Von Fall zu Fall
aufzusammeln.«
»Ach, was soll uns der Sheriff des Bezirks Kern kümmern«, rief Bertha. »Der schenkt uns doch keinen blechernen Cent. Klienten wollen wir haben, Donald — Kunden, Leute, die unseren Zahltisch mit Schecks dekorieren.
Und da fällt mir ein: Diese ganz reizende Mrs. Beckley ist hier gewesen. Das ist eine Frau, die sachlich und nüchtern denkt. Sie erzählte mir, sie würde sich natürlich ganz als trauernde Witwe benehmen. Sie sei zwar mit ihrem Mann ganz glücklich gewesen, aber letztlich doch zu der Einsicht gekommen, daß es noch genug andere Männer auf der Welt gibt... Und weißt du, was sie noch tat, Donald?«
»Was denn?«
»Sie fragte nach dir!«
»Wo ich wäre, ja?«
»Nein, nach deinem Befinden und nach deiner Person, du schlaues Füchschen. Wollte wissen, ob du verheiratet bist oder dich ernstlich für eine bestimmte Frau interessierst. Dann bezahlte sie ihre Rechnung und die Prämie und sagte, sie hätte noch eine Aufgabe für uns, aber darüber wollte sie lieber mit dir persönlich sprechen, weil du ja mit ihren Angelegenheiten so vertraut seiest... Also du mußt zu ihr fahren.«
»Was hat sie denn für Wünsche?«
»Es ist etwas im Anschluß an den ersten Auftrag. Aber jetzt, Donald, jetzt hat sie doch so viele Moneten! Paß mir ja auf, Bengel, daß sie dich nicht umgarnt! Daß du mir ja nicht Bertha und unsere Partnerschaft im Stich läßt! Die Beckley bringt's fertig und erfindet einen Grund, dich mit nach Europa zu nehmen als ihren Leibwächter oder so etwas.«
»Wäre dir das denn unangenehm?«
»Hm, na... Nein, solange es im Rahmen unserer Partnerschaft bleibt, wäre es nicht schlimm. Aber lauf mir ja nicht weg, falls sie womöglich mit dir allein ein Geschäft vereinbaren möchte. Wenn sie dir als Partner unserer Agentur Aufträge geben will, ist alles in Ordnung, dann kannst du mit ihr bis zum Südpol reisen, falls sie das wünscht.«
Das Telefon klingelte. Bertha beschrieb mit der brillantenbesäten Hand wieder einen glitzernden Bogen, als sie zum Hörer griff, und sagte: »Ja?« Dann furchte sie die Stirn und fragte: »Wer will ihn sprechen?«
Ich griff nach dem Hörer und sagte: »Ich will die für mich bestimmten Gespräche selbst annehmen, Bertha, wenn du nichts dagegen hast.«
Einen Moment klebte sie noch am Hörer, dann warf sie ihn mir fast zu. »Hier, nimm!«
»Hallo, hier Donald Lam.«
Sandra Eden war es. »Hier ist Sandra, Mr. Lam«, meldete sie sich. »Mutter möchte mit Ihnen sprechen. Können Sie eine Minute warten?«
Kurz darauf hörte ich Eleanores Stimme im Apparat: »Mr. Lam?«
»Ganz recht.«
»Wir machen uns ganz schreckliche Sorgen um Amos. Mr. Lam, kann man denn da gar nichts unternehmen?«
»Tja, das weiß ich nicht recht«, erwiderte ich.
»Unsere geldlichen Verhältnisse kennen Sie ja. Wir belästigen Sie wirklich sehr ungern, aber ich denke doch, daß für den armen Amos etwas getan werden müßte.«
»Ich setze mich später wieder mit Ihnen in Verbindung«, sagte ich kurz und legte auf.
Berthas eben noch so strahlende Augen schossen feindselige Pfeile. »Verflixt und zugenäht, Donald. Das war doch dies kleine, affige Quengelbalg mit dem Heulgesicht, das unsere Agentur zur Suche nach einem auf Sauftour gegangenen und danach vermißten Onkel einspannen wollte, stimmt's? Was machst du eigentlich, zum Donnerwetter? Hast du Zeit für Wohlfahrtsarbeit zu verschenken?
Ich muß dich ernstlich daran erinnern, daß wir Partner sind. Ich habe das Recht, zu verlangen, daß du so arbeitest, wie ich arbeite, und nicht unsere Dienste gratis zum besten gibst, bloß weil so ein spindeldürres, storchbeiniges Gör ein paar Tränen hinplinkert und dich treuherzig anglupscht. Die...«
»Die möchten jemanden haben, der ihren Onkel Amos findet«, unterbrach ich.
»Onkel Amos! Daß ich nicht lache«, schnaubte Bertha. »So ein Kerl, der mit ihrer Mutter in Onkelehe gelebt hat! Die Mutter hat sich ja geschämt, selbst herzukommen und zu fragen, was mit ihrem Brötchengeber passiert ist. Außerdem denkt sie gar nicht daran, von ihrem eigenen Geld auch nur einen Nickel dafür auszugeben. Deshalb schickt sie dies kleine Spinnenbein her, das uns allerhand blauen Dunst vormacht und feststellen soll, was mit dem Brötchengeber geschehen ist. Wenn ich glauben müßte, daß du so dämlich — daß du ein solcher Dussel und Tropf bist, auf so etwas reinzufallen...«
»Sie wollte ihren Onkel Amos finden«, unterbrach ich wieder. »Onkel Amos, kapierst du das
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