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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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keinen Cent Honorar.«
    »Meine eigene Position in dieser Angelegenheit hatte ich mir noch gar nicht so recht überlegt.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht!« widersprach ich.
    »Na, gut denn. Und wenn ich's mir überlegt habe — was ist denn daran Unrechtes?«
    »Nichts. Die Frage lautet: Womit ist Ihrem Mandanten am besten gedient?«
    »Er will unbedingt noch Gutes auf der Welt tun«, sagte James. »Er erklärte mir, wenn er auf sein bisheriges Leben zurückblicke, müsse er erkennen, daß er sich nie ernstlich bemüht habe, besser zu werden oder anderen Menschen zu helfen. Er habe die guten Gelegenheiten versäumt, die ihm geboten waren, und sei zum Quartalsäufer geworden. Das Gefängnis werde ihm eine gute Lehre sein, meinte er, und wenn er dann Geld hätte, um Gutes zu tun, könnte er zu einem wahren Wohltäter werden.«
    »Was hat der Staatsanwalt denn vor? Will er ihm die Möglichkeit lassen, erst nach dem Geburtstag mit dem Schuldbekenntnis zu kommen?«
    »Weiß ich nicht genau, habe aber das Gefühl, daß der Staatsanwalt einen Vorschlag in dieser Richtung in Erwägung ziehen würde.«
    »Aber angebracht haben Sie den Vorschlag noch nicht?«
    »Nein.«
    Ich saß da und beobachtete Mr. James aufmerksam. Er machte wieder Fäuste und ballte sie so fest, daß die Haut auf den Knöcheln weiß wurde.
    Endlich hob er wieder den Blick und sagte: »Wie stehen denn nach Ihrer Ansicht die Chancen für Gage?«
    »Chancen — in welcher Beziehung?«
    »Sie wissen doch, was ich meine — vor den Geschworenen.«
    »Wenn er seine Aussagen macht«, entgegnete ich, »wird er, auch wenn sie von anderer Seite bestätigt werden, doch nicht freigesprochen.«
    James nickte.
    »Andererseits«, fuhr ich fort, »besteht die Jury aus zwölf Personen. Nach meiner Ansicht hat er die Chance 1 zu 12, daß ihm geglaubt wird, vielleicht auch 2 zu 12.«
    »Sie meinen: eine unentschiedene Jury?«
    »So würde ich's jedenfalls einschätzen.«
    »Nun, das würde ihm nicht viel helfen«, überlegte James. »Er würde dann den ganzen verflixten Prozeß noch einmal durchstehen müssen, nachdem er...«
    »... ein reicher Mann geworden ist«, ergänzte ich.
    »Ja, so ist es«, bestätigte James.
    »Dann könnte er Ihnen ein gutes Honorar für Ihre Dienste bezahlen und könnte...«
    »Detektive engagieren«, fiel James eifrig ein.
    »Das habe ich nicht gesagt«, gab ich zurück.
    »Aber ich«, verkündete er mit Betonung.
    »Na, es war ja Gages Wunsch, daß Sie die Sache mit mir besprechen«, sagte ich, »und das haben wir ja nun ausführlich getan.«
    »Sie wären also nicht für ein Schuldbekenntnis?«
    »Um keinen Preis!«
    »Sie wissen, was dann auf dem Spiel steht, Mr. Lam?«
    »Klar weiß ich das. Man soll es ruhig darauf ankommen lassen.«
    »Es freut mich, daß ich diese Gelegenheit hatte, mit Ihnen zu reden.« Rechtsanwalt James rieb sich die Hände. »Ich werde Ihre Ansichten meinem Mandanten übermitteln.«
    »Was kann man denn eigentlich gegen den Mann Vorbringen?« fragte ich und setzte hinzu: »Bis jetzt?«
    »Eine ganze Menge«, erwiderte James.
    »Würden Sie's mir in großen Zügen erklären?«
    James ergriff einen Bleistift, umklammerte ihn mit seinen langen, kräftigen Fingern und zog ein Blatt Papier heran, auf das er die Zahl 1 schrieb und mit einem großen Kreis umgab.
    »Erstens«, begann er, »hat man Amos Gage ganz klar als den Mann identifiziert, der bei Kamps Tankstelle in Carver City erschienen war und von Malcolm Beckley mitgenommen wurde. Ein Punkt, der nicht bezweifelt werden kann, da der Tankwart sich die Nummer von Beckleys Wagen damals gleich notierte.«
    Ich nickte.
    James schrieb die Zahl 2 auf das Blatt und machte um sie auch einen Kreis.
    »Zweitens«, fuhr er fort, »hat Beckley in Central Creek haltgemacht und von da aus seine Frau wieder angerufen. Zuerst telefonierte er ja von Carver City mit ihr, das zweite Mal also von Central Creek. Beim ersten Anruf hatte er ihr mitgeteilt, er müsse noch bis Reno weiterfahren, während er ihr dann, von Central Creek, berichtete, daß er nicht nur den in Carver City aufgenommenen Mann im Wagen hätte, sondern außerdem noch eine blonde Frau, die auch per Anhalter reiste und die er im Wagen hinten placiert habe.«
    »Kann«, fragte ich, »der Staatsanwalt Beweise für diese Telefongespräche vorlegen? Sind sie andernfalls nicht als bloßes Hörensagen abzutun?«
    »Darin liegt allerdings ein gewisses Problem«, gab James zu. »Wir werden die Gespräche natürlich mit aller

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