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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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fühlen Sie sich wohler.«
    Damit hatte ich seinen wunden Punkt getroffen.
    »Mein Name ist Amos Gage, wie Sie ja genau wissen«, begann er. »Ich glaube, ich tauge nicht viel. Bin Quartalsäufer. Weiß nicht, wie das gekommen ist. Eine ganze Zeit lebe ich vernünftig, und dann kommt die Sucht über mich.«
    Ich gähnte.
    »Immer habe ich mich bemüht, alles zu vermeiden, was mich in die Patsche bringen könnte«, fuhr er fort. »Nie trage ich mehr als hundertfünfzig Dollar bei mir, und in der Minute, wo ich das erste Glas trinke, schicke ich meinen Autoschlüssel per Post an eine Bekannte und gehe nur noch zu Fuß. Wenn dann das Geld alle ist, das ich bei mir hatte, werde ich allmählich nüchtern. Manchmal ist's nur eine kurze Kneiptour, dann wieder eine längere.«
    »Allgemeine Einzelheiten können Sie auslassen«, entgegnete ich. »Erzählen Sie mir von Beckley.«
    »Na gut. Ich war also auf Kneiptour gewesen. Wie lange die gedauert hat, weiß ich nicht. Es muß wohl einer bei mir gewesen sein, der sich für allerlei Runden revanchierte und für mich weiter bestellte, denn die Sache hat, glaube ich, ziemlich lange gedauert.«
    »Wer war denn Ihr Zechgenosse?« fragte ich. »Beckley?«
    »Um Himmels willen, nein«, wehrte er ab. »Wer das gewesen ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß ich schließlich wieder nüchtern wurde und restlos pleite war. Hatte nicht mal mehr das Geld für eine Tasse Kaffee bei mir. Bin bestimmt gefleddert worden — und ich brauchte so dringend Kaffee. War ein furchtbarer Zustand.«
    »Weiter.«
    »Ich habe mein System, wieder nach Hause zu kommen, wenn ich mich von so einer Tour erhole. Dann gehe ich zu einem Trinkwasserbrunnen und pumpe mich voll Wasser, soviel, wie rein will, und wenn ich mich dann nicht mehr so zitterig fühle, wandere ich in eine Gegend, wo es ein paar gute Tankstellen gibt, und horche da herum, bis ich eine finde, die einem Logenbruder gehört, einem >Elch<.«
    »Und dann?«
    »Dann komme ich ihm als Bruder >Elch< mit einer Bitte. Daß ich in Not geraten sei und er mir helfen möchte, damit ich per Anhalter nach Hause käme. Meistens tut er das dann auch. Manchmal gibt mir einer sogar das Geld für eine Tasse Kaffee und einen Happen zu essen.«
    »Und diesmal?« warf ich ein.
    »Diesmal«, fuhr er fort, »sagte mir der Betreffende, ich sollte aus dem Lichtkreis der Tankstelle gehen, aber in der Nähe bleiben und warten, und dann wollte er sehen, was sich machen ließe.«
    »Erinnern Sie sich vielleicht an den Namen dieses Mannes?« fragte ich.
    »Ehrlich gesagt, nein. Ich weiß nur, daß es in Carver City war. Damals wußte ich auch seinen Namen. Er nannte mir seine Logennummer, und wir begrüßten uns mit Handschlag. Aber mehr kann ich dazu kaum erklären. Ich könnte jedoch, wenn ich nach Carver City käme, die Tankstelle wiederfinden und würde dann natürlich auch den Mann wiedererkennen, wenn ich ihn sähe.
    Dort wurden übrigens Postkarten verschenkt, gleich mit aufgeklebter Marke. War so ein Reklametrick. Ich schickte eine an meine Bekannte, die ich vorhin erwähnte, und schrieb, es ginge mir gut und ich sei auf dem Nachhauseweg.«
    Ich ließ ihn jetzt merken, daß er mich interessierte, denn etwas in seinem Verhalten schien mir für Ehrlichkeit zu sprechen. »Was geschah dann weiter?« fragte ich.
    »Als ich so ungefähr eine halbe Stunde da gewartet hatte, kam der Tankwart zu mir und sagte: >Paß auf, ich bekomme für dich einen Platz, aber du darfst mir keine Scherereien machen. Ich muß mich ganz auf dich verlassen können, schon aus Treue zur Loge.< Na, ich gab ihm die Hand darauf und versicherte, er sollte das nie zu bereuen haben, denn ich sei ja ein vernünftiger Mensch. Ich erzählte ihm dann ein bißchen aus meinem Leben.
    Er sagte mir, es sei gerade einer zum Tanken gekommen, der nach Reno wollte und, weil er da fast die ganze Nacht durchzufahren hätte, jemanden suchte, der ihn am Steuer mal ablösen könnte.«
    »Weiter«, drängte ich.
    »Der Tankwart nahm mich mit rüber und stellte mich dem Mann vor. Seinen Namen habe ich damals natürlich nicht verstanden, wie das meistens so geht. Für mich war er eben nur ein Mann, der nach Reno wollte und bereit war, mich mitzunehmen. Er fuhr diesen Roadracer.
    Ich wollte ja nicht gerade nach Reno, sondern eigentlich nach Los Angeles, aber mir war hundeelend vor Kohldampf, und ich wollte so nicht die Nacht auf der Landstraße liegen. Ich hätte mich auf alles eingelassen, wenn ich dadurch nur ein

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