekraft für mein Café. Gut gemacht, lobte ich mich.
„Tisch vier hätte gerne Frühstück Nummer zwei und drei“, sagte sie schüchtern ohne mi r dabei in die Augen zu sehen.
Wich sie mir aus oder bildete ich mir das nur ein? Ob sie ahnte, was ich gestern mit ihrem Bruder getrieben hatte? Unauffällig drehte ich den Kopf Richtung Schulter, um an mir zu schnuppern. Ich wurde das Gefühl nicht los, nach Sex und David zu riechen. Dieser Mann schien mich zu verfolgen. Und jetzt wurde ich die Geister, die ich rief, nicht mehr los.
In der Küche stellte ich den Ofen an und fragte mich, worüber
David mit mir reden wollte. Und wieso war dafür ein Abendessen zu so später Stunde, noch dazu in hübscher Garderobe von Nöten? Konnte er nicht einfach in alter Manier zur Mittagszeit hier aufschlagen, mir bei einem Espresso oder Kaffee sein Anliegen vortragen und wieder verschwinden? Sonst nahm er schließlich auch kein Blatt vor den Mund.
Leicht verärgert schlug ich zwei Eier in die Pfanne und sah ihnen beim Brutzeln zu. Ich hätte statt ihn anzurufen eine zweite Flasche Wein leeren sollen. Die hätte mich, wenn auch auf ung esündere und unglimpflichere Weise, ebenso von Stefan und Nadine abgelenkt. Der Gedanke an die beiden trieb die Klinge, die ich mühsam zur Hälfte herausgezogen hatte, wieder tiefer in meine klaffende Wunde hinein. Hastig schob ich ihn beiseite, ignorierte den stechenden Schmerz und richtete die Frühstücksteller für Tisch vier an.
„Ich hatte Sex“, flüsterte Vivien mir über den Tresen gebeugt zu und strahlte als hätte sie die Sonne verschluckt. Ohne sie um weitere Informationen gebeten zu haben, erzählte sie von ihrem Date mit Oliver und ging dabei auf jedes versaute Detail ein. „Es stimmt, was sie über schwarze Männer sagen“, kicherte sie wie eine Dreizehnjährige, die zum ersten Mal den Aufklärungspart der Bravo las. „Er ist riesig“. Sie
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