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Von Feuer und Nacht

Von Feuer und Nacht

Titel: Von Feuer und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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gezwungen, eine Gruppe zurückzulassen. Die Rekruten hatten sich auf der Brücke des Manta verbarrikadiert und saßen dort fest.
    »Wir entdecken Geräusche der Zerstörung«, meldete der Klikiss-Roboter.
    »Die Menschen haben die Hoffnung auf ein Entkommen aufgegeben.«
    »Dann sind sie am gefährlichsten«, warnte Sirix. »Du musst die Brücke erreichen und sie überwältigen.«
    Er klickte mit seinen Scheren, um den Worten Nachdruck zu verleihen. Ein befriedigendes Gefühl. Seine Komponenten verfügten zwar über empfindliche Sensoren, aber es mangelte ihnen an der Sensitivität von biologischen Nervenenden. Trotzdem hatte er bereits das angenehme Gefühl erlebt, mit seinen Gliedmaßen Fleisch zu zerschneiden und Knochen zu brechen. Frisches warmes Blut war über sein schwarzes Ektoskelett geflossen. Seine damaligen Klikiss-Peiniger hätten ihre Freude daran gehabt.
    Er traf eine rasche Entscheidung. »Ich komme zu dir«, teilte er dem Klikiss-Roboter an Bord des Manta mit. »Wenn dort noch Menschen leben, helfe ich dir.«

56 ANTON CÓLICOS
    Sie flogen nach Hyrillka. Anton stand zusammen mit Yazra'h und Vao'sh im Kommando-Nukleus des Kriegsschiffs, und da er sich als Gast an Bord befand, achtete er darauf, nicht im Weg zu sein.
    Mehr als dreihundert geschmückte Schiffe entfernten sich von Ildira, beauftragt mit einer Mission des Vergebens. Das Kommando führte der einäugige Tal O'nh, nach Adar Zan'nh der ranghöchste Offizier der Solaren Marine. Von Vao'sh wusste Anton, dass der alte Kommandeur sein linkes Auge bei einer Explosion an Bord eines Kriegsschiffes verloren hatte, als er noch Septar gewesen war. Ein facettierter Edelstein steckte jetzt in der leeren Augenhöhle, und sein Glitzern erweckte eher Faszination als Mitleid. Anton vermutete, dass der Weise Imperator mit so vielen entsandten Schiffen auf seine Großzügigkeit hinweisen wollte, mit der er Hyrillka wieder in die Gemeinschaft des Ildiranischen Reichs aufnahm. Die Flotte sollte keine Strafe bringen, sondern Vergebung. An Bord der Schiffe befanden sich tüchtige Soldaten, talentierte Techniker und dringend benötigtes Ausrüstungsmaterial - und Erinnerer Vao'sh und Anton Colicos, die als Beobachter alles dokumentieren sollten.
    Nach den Schrecken von Maratha hatte Anton angenommen, dass sein Freund und Kollege Vao'sh nie wieder reisen würde, aber der ildiranische Erinnerer wollte feststellen, welche Schätze sich in den Gewölben unter dem Zitadellenpalast verbargen. Außerdem sollte ein Erinnerer zur Stelle sein, um vom Wiederaufbau auf Hyrillka zu berichten. Befreit von seinen Reisebeschränkungen fühlte sich Anton nach dem Verlassen von Mijistra wie ein Kind, dessen Stubenarrest zu Ende gegangen war.
    Die Flotte sollte nicht nur Hilfsgüter und Arbeitskräfte für den Wiederaufbau bringen, sondern auch den neuen Hyrillka-Designierten. Sein Name lautete Ridek'h, und er konnte nicht älter als dreizehn sein. Anton hatte Mitleid mit dem Jungen, der verunsichert mit ihnen im Kommando-Nukleus wartete. Ridek'h blieb immer dicht neben Yazra'h, die der Weise Imperator zu seiner Mentorin ernannt hatte. Der größte Teil ihrer Aufmerksamkeit galt jetzt dem Jungen, was Anton als eine gewisse Erleichterung empfand.
    Unter normalen Umständen waren die adligen Söhne des Weisen Imperators Designierte, dazu bestimmt, Welten des Ildiranischen Reichs zu regieren. Der rechtmäßige Hyrillka-Designierte war Pery'h gewesen - ein gut erzogener und nachdenklicher Mann, wie Anton gehört hatte -, aber Rusa'h hatte ihn zu Beginn seiner Rebellion ermordet. Nach der Niederschlagung des Aufstands war nun Pery'hs junger Sohn der Nächste in der Erbfolge. Normalerweise hätte der Knabe derartige Pflichten nie wahrnehmen müssen. Der vorzeitige Tod eines Designierten war sehr selten, und für gewöhnlich konnte ein Designierter-in-Bereitschaft jahrelang lernen, bevor er selbst in die Rolle des Regenten schlüpfen musste. Doch diesmal gab es keine Übergangsphase. Die Bürde des Amtes lag ganz plötzlich auf Ridek'hs Schultern und erdrückte ihn fast. Anton hätte nicht mit ihm tauschen wollen. Er zog es vor, am Rande des Geschehens zu bleiben und die Ereignisse zu beobachten.
    Ridek'h bombardierte Yazra'h mit Fragen, noch bevor sie das ildiranische System verlassen hatten. »Glaubst du, es wird so schlimm sein, wie man sagt?« Anton hörte zu, wie die Wächterin versuchte, den Jungen auf seine Aufgabe vorzubereiten. Yazra'h war keine Erzieherin, aber sie hatte eine

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