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Von dir verfuehrt

Von dir verfuehrt

Titel: Von dir verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Omah
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jährlich stattfindenden Farbklecks Gala spendeten, unter anderem Françoise Nielly. Seit Mutters Tod kümmere ich mich um die Stiftung.“
    Kein einziges Mal hatte Hannah mich angesehen, während ich erzählte. Ihr Blick ruhte auf unseren Fingern, die mittlerweile ineinander verschränkt waren. Daher blieb mir der Ausdruck in ihren Augen verborgen. Sie entzog mir langsam ihre Hand. Ob sie auf Abstand ging und der Griff zur Nougattafel nur ein Vorwand war, erschloss sich mir nicht. Doch ich spürte, wie sie sich versteifte und sich auch innerlich zurückzog. Beinahe hastig brach sie einen Riegel ab, schob sich ein Stück in den Mund und rutschte unruhig auf dem Sofa herum. Sie fasste sich an ihren Nacken und massierte ihn, als wäre er verspannt. Es folgten zwei weitere Stücke Schokolade, die gleichzeitig in ihrem Mund verschwanden. Offensichtlich fühlte sie sich unwohl.
    „Und du? Seit wann malst du?“, versuchte ich ein anderes Thema einzuschlagen und hoffte, dass sie sich wieder entspannen würde. Sie sah mich an, als hätte sie mit der Frage nicht gerechnet.
    „Schon immer“, antwortete sie leicht zögerlich. „Seit ich denken kann, glaube ich.“
    „Warum hast du deine Leidenschaft nicht zu m Beruf gemacht?“
    „Weil es in meinem Fall eine brotlose Kunst ist .“
    Überrascht von ihrer sachlich nüchternen Antwort zog ich eine Augenbraue in die Höhe. „Dennoch bietest du sie zum Verkauf. Warum tust du das, wenn du nicht davon überzeugt bist, dass sie deinen Gästen, und mir übrigens auch, gefallen könnten?“
    Sie schüttelte den Kopf und atmete geräuschvoll , fast schon angesträngt aus. „Ich hasse es, sie zur Schau stellen zu müssen.“
    „Wieso müssen?“
    „Wie sonst soll ich an 23. 000 Euro kommen?“, seufzte sie schwer. „Ich betreibe leider keine Café-Kette, David.“
    Mit ihren Worten und ihrem gequälten Gesichtsausdruck versetzte sie mir einen Stich. Ich wollte ihr Geld nicht, erst recht nicht, wenn sie dafür etwas tat, dass ihr nicht behagte .
    „Du weißt, dass du das nicht tun musst, Hannah.“
    Als Antwort erhielt ich einen warnenden Blick. Gott, war diese Frau stur. Wieso konnte sie es nicht einfach auf sich beruhen lassen? Für mich waren 23.000 Euro ein Klacks. Meinem Bankkonto würden sie nicht einmal auffallen. Ich verkniff mir laut auszusprechen, was ich dachte, um keinen Rauswurf zu riskieren. „Und wie läuft der Verkauf?
    „Gut“, gab sie zurück und knabberte dabei wie ein Häschen an einem weiteren Stück Schokolade. Malen konnte Hannah definitiv besser als lügen.
     
    Hannah
    K onnten wir bitte das Thema wechseln oder einfach aufhören zu reden und … eine seiner DVDs ansehen? Ich benahm mich unmöglich. Welcher halbwegs empathische Mensch stopfte sich mit Schokolade voll, während sein Gegenüber von seiner toten Mutter erzählte? Aber der Schmerz und die Zärtlichkeit in seiner Stimme brachten Erinnerungen an meine eigene Mama hervor.
    Male Mami ein schönes Bild. Mami ist gleich wieder zurück.
    David hatte es bemerkt und das Gespräch in eine andere Richtung gelenkt. Nun sprachen wir über meine Gemälde, ebenfalls etwas worüber ich nicht reden konnte, ohne daran erinnert zu werden, dass Mami nicht zurückgekommen war, obwohl ich den ganzen Block voll gemalt hatte. Wir hatten ausgemacht, dass David mich vergessen lassen würde, nicht, dass er – wenn auch unbeabsichtigt – in meiner Vergangenheit wühlte. Also beschloss ich spontan unser Gespräch an dieser Stelle zu beenden und nahm die Weinflasche vom Tisch. „Die hier gehe ich jetzt öffnen. Sobald ich wieder oben bin, kannst du mir deine DVD-Sammlung zeigen“, wich ich zusätzlichen Nachforschungen aus und ließ David zurück.
     
    Wir sahen uns inzwischen die vierte Folge von How I met your mother an. Anfangs skeptisch, schloss ich diese verrückte Clique schnell in mein Herz und hörte mich entweder kichern oder laut drauf losbrüllen. Jedes Mal, wenn ich mir vornahm, David nach Hause zu schicken, überredete er mich zu einer weiteren Fortsetzung, bis mir irgendwann die Lider zufielen. Im Halbschlaf bekam ich mit, wie er mich in seine Arme hob und ins Schlafzimmer trug.
    „Finger weg“, murmelte ich und blinzelte i hn aus halbgeöffneten Augen an.
    „Ich dachte du schläfst und wollte dir nur aus deinem Pulli helfen, um dir ein T-Shirt überzuz iehen.“
    „Jetzt bin ich ja wach“, nuschelte ich.
    David nahm die Hände von mir und fing an sich auszuziehen.
    „Was machst du da?“ Mit

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