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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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verhandeln ist nicht einfach«, sagte er schließlich.
    »Sie gewinnen dabei mehr, als Sie geben«, stellte ich sachlich fest.
    Er blickte mich plötzlich an. »Bei dem, was ich Ihnen jetzt eröffnen will, folge ich den Instruktionen meines Mandanten und handle gegen meine eigene bessere Einsicht.«
    Ich schwieg.
    »Mein Mandant will sich schuldig bekennen«, begann James nach einer Weile.
    »Schuldig!?« rief ich.
    Er nickte bekümmert.
    »Schuldig welches Vergehens?« fragte ich.
    »Des Mordes.«
    »Ist das die Möglichkeit!« Ich war sprachlos.
    »Falls er sich schuldig bekennt«, fuhr James fort, »stehen seine Chancen fünfzig zu fünfzig, das heißt: ob er lebenslänglich bekommt oder zum Tode verurteilt wird.«
    »Nichts mit dem Staatsanwalt abgesprochen über Milderungsgründe bei freiwilligem Geständnis?«
    »Gage wünscht, daß ich dieserhalb mit dem Staatsanwalt verhandle.«
    »Daß er mit lebenslänglich davonkommt?«
    »Ich würde, wenn irgend möglich, versuchen, das zu arrangieren, aber nicht das ist es, was Gage am meisten am Herzen liegt.«
    »Sondern?«
    »Er möchte die Eröffnung des Verfahrens bis nach dem Ersten nächsten Monats hinziehen, denn an diesem Tage wird er fünfunddreißig, und wenn er bis dahin nicht wegen eines Verbrechens verurteilt ist, fällt ihm ein beträchtliches Vermögen zu.«
    »Was nützt ihm ein Vermögen, wenn er dann doch sterben muß?«
    »Die Frage habe ich ihm auch gestellt«, erwiderte James. »Er erklärte dazu, es sei sein Wunsch, einer Frau namens Eden das Geld zu geben. Wenn er ins Gefängnis kommt, will er ihr einen großen Teil davon übereignen, und wenn er zum Tode verurteilt wird, ihr testamentarisch das gesamte Vermögen hinterlassen — und außerdem hat er natürlich mir ein sehr anständiges Honorar zugesagt für den Fall, daß ich die Sache in seinem Sinne regeln kann und dafür sorge, daß ihm das Vermögen zufällt.«
    »Falls er sich aber doch nicht schuldig bekennen sollte und daher nichts mit dem Staatsanwalt besprochen wird?« fragte ich.
    »Dann entsteht eine ganz sonderbare Situation. Der Staatsanwalt hat's eilig mit dem Prozeßtermin, und ich kann wohl behaupten, daß ihm das Gericht dabei in jeder Weise behilflich sein wird. Man kann es direkt spüren, daß die Sache mit geradezu ungebührlicher Hast betrieben wird... Sie können sich gewiß schon denken, weshalb.«
    Ich nickte.
    »Na, was halten Sie von dieser Sachlage?« fragte James.
    »Falls er vor Gericht kommt«, erwiderte ich, »und verurteilt wird - meinen Sie denn, daß die Verurteilung noch vor seinem Geburtstag herbeigeführt werden kann?«
    »Nach meiner Überzeugung wird man das Verfahren so beschleunigen, daß das Urteil noch vor dem entscheidenden Geburtstag ge*
    I fällt sein dürfte.«
    »In diesem Falle bekäme er also gar nichts von dem Vermögen?«
    James nickte nur.
    »Und Sie dann auch nichts?«
    Wieder nickte er.
    »Erkärt er sich aber für schuldig, und es kann so hingedeichselt werden, daß der Prozeß bis nach dem Geburtstag dauert, dann werden Sie, vermute ich, ein beträchtliches Honorar bekommen.«
    Er nickte.
    »So an die fünfzigtausend?« fragte ich.
    »O nein, nein! So viel nicht!« wehrte er ab. »Um Himmels willen! Ich denke ja gar nicht daran, dem Mann einen so hohen Betrag anzurechnen, wenn ich in der ganzen Sache weiter nichts getan habe, als das Schuldbekenntnis für ihn einzureichen. Ein solches Honorar fände ich maßlos hoch.«
    »Aber Sie müßten ja noch dafür Sorge tragen, daß das Geld aus dem Treuhandvermögen rechtsgültig übereignet wird.«
    »Das dürfte keine Schwierigkeiten machen.«
    »Da kennen Sie den Treuhänder schlecht.«
    »Nun, darauf würde ich's ankommen lassen.«
    »Hätten Sie etwas dagegen, mir zu sagen, wie hoch Ihr Honorar ist?«
    Er ballte die großen Hände zu Fäusten, streckte die Finger wieder lang und stierte auf das Löschblatt. »Fünfunddreißig«, sagte er.
    »Fünfunddreißig wie?«
    »Fünfunddreißigtausend.«
    Ich schwieg eine Minute, um alles Gehörte zu verdauen. »Ihr Mandant will sich also schuldig bekennen«, erwiderte ich dann, »so daß er entweder ins Gefängnis oder in die Gaskammer kommt. Wenn Sie ihm nun nahelegen, Sie könnten die Sache beim Staatsanwalt entsprechend arrangieren und er solle sich schuldig bekennen, dann wären Sie um fünfunddreißigtausend Dollar reicher, ohne dafür viel geleistet zu haben. Käme es aber zum Prozeß, so hätten Sie viel Arbeit und sähen nachher wahrscheinlich

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