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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Richtung, blickte noch mal über die Schulter und — trat hart auf die Bremse.
    Es war eine Roadracçr=Limousine, und das kalifornische Kennzeichen lautete NFE 801.
    Ich steuerte meinen Wagen in eine Nebenstraße, parkte ihn dort, steckte den Schlüssel in die Tasche und ging zurück, um mir den Wagen genauer anzusehen. Er stand in einem Abteil neben der Wohnkabine 12, und es war an ihm nichts zu bemerken, was auf einen Unfall hätte schließen lassen.
    Ich ging zur Kabine 12 und klopfte an die Tür.
    Niemand meldete sich.
    Ich klopfte noch einmal.
    Eine schläfrige Stimme knurrte: »Hö? Was 's los?«
    »Öffnen Sie«, sagte ich.
    Jetzt klang die Stimme wacher: »Was wünschen Sie?«
    »Versicherungsgesellschaft«, antwortete ich. »Ich habe eine Rückfrage nach dem Roadracer NFE 801. Ist das Ihr Wagen?«
    Für mehrere Sekunden blieb es drinnen still. Dann hörte ich Schritte auf dem Fußboden, die Tür wurde entriegelt.
    Der Mann, der im Türrahmen erschien, mochte fünfunddreißig sein, war etwa 1,85 Meter groß, hatte blaue Augen und welliges dunkles Haar mit bräunlichem Schimmer. Er musterte mich mit verschlafenem Blick und blickte dann an mir vorbei, als erwarte er Polizei im Hintergrand. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß ich allein war, sah er gleich weniger furchtsam aus.
    »Wer sind Sie?«
    »Das werde ich Ihnen erklären«, sagte ich und schob mich vor.
    Für den Bruchteil einer Sekunde schien es mir, als wollte er mich am Eintreten hindern, doch dann trat er zur Seite. Ich ging hinein.
    »Ziehen Sie sich lieber erst einmal richtig an«, forderte ich ihn auf.
    Die Gelegenheit, seine Gedanken zu sammeln, war ihm willkommen. Er hatte in Unterhemd und Shorts geschlafen und zog sich jetzt lange Hosen, Hemd, Socken und Schuhe an, schnallte seinen Gürtel um, ging ins Bad, wusch sich Gesicht und Hände, kam heraus, trocknete sich ab, nahm einen Kamm aus der Tasche und fuhr sich damit durchs Haar.
    »Schon eine ausgedacht?« fragte ich.
    »Was soll das heißen?«
    »Eine plausible Geschichte, meine ich.«
    »Warum sollte ich mir denn eine ausdenken?«
    »Ich bitte um Ihren Namen.«
    Nach kurzem Zögern sagte er: »Malcolm G. Beckley.«
    »Wie heißt Ihre Frau mit Vornamen?«
    Er sah mich an, blinzelte, sackte plötzlich zusammen und ließ sich auf die Bettkante nieder, als könnten seine Knie ihn nicht mehr tragen.
    »Kennen Sie vielleicht einen gewissen Amos Gage?« fragte ich weiter.
    »Sie sind mir über«, stieß er hervor.
    »Reden Sie«, forderte ich ihn auf.
    »Ich wußte ja, daß es so kommen würde«, gestand er matt. »Wenn ich bloß gewußt hätte, was ich machen sollte! Wäre doch nur ein Mensch dagewesen, mit dem ich hätte reden können — aber ich mußte versuchen, allein wieder klarzukommen, und nun habe ich alles vermurkst.«
    »Wieviel von Beckleys Eigentum haben Sie gestohlen?« fragte ich.
    »Gestohlen habe ich gar nichts.«
    »Seien Sie nicht so kindisch.«
    Er schwieg.
    »Das war ja eine ganz blöde Idiotie«, fuhr ich fort. »In kurzer Zeit sollten Sie zu einem Vermögen kommen, wenn Sie nicht wegen eines Verbrechens verurteilt waren, und da gehen Sie los und halten direkt das Kinn für Ihren K. o. hin.«
    »So verhält sich das absolut nicht«, entgegnete er. »Ich..., ich war bloß in eine Lage geraten, in der ich nicht wußte, was ich tun sollte, und für eine Weile wußte ich nicht mal, wer ich war.«
    »Gedächtnisschwund, wie?«
    »Für eine Weile, ja.«
    Ich lachte.
    »Es ist die Wahrheit, glauben Sie mir's. Es ist bestimmt die Wahrheit. Ich habe mal gelesen, daß es so etwas gibt, aber nicht gewußt, daß es einem tatsächlich passieren kann. Mir ist es wahrhaftig passiert.«
    »Weiter«, sagte ich skeptisch, »erzählen Sie mir alles, aber vergeuden Sie keine Zeit mit Ausschmückungen. Ich höre derartige Sachen so oft, daß mir immer schnell übel wird. Aber Sie können's ja an mir ausprobieren, dann sind Sie gut in Übung, und wenn Sie es später vor Gericht sagen müssen, haben Sie's wenigstens schon etwas einstudiert.«
    »Vor Gericht?« rief er erschrocken.
    »Klar«, bestätigte ich. »Was dachten Sie denn sonst?«
    Eine Weile saß er stumm und nachdenklich da. Er konnte sich anscheinend schwer entschließen, ob er ganz die Klappe halten sollte oder nicht.
    »Na, nur zu, fangen Sie an«, drängte ich ungeduldig. »Mal hören, wie es klingt.«
    Als er noch zögerte, ermunterte ich ihn: »Jedenfalls wird es Ihnen guttun, sich mal alles von der Seele zu reden. Nachher

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