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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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wanderte umher, anscheinend ohne sich um mich zu kümmern. Doch jedesmal, wenn ich weiterging, bemerkte ich, daß sie mich beobachtete.
    Viermal spielte ich an einem Vierteldollarautomaten und hatte beim viertenmal den Höchstgewinn. Das Wechselmädchen stand rechts neben mir.
    Ich probierte es an einem Halbdollarapparat und gewann beim dritten Versuch sechzehn Dollar. Dann schlenderte ich lässig umher. Die junge Frau, die mich angesprochen hatte, beobachtete mich verstohlen,
    aber mit hungrigem Blick.
    Auf der Rolltreppe fuhr ich ins Parterre und wartete dort ein Weilchen, ob sie mir wohl folgte.
    Sie kam nicht.
    Es war mir nicht klar, ob sie ihre Absicht geändert oder ob die Geschäftsleitung etwas getan hatte, um ihr Edikt gegen Anbettelei zu erzwingen.
    Nach einiger Zeit kam mir der ganze Betrieb zu grell und zu mono ton vor. Ich spürte, daß ich müde war. Nun ging ich zur Kassiererin. »Hören Sie«, sagte ich, »ich bin Privatdetektiv und möchte gern den Weg eines Reiseschecks der American Express Company feststellen, der bei Ihnen vor etwas über einer Woche durchgelaufen ist.«
    »Wie hoch war der Betrag?«
    »Fünfzig Dollar.«
    Sie blickte mich an, als sei ich irrsinnig. »Vor über einer Woche?«
    »So ungefähr.«
    »Wissen Sie denn, wieviel Geld uns hier in vierundzwanzig Stunden durch die Finger läuft?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wenn ich's Ihnen erzählte, würde ich rausfliegen«, erklärte sie. »Haben Sie eine Ahnung, was für ein Stapel Schecks jeden Tag von hier zur Bank gebracht wird?«
    Wieder mußte ich den Kopf schütteln.
    »Na also! Gehen Sie jetzt lieber eine Tasse Kaffee trinken und verschonen Sie mich mit Fünfzigdollarschecks, die hier vor einer Woche durchgegangen sind. Das ist ja geradeso, als wenn Sie mich bei Schneewetter auf der Straße fragen würden, ob ich eine bestimmte Schneeflocke gesehen hätte!«
    Plötzlich wurden ihre Züge weich, und sie lächelte. »Ich würde Ihnen ja gern helfen«, versicherte sie. »Wirklich.« Ihr Lächeln schien freundlich, ja herzlich, und ganz persönlich. Dann kam jemand, um einen Scheck einzulösen. Ihr Lächeln blieb freundlich, doch ihre Augen bekamen einen harten und abweisenden Ausdruck.
    »Haben Sie so was wie einen Personalausweis da?« fragte sie den Kunden, der ihr seinen Scheck reichte.
    Ich ging fort.
    In Reno zeitig frühstücken ist schon ein Erlebnis für sich.
    Ich frühstückte dort nämlich schon vor Tagesanbruch. Zwei Mädels - vielleicht Schlepperinnen für ein Spielkasino oder aber geschiedene Frauen, die gemeinsam hier ihr Glück oder Pech erprobten, möglicherweise auch Touristinnen, die das erwartete Abenteuer nicht gefunden hatten — aßen Rührei auf Toast so träge und trübsinnig wie Menschen, die wissen, daß es, was auch sonst die Welt für sie noch zu bieten haben mag, keine Träume und Illusionen mehr gibt.
    Ein Mann, den man nach seinem Äußeren für einen Berufsbettler halten konnte, während er wahrscheinlich eine halbe Million Dollar besaß. kaute sein Essen in vollkommenem Gleichtakt, als nähme er nur sein Tagesquantum Brennstoff an Bord, und schien überhaupt nicht zu merken, wonach es schmeckte.
    Dann waren da noch einige Touristen, die früh aufbrechen wollten, und ein Gast, der es sich offensichtlich in den Kasinos hatte wohl sein lassen, denn er sah kraftstrotzend aus mit seinem roten Gesicht und hatte trotz der frühen Morgenstunde einen frischen, munteren Blick. Außerdem sah ich zwei Croupiers, die vom Nachtdienst kamen, und einen Mann in Tankwartsuniform, der, ein Auge auf die Armbanduhr gerichtet, sein Frühstück verschlang.
    Ich verließ das Restaurant, als es draußen gerade so hell wurde, daß man keine Scheinwerfer mehr benötigte, und begann meine Fahrt die Chaussee entlang, um alle Motels abzuklappern.
    Das wurde ein langes und langweiliges Unternehmen. Ich fuhr zum ersten Motel, umrundete den ganzen Komplex und spähte nach einem Roadracer mit kalifornischen Kennzeichen. Fuhr zum nächsten, machte es da genauso, und weiter ging's systematisch der Straße nach. Als ich das letzte Autohotel an der westlichen Straßenseite abgesucht hatte, wendete ich und begann auf der anderen Seite, in Richtung Reno, dieselbe Prozedur.
    Es war ein so hoffnungsloses Bemühen, daß es mir trotz meiner Zähigkeit schwer wurde, noch aufmerksam zu bleiben. Wie leicht kann man ein Auto übersehen, wenn die Dinger zu Hunderten in Erscheinung treten.
    Plötzlich aber spähte ich zweimal in die gleiche

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