Von dir verfuehrt
die ihn umgab, gekämpft und jedem die Hand geschüttelt oder die Frauen mit Küsschen auf die Wange begrüßt hatte.
„Schön, dass ihr es einrichten konntet“ , sprach er bei uns angekommen und wirkte etwas außer Atem.
„Ehrensache“, gab ich zurück und klopfte ihm auf die Schulter, während er Mia herzlich in seine Arme schloss. Er kannte meine Schwester seit ihrer Einschulung und mochte sie sehr gern, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Hannah und ihn stellte ich einander vor, obwohl sie sich bereits begegnet waren. Er reichte ihr freundlich die Hand und bedankte sich für ihr Kommen. Den bedeutungsvollen Blick, den er mir dabei zuwarf, ignorierte ich, ahnend, dass mir gleich ein Verhör bevorstand.
„Mia und ich machen uns über das Buffet her, sollen wir dir etwas mitbringen?“, bot Hannah an und schenkte mir ein Lächeln, das genauso zuckersüß, wie frech war.
Ich lehnte dankend ab, sah zu, wie sie mit meiner Sc hwester im Schlepptau verschwand und dabei nicht nur die Blicke anderer Männer auf sich zog.
„Heiß, deine Begleitung “, bemerkte Oli anerkennend und folgte ihr mit seinen Augen, was mir missfiel.
„Was läuft da?“, wollte er , wie befürchtet, wissen und nahm endlich den Blick von ihr.
Schulterzuckend trank ich einen großen Schluck aus meinem Glas. Im Gegensatz zu ihm ging ich nicht mit meinen Eroberungen hausieren, weshalb ich schwieg.
„Schon gut, wenn du nicht darüber reden willst , aber mir machst du nichts vor, Bender.“ Er grinste wissend und widmete sich seinen anderen Gästen.
Ich dachte über Olis Bemerkung nach und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, bis ich Hannah fand. Ihre Tasche klemmte unter ihrem Arm. In einer Hand hielt sie einen Teller und in der anderen das Glas, an dem sie nippte. Leicht überladen, stand sie unter einem der zahlreichen Kronleuchter, der sie von oben anstrahlte und ihrem blonden Haar einen goldenen Glanz verlieh. Gläserne Verzierungen, die wie Perlenschnüre von der Decke hingen, reflektieren auf ihrer makellosen Haut und ließen sie schimmern wie geschliffene Diamanten . Oh Bender!, dachte ich kopfschüttelnd . Jetzt machte ich aus Hannah schon eine weibliche Form dieses verdammten Vampirs aus diesen Twilight Filmen– ja, ich hatte sie gesehen, un d zwar alle, dank meiner kleinen Schwester . Seufzend nahm ich mir einen weiteren Champagner von dem Tablett der Kellnerin, die mich freundlich anlächelte. In einem Zug leerte ich das Glas und versuchte, das ungewohnte Kribbeln in meiner Magengrube zu ertränken, doch es blieb.
Grazil setzte Hannah einen Fuß vor den anderen und kam auf mich zu. Gott, diese Frau war eine Wucht! Ich ließ mein leeres Glas auf dem Tisch stehen und war im Begriff, ihr entgegenzukommen, da schnitt ihr irgend so ein Typ den Weg ab. Was wollte der denn? Statt ihn zu ignorieren, ließ sie sich in ein Gespräch verwickeln. Sie unterhielten sich, und Hannah warf lachend ihren Kopf in den Nacken. Ich liebte es, sie so vergnügt zu sehen und hasste den Umstand, dass nicht ich dafür verantwortlich war. Mein Puls beschleunigte sich, was angesichts des, vermutlich belanglosen, Wortwechsels absolut lächerlich war.
„Hast du Hannah gesehen?“ Wie aus dem Nichts stand Mia neben mir. Sie stocherte in ihrem Salat herum und sah mich fragend an.
Mit einem knappen Nicken zeigte ich auf Hannah und diesen Typen, der keine Gelegenheit ausließ, sie zufällig a m Arm oder Rücken zu berühren.
„ Wer ist das?“, erkundigte sie sich.
„Woher soll ich das wissen?“, entgegnete ich schärfer als beabsichtigt und widerstand dem Drang Hannah von dem Kerl wegzuholen. Ich fragte mich, wie er wohl von vorn aussah. Er war blond, das konnte ich von hier aus erkennen. Ob Hannah eher den hellen Typ Mann bevorzugte? Verflucht, was machte ich hier? Ich führte mich auf, wie ein eifersüchtiger Gockel und beschloss mich unter die anderen Gäste zu mischen. Immerhin bot sich nicht oft die Gelegenheit mit ehemaligen Kommilitonen und Geschäftspartnern ins Gespräch zu kommen. Mia nahm ich mit und ertappte mich immer wieder dabei, wie ich in Hannahs Richtung schielte. Inzwischen bediente sich der Kerl an ihrem Teller, und ich spürte Wut in mir aufsteigen. Endlich bekam ich sein Gesicht zu sehen und erkannte Alex Kessel, einen Kollegen von Oliver. Wenn ich mich recht entsann, war er Chirurg in irgendeiner Schönheitsklinik am Rhein. Kannten sich die beiden? Mit der Hand fuhr ich mir durchs Haar und versuchte dem Gespräch, in das
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