Von Fall zu Fall
Ich dachte mir, Sie wüßten das gern.«
»Danke schön«, sagte ich und legte auf. Dann wandte ich mich an Bertha: »Also, ich glaube, von hier ab kannst du den Fall übernehmen, Bertha. Es kommt jetzt nur noch aufs Schreiben der Rechnung an.«
»Wo willst du denn hin?«
»Nach Bakersfield und dann nach Reno.«
»Weshalb?« fragte sie argwöhnisch.
»Um den Mietwagen zurückzugeben, den ich in Bakersfield gelassen habe, und von dort unsere Geschäftskalesche abzuholen.«
»Einen Mietwagen?«
»Ganz recht.«
»Ruf die Leute doch an!« erwiderte Bertha. »Warum, zum Kuckuck, willst du die Zeit verpulvern und erst noch über hundert Meilen fahren — und weshalb hast du überhaupt einen Wagen mieten müssen, wie?«
»Um Zeit zu sparen.«
»Und wo ist unser Wagen?«
»In Reno, Nevada.«
»Was hattest du in Reno zu suchen, Menschenskind?«
»Ermittlungen in Sachen Beckley.«
Berthas Augen begannen zu funkeln. »Wieviel Spesengeld hast du verbraucht?«
»So ziemlich alles«, antwortete ich.
Bertha sah beinahe wie vom Schlag getroffen aus. »Das hätte ich ja wissen müssen!« rief sie. »Immerfort gehst du ja raus und holst dir Geld für Spesen, greifst alles Erreichbare und sagst mir, du willst abrechnen und den Rest zurückgeben. Ich habe, solange ich mich erinnern kann, noch nie einen Rest wiedergesehen.«
»Würdest du den Rest vom Spesengeld eines Klienten behalten«, fragte ich, »oder würdest du in diesem Fall Mrs. Beckley das nicht verbrauchte zurückgeben?«
»Sei nicht albern«, entgegnete Bertha. »Wir geben doch kein Spesengeld zurück.«
»Warum denn nicht?«
»Na, wenn du einen Auftrag übernimmst, bleibt ja nie etwas zum Zurückgeben übrig.«
»Aber du würdest es sowieso nicht zurückerstatten«, erwiderte ich. »Mrs. Beckley hätte tatsächlich ein Recht darauf — wenn etwas übriggeblieben wäre. Leider blieb aber nichts übrig.«
»Du willst also nach Bakersfield und dann noch nach Reno?«
»Hmhm.«
»Dann sieht's mit unserer Prämie aber nicht gut aus.«
»Ich habe den Anspruch auf Tagesspesen von der Stunde meiner Abfahrt an bis zur Rückkehr. Das vergiß nur nicht, wenn du die Abrechnung machst.«
»Gar nichts werde ich vergessen«, brummte Bertha. »Aber du hörst gefälligst auf, unsere Kasse zu leeren und noch mehr Spesengeld zu nehmen. Und daß du mir ja nicht in Reno spielst! Ich möchte wetten, du hast dort bereits einen Haufen Geld verspielt.«
»Ich? Nein«, antwortete ich.
»Du willst behaupten, du hättest in diesen Spiellokalen keinen Cent verspielt?«
»Doch, klar«, gab ich zu, »Ich habe Geld in einen Apparat eingeworfen, um mir >Goldgräbers Traum< anzusehen.«
»Um was zu sehen?«
»>Goldgräbers Traum.<«
»Was ist das für ein Traum, zum Kuckuck?«
»Du wirfst fünfundzwanzig Cent ein und blickst durch einen Sehschlitz. Da siehst du, wie die Dämmerung sich über die Wüste senkt, und dann erblickst du eine Frau, die nichts anhat außer einem lose gebundenen roten Seidentüchlein. Dann kommt auf einmal eine Brise, pustet das Tuch in die Höhe, und dabei geht das Licht aus.«
»Und für so was gibst du einen Vierteldollar aus?« fragte Bertha empört.
»Einen ganzen«, gestand ich. »Ich habe es viermal probiert, weil ich sehen wollte, ob sie nicht mal vergaßen, das Licht pünktlich auszuschalten!«
Ich schob mich geschmeidig aus der Tür und ließ Bertha vollkommen sprachlos zurück. Zum erstenmal war sie zu erbost und zu entgeistert, um einen Tobsuchtsanfall zustande zu bringen.
11
Ich kam nach Bakersfield und mußte lange warten, bis mein Freund, Vizesheriff Harvey Clover, mit seinem Gefangenen von Mojave her eintraf.
Dem Büro des Sheriffs stand ein Flugzeug zur Verfügung, und so hatten sie Amos Gage direkt nach Bakersfield gebracht.
Vorher aber hatten sie ihn in Mojave schon nach allen Regeln polizeilicher Routine auszuquetschen versucht.
Natürlich waren auch Reporter und Fotografen von der örtlichen Presse zugegen, auch Frank Malone, der mir befreundete Reporter von der Tribune in Los Angeles, der über den Fall für seine Zeitung berichten sollte.
Ich wohnte der Landung des Flugzeugs bei. Gage gab, als er mich entdeckte, kein Zeichen des Erkennens. Er blickte starr geradeaus. Der Sheriff und sein Stellvertreter ließen sich fotografieren, dann stellten sie Gage, dem sie beide Hände gefesselt hatten, damit er nicht mit dem Arm sein Gesicht vor den Fotografen verbergen konnte, vor die Kameras.
Während Gage ins
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