Von Feuer und Nacht
seinen Einfluss krochen die übrig gebliebenen Nema- toden zum eisengrauen Meer zurück und verschwanden in den kalten Tiefen.
Schließlich wagten sich überlebende Roamer aus ihren Verstecken. Verwundete stöhnten und baten um Hilfe. Jess' drei Onkel näherten sich.
»Ich verstehe nicht, was ich gerade gesehen habe«, sagte Caleb. »Und ich bin mir nicht sicher, ob ich Bescheid wissen möchte.«
Jess konnte nicht sprechen. Er hätte seine Mutter in ihrem eisigen Grab ruhen lassen sollen. Letztendlich trug er die Verantwortung für diese Katastrophe - weil er Karla Tamblyn aus dem Eis geholt hatte und nicht in der Lage gewesen war, die Wental-Energie in seinem Innern zu kon- trollieren.
»Es ist vorbei«, teilte Cesca den Roamern mit, als erinnerte sie sich an ihre Rolle als Sprecherin. Diese Roamer hat ten Cesca seit der Zerstörung von Rendezvous nicht mehr gesehen und wussten nicht, was mit ihr geschehen war. »Sie sind jetzt in Sicherheit und können damit beginnen, wieder Ordnung zu schaffen.«
Der alte Caleb ließ seinen Blick über das Chaos schweifen und blinzelte.
»Ordnung? Seit die Droger angreifen und die Große Gans mit der Jagd auf uns begonnen hat, ist nichts mehr in Ordnung.«
67 ANTON COLICOS
Als Tal O'nhs Kriegsschiffe Hyrillka erreichten, wurde der Transfer von Ausrüstungsgütern und Versorgungsmaterial zu einer enormen logistischen Aufgabe. Tausende ildiranische Techniker und Arbeiter kamen aus den gelandeten Schiffen, trugen Frachtbehälter und Werkzeuge - sie alle wollten sich sofort an die Arbeit machen.
Hyrillka war zweimal in die Knie gezwungen worden: einmal durch den Angriff der Hydroger, und dann durch den Wahnsinn des Designierten. Doch der Weise Imperator gab keine seiner Welten auf, auch wenn der Rest des Reiches gefährdet war.
Zu Beginn der Mission leisteten Anton und Vao'sh der Kriegerin Yazra'h Gesellschaft, die den jungen Designierten an Bord des Flaggschiffs ermutigte. Ridek'h hatte seine private Kontemplationskammer aufgesucht, um dort zu meditieren - oder um sich zu verstecken?, überlegte Anton -, bevor er sich seiner planetaren Verantwortung stellte. Tal O'nh gab Anweisungen für den Wiederaufbau, doch Ridek'h wartete ab und machte sich Sorgen.
»Ich bin bereits erschöpft, und wir haben noch nicht ein mal angefangen.« Der junge Ildiraner blickte aus einem Fenster des Kriegsschiffs.
Yazra'h beobachtete, wie sich die Isix-Katzen an Antons Beinen rieben, wandte sich dann an Ridek'h. »Ich bin begierig darauf, mit der schweren Arbeit zu begegnen, und du solltest es ebenfalls sein. Wir haben genug Zeit an Bord des Schiffes vertrödelt.« Sie beugte die Arme und ließ die Muskeln spielen. »Wir sind der Aufgabe gewachsen, Ridek'h.«
»Aber ich bin kein Arbeiter oder Kämpfer. Ich gehöre zum Adel-Geschlecht.« Yazra'h musterte ihn skeptisch. »Und deshalb bist du einer schwierigen Herausforderung gegenüber hilflos? Unsinn. Ich bin adlig geboren wie du, aber ich kämpfe besser als ein Soldat, und ich kann härter arbeiten als ein Arbeiter. Ich bringe dir bei, Hyrillka zu regieren.« Yazra'h warf ihr kupfer- rotes Haar zurück. Es entging Antons Aufmerksamkeit nicht, dass sie ihm einen kurzen Blick zuwarf, und er gelangte zu dem Schluss, dass sie ihn zu beeindrucken versuchte.
»Erinnerer Colicos und ich möchten gern so bald wie möglich auf Hyrillka landen«, sagte Vao'sh. »Damit wir den Beginn des Einsatzes beobachten können.«
»Müssen wir sofort auf den Planeten?«, fragte Ridek'h mit fast weinerlicher Stimme. »Hier ist alles angenehmer und ... organisierter.«
Yazra'h warf ihm einen scharfen Blick zu. »Haben es die Bewohner von Hyrillka angenehm und organisiert, Designierter Ridek'h? Dein Platz ist bei ihnen, damit du siehst, woran es ihnen mangelt.« Durch das große Fenster war nicht nur der Planet zu sehen, sondern auch andere Schiffe der Flotte im Orbit. »Sprich hier von deiner Unsicherheit, aber erwähne sie nie deinem Volk gegenüber. Die Bewohner von Hyrillka haben bereits genug Zweifel - füge ihnen keine weiteren hinzu. Sie werden Mut schöpfen, weil sie wieder einen Designierten haben.«
»Selbst wenn es ein so unerfahrener und unsicherer ist wie ich?« Yazra'h sah zu den beiden Historikern und überlegte, richtete dann die notwendigen Worte an den Jungen. »Was du jetzt fühlst, ist nur halb so wichtig wie das, was du vor deinem Volk zeigst. Gib dich so, wie es deine Rolle von dir verlangt: stark, tapfer und verlässlich.«
Anton
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