Von Fall zu Fall
nicht, Bertha?«
Bertha blinzelte. »Meinst du etwa, daß der Kerl, der Malcolm Beckley ermordet hat, derselbe... Na, da will ich einen Besen fressen!« Sie versank in Schweigen.
»Ein und derselbe.«
»Nun brat mir einer 'n Storch!« murmelte Bertha.
Ich ließ ihr Zeit, bis ihr Denkapparat wieder in Gang kam.
Plötzlich schüttelte sie den Kopf, als befürchte sie, schwindlig zu werden, und sagte: »Wie ist denn das nur möglich, Donald? Wie ist es möglich, daß eine Frau hierherkommt, die uns mit der Suche nach ihrem Mann beauftragt, und wenige Minuten später erscheint jemand anders, für den wir einen Onkel Amos suchen sollen — und dann stellt sich heraus, daß der Onkel Amos den Malcolm Beckley umgebracht hat! Und beide Fälle werden innerhalb einer Stunde in unsere Agentur getragen... Sag mir doch, was ich davon halten soll, Donald!«
»Daß es ein interessanter Fall ist«, antwortete ich. »Hast du die Nummer von Daphne Beckley zur Hand?«
»Hier«, sagte Bertha. »Ich hatte sie schon für dich bereitgelegt.«
Ich nahm den Zettel und wählte Mrs. Beckleys Nummer.
Nach Sekunden schon erklang ihre weiche, verführerische Stimme im Hörer.
»Hier ist Donald Lam.«
»Donald«, girrte sie, »ich bitte Sie, zu mir zu kommen, denn ich muß etwas mit Ihnen besprechen.«
»Ich bin aber zur Zeit außerordentlich beschäftigt«, wandte ich ein.
Berthas mit Brillanten bestückte Hände wiesen funkelnd zur Tür, zum Zeichen, daß ich mich fix auf den Weg machen sollte.
»Aber, Donald, für ein Weilchen werden Sie sich doch frei machen können«, flötete Daphne.
»Im Moment noch nicht. Wo brennt's denn?« fragte ich.
»Donald, haben Sie die Zeitungen gelesen?«
»Noch nicht alle.«
»Die haben ein Bild vom Mörder meines Mannes veröffentlicht.«
»Na, und?«
»Donald, als ich das Bild sah, bin ich zusammengezuckt! Ich dachte, es sei ein Bild meines Mannes — daß man vielleicht die Fotos verwechselt hat.«
»Sahen sich denn die beiden so ähnlich?« fragte ich.
»Ähnlich?« rief sie. »Zwillingsbrüder hätten sie sein können. Darum geht's jetzt bei dem, was getan werden muß, Donald.«
»Was sollte das denn sein?« fragte ich.
»Ich mag Ihnen das nicht am Telefon auseinandersetzen«, antwortete sie. »Mag es überhaupt nicht aussprechen, möchte nicht einmal daran denken — aber es könnte das tollste Schwindelmanöver sein, das sich denken läßt.«
»Wie meinen Sie das? Daß Sie selbst mir das falsche Foto gegeben haben, auf dem angeblich Sie und Ihr Mann zu sehen sind, während es Sie und Amos Gage darstellt?«
»Nein, nichts dergleichen. Halten Sie mich doch nicht für so dumm, bitte.«
»Also, was sonst?«
»Mein Mann könnte versucht haben, mir einen ganz bösen Streich zu spielen. Er könnte nämlich seine Ermordung nur vorgetäuscht und statt dessen seinen Mitfahrer getötet haben und mit der Blondine getürmt sein. Alles, was er seitdem getan hat, scheint darauf hinzudeuten, daß er seine Spur nach allen Seiten verwischen wollte. Diese Geschichte da, die ich im Rundfunk hörte: daß er seine Reiseschecks, seinen Führerschein und all die Sachen in dem Autohof in Nevada vergraben hätte... Aber daß da auch Geld vergraben worden wäre, davon hört man kein Wort. Er hat sich eben bloß der Papiere entledigt, die ihm gefährlich werden konnten, wenn er sie behalten hätte.«
»Wenn er versucht hätte, einen >falschen< Mord zu inszenieren, um die Versicherungsgesellschaft zu betrügen«, erwiderte ich, »hätte er diese Sachen doch nicht vergraben. Er hätte sie bei der Leiche des von ihm umgebrachten Mitfahrers gelassen. Außerdem hat man doch Fingerabdrücke genommen, und es sind einwandfrei die Ihres Mannes.«
»Nun ja«, entgegnete sie, »ich selbst finde meine Vermutung phantastisch. Jetzt, wenn ich es mich so erzählen höre, weiß ich, daß es völlig verrückt klingt, und doch... Donald, etwas ist faul bei dieser ganzen Affäre.«
»Und das wäre?«
»Ach, ich weiß nicht.«
»Wollen Sie mir Honorar bezahlen, damit ich's feststelle?« fragte ich.
»Das hatte ich unter anderem auch vor«, sagte sie. »Ich... ich möchte völlig sichergehen, Donald.«
»Wie sicher?«
»Völlig sicher. Donald, zu keinem anderen Menschen würde ich davon sprechen, aber Ihnen will ich's sagen, weil Sie so verständnisvoll sind: Malcolm war ein raffinierter Mensch. Es wäre ihm durchaus zuzutrauen, so etwas auszuhecken, um mich überwachen zu können. Vielleicht werde ich schon jetzt
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