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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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hatte bedienen müssen. Es waren eine Menge Sportfischer unterwegs, deshalb war im Café Hochbetrieb. Pops wollte nicht beides, kochen und nebenbei noch bedienen. Das hätte er auch nicht gekonnt. So kam ich zu dieser Stellung. Ich dachte mir gleich: Lange wird es wohl nicht dauern, dann erfährt es auch Tom in Rommelly und kommt bestimmt angesaust. Er hätte sich Zeit genug für die Fahrt nehmen können, ohne den Dienst zu versäumen und seinen Posten zu verlieren... Also, wenn er's wirklich bereut hätte, hätte ich ihm verziehen und wäre zurückgekommen. So geht es nun immer. Er haut über die Stränge, und manchmal ertappe ich ihn dabei, manchmal nicht. Gewöhnlich merke ich es auch ohne Beweis — das kann eine Frau ja merken.«
    »Lügt er jedesmal nach solch einer Geschichte?«
    »Jedesmal.«
    »Dann gibt es wohl immer Streit, und Sie verlassen ihn dann?«
    »Vordem hatte ich ihn noch nie verlassen. Streit hatten wir, ja, und ich habe ihm gedroht, fortzugehen. Dann gab's wieder eine Versöhnung, und er versprach mir, es nicht mehr zu tun. Aber Frauen sind eben seine schwache Seite. Er bringt's immer noch nicht fertig, solide zu leben, aber im Grunde ist er ein prächtiger Kerl und... Na ja, Mr. Lamm, ich bin nun mal so verliebt in ihn, daß ich ihn nicht missen kann.«
    Ich erhob mich. »Hier ist meine Geschäftskarte. Für Sie ist der sicherste Platz in dieser Wohnung. Vergessen Sie, daß Sie mit mir gesprochen haben, und ich will das auch tun. Aber bleiben Sie jetzt, einerlei, was geschieht oder Ihnen zu Ohren kommen mag, auf jeden Fall hier. Lassen Sie sich nicht bange machen und in die Flucht jagen. Also: unbedingt hierbleiben.«
    »Wäre es nicht besser, wenn ich...«
    »Es könnte sonst alles noch viel schlimmer werden«, warnte ich. »Flucht beweist Schuldbewußtsein, und wer weiß, was man Ihnen alles anhängen wird. Solange Sie hierbleiben, kann nicht von Flucht gesprochen werden. Sie haben also nur, weil Sie über Ihren Freund wütend wurden, das Restaurant verlassen, in dem Sie tätig waren, verstanden? Und was taten Sie dann?«
    »Ich nahm denselben Weg, den Sie fuhren, die Steigung hinauf. Fünf Minuten nach Ihrer Abfahrt verließ ich schon das Lokal. Ich hatte Pops gebeten, alles ein bißchen im Auge zu halten. Ging also auf die Landstraße, hob den Daumen, ein Wagen nahm mich mit, und als Sie nach Rommelly hineinfuhren, waren wir dicht hinter Ihnen.«
    »Aufgehalten haben Sie sich dort nicht?«
    »Nein, der Mann fuhr bis Bakersfield durch. Dort tankte er, und dann ging's weiter bis Los Angeles.«
    »Die ganze Zeit fuhren Sie mit dem Fremden?«
    »Ja, die ganze Zeit. Es war eine ziemliche Nervenprobe. Er tätschelte mich, und ich mußte ein bißchen schöntun, damit er mir den Platz möglichst lange ließ. Ich sagte zu ihm, ich hätte in Los Angeles einen Freund, der mich erwartete, doch er sei mir lieber, und wenn er mich dort aussteigen ließe, wollte ich meinem Freund die Meinung sagen und mich nachher mit ihm wieder treffen. Ich glaube, der wartet jetzt noch auf mich.«
    »Weiter bitte.«
    »Ich nahm ein Taxi zum Flughafen, bestieg eine Maschine der United und kam hierher.«
    »Ein Beweis, daß die einfachste Tat und ihre sofortige Durchführung besser sind als alles Schikanieren.«
    »Sie meinen, das hätte ich bewiesen?«
    »Ich finde, ja.«
    »Also, ich muß schon sagen, Mr. Lam, Sie sind ein ganz prächtiger Mensch.«
    »Das sind Sie ja auch«, erwiderte ich. »Ihr erster Gang morgen früh führt Sie zu einem Rechtsanwalt, verstanden? Dem sagen Sie, Sie hätten ein Beweisstück in Verwahrung zu geben. Lassen Sie ihn in dem Glauben, daß es sich um eine Scheidungssache handelt. Sagen Sie, es sei noch nicht an der Zeit, ihn in Aktion treten zu lassen, er möchte Ihnen zunächst bei der Erhaltung des Beweisstücks behilflich sein. Dann zeigen Sie ihm den Spiegel mit den Lippenstiftflecken und bitten ihn, sein Handzeichen mit Datum neben das Ihre zu setzen, und zwar auf dem Streifen, den Sie über die Fingerabdrücke geklebt hätten. Veranlassen Sie ihn, den Spiegel in einen Umschlag zu tun, ihn zu versiegeln und in seinem Geldschrank zu verwahren.«
    »Und dann?« fragte sie.
    »Dann kommen Sie hierher zurück und setzen Ihr geregeltes Leben fort. Weiß Tom auch bestimmt nicht, daß Sie diese Wohnung haben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er ist niemals hiergewesen, und ich habe es noch mit keinem Wort erwähnt.«
    »Sie hatten die Wohnung schon die ganze Zeit, während er im Gefängnis

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