Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
ihm sehr, sehr übel geworden sei.
    »Das sieht«, stellte ich fest, »ziemlich böse aus, zumindest 'für Ihre Interessen an dem Fall.«
    Nach einem Weilchen gab er sich einen Ruck und sagte: »Nun, wenigstens kann ich versuchen, eine Theorie aufzustellen...«
    »Da bin ich aber gespannt!«
    »Nämlich die, daß die mitfahrende Blondine die Mörderin ist, denn sie saß hinten und hatte die Gelegenheit — genauer gesagt: die einzige Gelegenheit—, den Mann am Steuer zu überwältigen.«
    »Und warum sollte sie das getan haben?« fragte ich.
    »Warum bringen denn sonst solche Anhalter einen Autofahrer um? Sie wollte den Wagen und das Geld haben.«
    »Nachdem sie ihn also umgebracht hatte... Sie wollen doch gewiß nicht behaupten, daß die Frau mit Gage zusammen den Mordplan ausgeheckt hat, wie?«
    »Selbstverständlich nicht. Dann wären sie ja beide gleichermaßen schuldig, und Gage würde in die Gaskammer wandern.«
    »Ach so«, sagte ich. »Demnach hat die Blondine allein die Tat geplant?«
    »Ja, ganz allein.«
    »Also hätte sie sich dann nach dem Mord plötzlich anders besonnen und das ganze Geld dem Gage ausgehändigt? Hätte ihm Beckleys Füllfederhalter, seine Armbanduhr und sein Reisescheckheft gegeben... Warum sollte sie das alles getan haben?«
    Rechtsanwalt James rieb sich wieder kräftig das Kinn.
    »Die Strafrechtspraxis, Mr. Lam«, sagte er nachdenklich, »ist für den Anwalt ein toller Beruf. Man kann ihn nicht aufgeben, sondern muß sich immer wieder kämpfend hineinstürzen — muß dafür sorgen, daß der Angeklagte vor Gericht zu seinem vollen Recht kommt und alle ihm zustehenden Rechte auch vor den Geschworenen wahrnehmen kann. Und dabei muß man sich ständig für die Sache des Mandanten begeistern können und muß fest an seine Schuldlosigkeit glauben.«
    Ich nickte.
    »So werde ich mich denn vor die Jury stellen und es dulden müssen, daß der Staatsanwalt mich zum Esel macht.«
    »Also wollen Sie gar nicht erst versuchen, mit ihm über milderne Umstände bei freiwilligem Schuldbekenntnis zu verhandeln?«
    »Kann mich beherrschen!« lehnte James ab. »Der Staatsanwalt würde sich auf gar keinen Vorschlag von mir einlassen. Er würde dem Angeklagten nicht mal fünf Minuten Zeit widmen, wenn der sich schuldig bekennt, sondern vom Richter das Todesurteil fordern.
    Falls Sie das noch nicht wissen sollten, Mr. Lam: Der Staatsanwalt in diesem Bezirk freut sich schon darauf, vor den Geschworenen zu stehen, ihnen Schritt um Schritt, Indiz nach Indiz, einen Mord beweisen zu können und das Urteil auf vorbedachten Mord zu erreichen. Mehr noch: Er wird sich anstrengen, dieses Urteil noch zu erwirken, bevor Amos Gage fünfunddreißig Jahre alt wird. Und dann werden ihm die Vorstände von einem halben Dutzend Wohlfahrtsvereinen auf die Schulter klopfen und ihm erklären, daß sie ihn mit wahrer Wonne unterstützen werden, wann immer sie ihn dadurch in seiner politischen Karriere fördern können.«
    »Was gedenken Sie nun zu tun?« fragte ich. »Wollen Sie's aufgeben?«
    »Aber nein«, erwiderte James, »das kann ich doch gar nicht. Wenn ich jetzt meinen Mandanten sitzenließe, dann würde das sofort als schlechtes Zeichen für ihn ausgelegt. Ich wünschte, ich wäre im Urlaub gewesen, als ich gebeten wurde, ihn zu vertreten — daß ich die Pocken gehabt hätte oder sonst was. Aber ich sagte zu, und nun führe ich's weiter.«
    Dem hatte ich nichts hinzuzufügen, und da er bei seinem Standpunkt blieb, erhob ich mich. Wir schüttelten uns die Hände, und ich empfahl mich.
     

14
     
    Ich jagte den Wagen unserer Agentur über die Gebirgsstraße abwärts in Richtung Los Angeles. Dort angekommen, fuhr ich geradewegs zum Büro, parkte den Wagen und ging gleich in Berthas Zimmer hinein.
    Bertha Cool schnurrte wie ein sattes Kätzchen. Sie strahlte mich mit beinah zärtlicher Miene an. »Donald, du freches Stück«, sagte sie liebevoll.
    »Was ist denn nun schon wieder los?« fragte ich.
    »Du hat es also mal wieder hingekriegt, wie?«
    »Was hingekriegt?«
    Bertha nahm ein paar Zeitungsausschnitte zur Hand. »Die Tribüne, Donald!« sagte sie. »Sieh nur, weich herrliche Reklame! Bündelweise.«
    Ich las, was Malone über unsere Detektei geschrieben hatte.
    »Der Sheriff des Bezirks Kern wird darüber nicht gerade entzückt sein«, erklärte ich schließlich, »denn es sieht ja hiernach so aus, als hätten er und seine Leute nichts weiter zu tun gehabt, als mir zu folgen und meine Ermittlungen stückweise

Weitere Kostenlose Bücher