Von Feuer und Nacht
bei ihm zu gute Arbeit geleistet. Unter den derzeitigen Umständen brauchen wir gewiss niemanden, der uns Konkurrenz macht.
Peter hat die Kompi-Revolte zum Anlass genommen, in den Medien eine große Schau abzuziehen, ganz offensichtlich mit der Absicht, mehr Einfluss zu gewinnen. Zuvor hat er irgendwie die Nachricht von Estarras Schwangerschaft durchsickern lassen. Ich mag es nicht, wenn man mir die Entscheidungen abnimmt.« Basil schüttelte den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, mir einmal den stotternden, dummen König Frederick zurückzuwünschen.«
»Aber es ist alles gut ausgegangen, Vorsitzender.« Cain beharrte darauf, optimistisch zu sein. »Und er hatte recht in Hinsicht auf die Soldaten-Kompis. Es ist unlogisch, ihm das zur Last zu legen.«
»Dahinter steckt reine Opposition mir gegenüber. Je mehr Druck wir ausüben, desto weniger kooperativ ist er.«
»Vielleicht sollten wir es mit einer anderen Taktik versuchen«, erwiderte Cain. »Manchmal kommt man mit Druck allein nicht weiter.«
Diese Worte seines Stellvertreters schürten das Feuer des Zorns in Basil.
»Prinz Daniel ist meine neue Taktik.«
Als die Stimulanzien ihre Wirkung entfalteten, bewegte sich der Prinz, stöhnte und übergab sich. Die medizinischen Spezialisten eilten sofort herbei, säuberten und untersuchten Daniel. Die Finger des jungen Mannes zuckten, ebenso die Lider. Ein langes Ächzen entrang sich seiner Kehle. Er erbebte am ganzen Leib und würgte erneut, aber nach den vielen Wochen der intravenösen Ernährung war sein Magen praktisch leer.
Die Medo-Spezialisten ignorierten das Gespräch und konzentrierten sich ganz darauf, Daniel wieder zu Bewusstsein zu bringen. Der junge Mann stöhnte lauter und erwachte schließlich. Seine Haut war grau und feucht. Als er die Lider hob, reichte der Blick seiner blutunterlaufenen Augen ins Leere. Er starrte zur Decke empor, ohne sie zu sehen. Mehrmals blinzelte er, wie um Schreckensbilder zu verscheuchen. »Wo bin ich?«, brachte er quiekend hervor.
Basil beugte sich vor und sah streng auf ihn hinab. »Du befindest dich in einem Zimmer, in dem über deine Zukunft entschieden wird. Dies ist deine letzte Chance.« Er wandte sich an die medizinischen Spezialisten, nahm den unange nehmen Geruch von Erbrochenem und Arzneien wahr. »Alles dauert länger als erwartet. Wir sind in meinem Büro. Geben Sie uns Bescheid, wenn Daniel sauber und wach genug ist, um zu verstehen, was wir ihm sagen.
Ich bin sehr beschäftigt; lassen Sie sich nicht zu viel Zeit.«
Als ein Teil der Benommenheit verschwunden war, saß Daniel in seinem Bett und sah aus wie ein zweimal mit einer defekten Heizplatte aufgewärmter Tod. Er hatte einen metabolischen Schock aufgrund des langen erzwungenen Komas hinter sich und zehn Minuten geschrien, als er wieder zu sich gekommen war.
Basil hatte diese Unannehmlichkeiten nicht gesehen. Ihm ging es nur darum, dass sich Daniel an die Qualen erinnerte. Die Arme des jungen Mannes waren festgebunden gewesen, mehr zur Erinnerung an seine Hilflosigkeit als eine Vorsichtsmaßnahme, denn er war zu schwach, um Schaden anzurichten.
Als Basil, Cain und OX zurückkehrten, entsann sich der in Ungnade gefallene Prinz genau daran, womit er sich die Strafe eingehandelt hatte. Er war so dumm gewesen, den Befehlen des Vorsitzenden zuwiderzuhandeln, den Flüsterpalast zu verlassen und sich in der Öffentlichkeit wie ein hirnloser Narr zu verhalten. Dafür war er mit dem künstlichen Koma bestraft worden, mit endlosen Albträumen und dem Verfall des Körpers. Prinz Daniel würde nie vergessen, wie nahe er dem Tod gewesen war.
Der junge Mann bebte vor Furcht, als der Vorsitzende wortlos neben seinem Bett stand. Basil brauchte gar nichts zu sagen. Er drehte sich um, sah erst OX an und dann seinen Stellvertreter. »Mr. Cain, erinnern Sie mich daran, warum wir OX mitgenommen haben. In letzter Zeit hatten wir genug Probleme mit Kompis.«
»Sir? OX wurde Jahrhunderte vor den Soldaten-Kompis mit der Klikiss-Programmierung gebaut. Er stellt keine Gefahr dar.«
»Aber warum ist er hier?«, beharrte Basil.
»Weil wir ihn für diese Sache brauchen. OX wird sich alle Mühe geben, einen anständigen Prinzen aus Daniel zu machen. Glauben Sie mir, Vorsitzender, so ist es am besten.«
Daniel atmete schnell und voller Angst, als er zuhörte, wie ihm OX die gegenwärtige Situation der Hanse schilderte. Der Kompi gab ihm eine Zusammenfassung der Ereignisse, zu denen es seit Beginn des künstlichen Komas gekommen
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