Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair

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mit der Rolltreppe in den ersten Stock und dann auch in den zweiten. Das Unternehmen konnte sich sehen lassen! Auch oben war alles voller Spielautomaten. Sehr flinke Dämchen mit Augen, die alles rasch und genau registrierten, aber mit Gesichtern und Figuren, die für den Betrachter eine Augenweide waren, wanderten mit Münzenwechslern umher, die sie sich so angeschnallt hatten, daß ihre natürlichen Linien dadurch kein bißchen beeinträchtigt wurden.
    Ich wechselte eine Fünfdollarnote in Vierteldollarmünzen. Die gertenschlanke junge Dame schob den Geldschein in eine Tasche, drückte nur auf einen Hebel, und schon sprangen zwanzig Münzen wie gewünscht in ihre Hand. Sie ließ das Häuflein in meine Hand gleiten und sagte lächelnd »Viel Glück!«
    Ich spielte ungefähr zwanzig Minuten, manchmal mit Gewinn, dann wieder mit Verlust, bis ich nur noch vier Fünfundzwanziger hatte.
    Auf dem Schild über einer kleinen gerahmten Glasscheibe las ich: »Goldgräbers Traum, fünfundzwanzig Cent.«
    Ich steckte eine Münze in den Einwurf und schob mein Gesicht vor den Sehschlitz.
    Einen Moment blieb alles noch dunkel, doch ich meinte, das Schwirren einer verborgenen Apparatur zu hören — und schon wurde es hell.
    Ich sah ein wundervolles Diorama der Wüste. Den Hintergrund bildeten Berge, und auf eine raffiniert ausgeklügelte Weise hatte man erreicht, daß die Berge tatsächlich wie zwanzig Meilen entfernt wirkten. Am Himmel zeigte ein stahlgrauer Fleck den nahenden Morgen an. Er wandelte sich rasch in das Rot der Dämmerung, und vor dem Horizont stand eine mächtige Zuckerpalme. Es wurde heller und heller, und auf einmal hob sich im Vordergrund eine Gestalt ab: eine liegende nackte Frau. Ich wußte natürlich, daß sie aus Wachs oder Plastik oder dergleichen gemacht war, doch sie wirkte äußerst lebensecht. Sie schien nur etwa zwei Meter von mir entfernt zu sein und trug nichts weiter als ein hübsches Lächeln im Gesicht und um die Hüften ein lose geschlungenes rotes Seidentuch.
    Das Licht wurde noch stärker, die fleischfarbenen Konturen nahmen erfreuliche Ausmaße an. Aus irgendeiner Richtung kam plötzlich eine Brise auf. Die rote Seide flatterte ein paarmal, und während der Windhauch über die Wüste strich, hob sich das Tuch verführerisch, beinah senkrecht, doch im selben Moment erlosch die Beleuchtung, und ich hatte einen dunklen Kasten vor mir.
    Es war ein Meisterstück der Illusion. Ich warf noch einen Vierteldollar von Bertha Cools Spesengeldern ein und sah mir die Sache zum zweitenmal an.
    Sollte ich nicht noch eine dritte Münze...? Nein, ich ließ es und wandte mich zum Gehen. Eine weiche Frauenstimme fragte in leicht belustigtem Ton: »Sie wollen doch nicht schon aufhören, oder?«
    Ich musterte sie. Vielleicht war sie hier in der Gegend, um »die Kur« zu machen, wie die Einheimischen das nennen.
    Nach den Gesetzen von Nevada braucht, wer sich scheiden lassen will, nur sechs Wochen in dem Staat gewohnt zu haben. Das Verfahren kann dann schnell angesetzt werden, die Urteile der Scheidungsrichter sind sofort rechtskräftig, und die Geschiedenen können sich ohne Verzug neu verheiraten. Der Einheimische nennt diese sechswöchige Wohnzeit den »Kuraufenthalt«.
    »Da stimmt irgend was mit dem Licht nicht«, sagte ich, »die Beleuchtung geht jedesmal im psychologischen Moment aus.«
    »Zu schade«, antwortete sie, verschmitzt lächelnd. »Vielleicht kommt das, weil Sie bloß Vierteldollarmünzen spenden.«
    »Ach du meine Güte!« rief ich. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber ich sehe nicht, wo man hier größere Einsätze machen könnte.«
    »Ein Fünfzigcentstück, meinen Sie?«
    »Oder eine Zwanzigdollarnote«, regte ich an.
    »Darüber müßte ich mit der Geschäftsleitung sprechen«, erwiderte sie. »Spielen Sie die Automaten?«
    »Hatte ich, ja. Und Sie?«
    »Ich auch.«
    »Weshalb haben Sie aufgehört?«
    »Weshalb Sie denn?«
    »Weil mir die Landschaft in >Goldgräbers Traum< so gut gefiel«, versicherte ich.
    »Mir ging das Geld aus«, erklärte sie.
    »Vielleicht brauchen Sie etwas Glücksgeld?« fragte ich.
    »Vielleicht.«
    Ich rief eine der Wechslerinnen herbei und gab ihr wieder einen Fünfdollarschein.
    Meine neue Bekannte beugte sich näher zu mir und flüsterte: »Die Direktion duldet kein Anpumpen. Dieses Mädchen hat mich vorher allein hier gesehen, verstehen Sie. Auf Wiedersehen.« Dann verschwand sie in der Menge.
    Die Wechslerin, die mir die zwanzig Münzen gegeben hatte,