Von Fall zu Fall
Entschiedenheit abstreiten, aber der Beschuldigte hat ja in dem Lokal in Central Creek ganz in der Nähe des Telefons gesessen, als Beckley seine Frau anrief.«
»Wer kann das behaupten?« fragte ich.
James blickte mich an und rieb mit den Spitzen seiner Finger sein Kinn. »Tja«, sagte er, »da berühren Sie einen wunden Punkt. Die Polizei kann nämlich die Kellnerin nicht finden. Natürlich wissen Sie, und ich weiß es auch, daß der Angeklagte dort gewesen ist, aber die Frage ist, ob ihm das bewiesen werden kann.«
Rechtsanwalt James nahm wieder den Bleistift und setzte hinter die Zahl 2 ein großes Fragezeichen. Dann schrieb er eine 3 hin und machte seinen üblichen Kreis.
»In Carver City war der Angeklagte mittellos. Besaß keinen Cent mehr. Konnte sich nicht einmal eine Tasse Kaffee erlauben. Das hat er zu dem Tankwart gesagt. Und als die Polizei ihn festnahm, hatte er nahezu zwölfhundert Dollar in der Tasche. Es wird sich beweisen lassen, daß Beckley viel Geld bei sich trug, womit die Annahme, daß der Beschuldigte das Geld von Beckley hatte, starke Beweiskraft gewinnt.«
»Angenommen aber, er hätte es im Glücksspiel gewonnen?«
»Womit soll er denn Einsätze gemacht haben?«
»Er könnte ja einen Zehndollarschein gefunden haben«, gab ich zu bedenken.
»Könnte«, wehrte er ab, nicht gerade begeistert. Als er wieder zum Bleistift griff, klingelte das Telefon.
James sagte »Entschuldigen Sie«, nahm den Hörer und rief: »Hallo? Goodwin F James, selbst am Apparat... Ja, bitte, gleich zur Sache.«
Er warf mir einen Blick zu. Im Hörer gurgelten für eine Weile unklare Laute. James lauschte nur. Einen Moment verzog sich sein Gesicht, dann wurde es maskenhaft starr, während seine rechte Hand den Bleistift so heftig drückte, daß er durchbrach. Ärgerlich warf James die beiden Stücke in den Papierkorb und fragte ins Telefon: »Sie sind Ihrer Sache absolut sicher?« Eine Weile lauschte er wieder, dann sagte er: »Na, ich glaube, das reicht. Auf Wiederhören«, und legte auf.
»Ich vermute«, nahm ich das Wort, »daß Sie jetzt noch ein paar Nummern mehr auf Ihr Blatt schreiben müssen.«
Statt einer Antwort nahm er den Schreibblock, riß das Blatt ab, zerfetzte es und warf es in den Papierkorb.
»Was gibt's denn überhaupt?« fragte ich. »Ist es so schlimm?«
»Die Polizei in Reno hat den Autohof ermittelt, wo Amos Gage logierte«, erwiderte James. »Er hatte sich dort als Malcolm G. Beckley eingetragen und die Nummer des von ihm benutzten Wagens richtig angegeben: NFE 801. Er bezahlte das Logis für eine Woche und fuhr plötzlich ab, obwohl er noch zwei Tage guthatte. Der Geschäftsführer des Autohotels hat Gage nach einem Foto als seinen damaligen Gast genau wiedererkannt, so daß es darüber keine Zweifel gibt.«
»Und?« fragte ich. »Irgendwo mußte der Mann sich ja aufhalten.«
»Haben Sie denn nicht richtig verstanden? Er hat sich als Beckley eingetragen! Aber das Schlimmste dabei ist folgendes: Einer der anderen Gäste, eine Frau, hat gesehen, wie Gage hinter dem Gebäude mit der Schaufel ein Loch grub. Sie dachte sich anfangs nichts dabei, erinnerte sich aber daran, als die Polizei dort Erkundigungen einzog. Die Polizei fand die Stelle, wo Gage gegraben hatte, grub nach und... Was denken Sie, was sie da gefunden hat?«
»Was denn?« fragte ich.
»Malcolm Beckleys Armbanduhr hat man gefunden, ferner ein Reisescheckheft über fünfhundert Dollar, aus dem ein Scheck über fünfzig entnommen war, und — Beckleys Brieftasche mit seinem Führerschein und sämtlichen Papieren. Sie fanden auch seine Schlüssel und seinen Füllfederhalter mit seinem Namen in Goldprägung. Außerdem auf der Rückseite der Armbanduhr einen guterhaltenen Fingerabdruck! Durch ein entsprechendes Verfahren wurde schließlich festgestellt, daß der von Gage stammte.«
Ich saß da und schwieg.
»Im übrigen«, fuhr James fort, »haben sie die Kellnerin aufgespürt, die in dem von Dorothy Lennox geleiteten Café in Central
Creek gearbeitet hatte. Es ist die, die am Abend des Fünften im Café den Dienst versah, und sie erinnert sich, daß Beckley, Gage und die blonde Mitfahrerin hereinkamen und sich an einen Tisch setzten, an dem die Blondine und Gage in großer Hast Schinken mit Ei verzehrten, während Beckley ein Ferngespräch führte. Sie hat Gage nach einem Foto identifiziert und wird zwecks persönlicher Gegenüberstellung nach Bakersfield gebracht.«
James sah mich an, als habe er etwas gegessen, wovon
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