Von Fall zu Fall
wüßte, daß es ihm zusteht, und wenn er uns das schicken würde, dann...«
»Klar, klar«, beruhigte ich sie, »er würde es Ihnen nicht schicken, wenn er nicht wüßte, daß die Sache ganz einwandfrei ist. Deshalb rate ich Ihnen ja, das Geld auszugeben.«
»Aber, Mr. Lam, wenn irgend etwas dabei zweifelhaft ist — was es auch sein mag —, dann werde ich's auf keinen Fall ausgeben. Dann will ich's liegenlassen, damit wir's zurücksenden können.«
»An wen denn zurücksenden?«
»Na, an — an Amos, wenn das von uns erwartet wird.«
»Amos will Ihnen doch gerade zu verstehen geben, daß Sie es für Lebensmittel ausgeben möchten.«
Sie betrachtete mich grübelnd. »Wollen Sie mir weismachen, Sie wüßten, was Onkel Amos sich dabei gedacht hat?« fragte sie.
»Nein, ich möchte Ihnen nur sagen, daß ich weiß, was er sich höchstwahrscheinlich dabei gedacht hat.«
»Dann müßten Sie mit ihm gesprochen haben.«
»Ich kam eigens hierher, um Ihnen einen guten Rat zu geben«, erwiderte ich. »Ziehen Sie sich jetzt gleich zum Ausgehen um und beginnen Sie mit dem Einkäufen. Geben Sie ungefähr hundert Dollar von der Summe aus. Kaufen Sie viel Konserven, lauter haltbare Sachen, und Fleisch und Eier. Dann nehmen Sie das restliche Geld und bezahlen Sie die Krankenhauskosten, damit Sie sich operieren: lassen können. Tun Sie das noch heute. Also los!«
Eleanore Eden überlegte noch ein paar Sekunden, dann erhob sie sich rasch und fragte: »Ich soll also sofort die Einkäufe machen?«
»Ja, sofort... Und anschließend auch gleich die Krankenhauskosten bezahlen.«
Sandra kam dicht an meinen Stuhl. »Haben Sie Onkel Amos gesehen? Geht es ihm gut?« fragte sie.
»Es gibt einige Fragen, die ich nicht beantworten kann, Sandra, aber ich glaube, daß es Onkel Amos zur Zeit gut geht. Er könnte doch schließlich Gründe haben, weshalb er sich augenblicklich nicht mit euch in Verbindung setzen kann.«
»Sie meinen geschäftliche Gründe?«
»In gewisser Hinsicht, ja.«
»Vielleicht steht er in Kaufverhandlungen wegen Land, wo Erz gefunden wird, und die Leute sollen nicht wissen, wo er sich aufhält?«
»Tja, mein Kind, ob es nun gerade um Erz geht, weiß ich wirklich nicht, doch ich an Ihrer Stelle würde mir darüber nicht den Kopf zerbrechen. Ich glaube, vorläufig dürfen Sie ganz unbesorgt sein. Aber ich würde dafür sorgen, daß genug zu essen im Hause ist.«
»Werden Sie mit uns weiter in Verbindung bleiben?« fragte Mrs. Eden.
»Na sicher. Im übrigen wissen Sie ja, wer ich bin und wo Sie mich erreichen können. Nur müssen Sie auf jeden Fall nach mir persönlich fragen, und wenn ich nicht da bin, dürfen Sie keinem Ihren Namen oder Ihre Telefonnummer angeben, ist das klar?«
Sie nickte.
»Also«, sagte ich und reckte mich gähnend, »dann werde ich gehen. Ich habe viel Arbeit hinter mir und kaum geschlafen.«
»Arbeit in unserer Angelegenheit?«
»Wir haben viele Fälle in Arbeit«, antwortete ich lachend.
»Mr. Lam, wären Sie damit einverstanden, daß ich Ihnen von diesem Geld einen Betrag auf Ihr Honorar...?«
»Nein, wäre ich nicht«, erwiderte ich. »Außerdem sollen Sie vergessen, daß Sie mich kennen oder sich überhaupt an unsere Detektivagentur gewandt haben. Nur...«
»Aber ich kann doch nicht lügen!«
»Sollen Sie auch nicht. Das wird von Ihnen gar nicht verlangt. Einfach vergessen und nichts davon erwähnen — höchstens, wenn Sie dieserhalb verhört werden sollten. Wenn das geschieht, können Sie sagen, daß Sie uns keinerlei bestimmten Auftrag erteilt haben. Denken Sie daran, daß Sie selbst niemals in unserem Büro gewesen sind. Sandra kam zu uns und versuchte, die Firma zur Suche nach ihrem Onkel Amos zu veranlassen. Meine Partnerin aber, Mrs. Cool, erklärte, wir könnten uns damit nicht befassen. Das wissen Sie doch noch, Sandra?«
Sie nickte.
»Somit«, erklärte ich, »ist alles, was ich getan habe, rein freundschaftlich gewesen, und wenn jemand Sie fragen sollte, ob Sie Detektive engagiert haben, können Sie wahrheitsgemäß mit Nein antworten. Sie haben überhaupt niemanden engagiert.«
»Aber warum denn so geheimnisvoll? Weshalb sollen wir nicht die ganze Wahrheit erzählen?«
»Es gibt Zeiten, in denen es besser ist, keinem Menschen irgendeine Andeutung zu machen. Es könnte sich nämlich herausstellen, daß gerade der, zu dem Sie etwas sagen, ein Feind von Onkel Amos ist. Man könnte vielleicht versuchen, die Dinge so zu verdrehen, daß Amos darunter leiden
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