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Von dir verfuehrt

Von dir verfuehrt

Titel: Von dir verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Omah
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mir ein Schmunzeln und antwortete schulterzuckend, dass ich noch unschlüssig sei. Das konnte sie ihm gerne so ausrichten, wenn die beiden mich schon zum Gesprächsthema machten. Er brauchte nicht zu wissen, dass allein die Neugierde auf dieses Etablissement mir keine Wahl ließ, als seiner Einladung zu folgen. Sollte er mit irgendwelchem Gefühlsquatsch anfangen, würde ich mein Essen einpacken lassen und mir ein Taxi rufen. Guter Plan , dachte ich und hätte mich am liebsten selbst abgeklatscht.
     
    „Wer war das? Was wollte er? Und was läuft da zwischen Mister Universum und dir?“ Vivien sah mich an, als wartete sie darauf, dass ich ihr die kommenden Lottozahlen verriet.
    Ich verdrehte die Augen und stieß schnaufend den Atem aus.
    „Okay“, lenkte sie ein, „vergiss Frage eins und zwei un d beantworte mir Nummer drei.“
    „Da läuft nichts“, kam ich in drei Worten ihrer Bi tte nach.
    „Ach komm, sag schon. Ich hab dir schließlich au ch von Oliver und mir erzählt.“
    „Worum ich dich nicht gebeten hab“, fuhr ich sie an. „Nicht jeder hat solch ein Mitteilungsbedürfnis wie du.“
    Das neugierige Funkeln in Viviens Augen erlosch. Hastig strich sie sich eine nicht vorhandene Strähne aus ihrem rot angelaufenen Gesicht und sah mich verwundert an. Jetzt merkte auch ich, dass ich mich im Ton vergriffen hatte. Und es wunderte mich nicht, dass Vivien nur wenige Minuten später nicht mich, sondern Mia um die Rechnung bat. Ohne sich zu verabschieden ließ sie mich und mein schlechtes Gewissen zurück.

    Überpünktlich, um viertel nach neun, saß ich fertig angezogen auf meinem Sofa und langweilte mich. So schnell konnte es gehen, wenn man nur ein Abendkleid besaß. Das kleine schwarze Multitalent war schlicht, elegant und sexy. Was der hohe Ausschnitt, verbarg, wogen meine Beine wieder auf. Da ich davon ausging, dass wir mit dem Auto fuhren, ließ ich die Strumpfhose weg. Mein glatt geföhntes Haar schmiegte sich sanft an die Wölbung meiner Brüste, die durch den enganliegenden Stoff auch ohne Ausschnitt zur Geltung kamen. Ja, so würde ich David das Wasser reichen können , machte ich mir Mut und schlüpfte selbstbewusst in meine schwarzen High Heels.
    Fünfzehn Minuten später öffnete ich meinem Rendezvous eingehüllt in einen beigen Wollmantel die Tür. Okay, jetzt fiel mir wieder ein, weshalb ich heute eine Stunde früher als gewöhnlich letzte Runde gemacht hatte. Nur mit Mühe widerstand ich dem Verlangen meinen Hunger zu stillen, noch bevor wir im Restaurant angekommen waren. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ein schwarzes Lederhemd - ja, sowas gab’s - zu einer schlichten dunkelblauen Jeans so gut aussehen konnte, hätte ich ihm den Vogel gezeigt. Ich biss mir auf die Zunge, um sie am Schnalzen zu hindern und erwiderte sein verführerisches Lächeln.
     
    Leicht verdutzt blieb ich vor der schwarzen Limousine stehen, die zwei Straßen weiter neben einem Taxistand parkte. Dekadenter ging es wohl nicht. Ich ergriff Davids ausgestreckte Hand und plumpste, wie ein Sack voll nasser Wäsche, in den Sitz. Sehr elegant. Damit war der Plan, so zu tun, als führe ich nicht zum ersten Mal in so einem Bonzen-Schlitten, dahin.
    Kaum war David eingestiegen, setzte sich das Gefährt in Bewegung. Mühelos fädelte der Fahrer es in den Verkehr, als lenke er einen Twingo. Beeindruckend. Ebenso wie die Innenausstattung dieses Wagens. Ich kam nicht dazu mir diese Nobelbar auf vier Rädern genauer anzusehen, weil David näher rückte und mich mit seinem Blick gefangen nahm. Anders als sonst fixierte er ausschließlich mein Gesicht und meine Augen, was vermutlich daran lag, dass sich der Rest von mir unter einem Mantel verbarg. Tapfer hielt ich seinem Versuch mich zu durchleuchten stand und stellte einmal mehr fest, wie schön er nicht nur Kopf abwärts war.
    „Wie geht’s dir ?“, wollte er wissen. Eine Frage, so herrlich normal, dass sie mich, aus seinem Mund kommend, im ersten Moment überrumpelte.
    „Wie … meinst du das?“, reagierte ich leicht dümmlich.
    Entgegen meiner Erwartung folgte weder ein Lachen noch ein amüsiertes Grinsen. Stattdessen verringerte er erneut den Abstand zwischen uns und sah mich ernst an. „So, wie ich es sagte, Hannah.“
    „Gut … mir geht’s gut“, antwortete ich und starrte ihm auf den Mund, der sich nun zu einem schiefen Lächeln verzog, auf das ich am liebsten meine Lippen pressen wollte. Okay! Jetzt war es amtlich. Es musste dieser verfluchte Mikrochip sein.

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