Von Feuer und Nacht
Vater so schnell kapitulierte.
»Der Weise Imperator ist damit einverstanden?«, fragte Daro'h fast ungläubig.
»Nur auf diese Weise kann er das Reich retten«, sagte Udru'h schroff.
»Osira'h hat ihm dabei geholfen, dies zu erreichen.«
Osira'h sah das Lächeln ihres Onkels, und Übelkeit quoll in ihr empor.
»Warum wollte mein Vater, dass ich dies höre?«, fragte sie.
»Vielleicht glaubt der Weise Imperator, dass du dich über deinen Erfolg freust«, sagte Udru'h. »Vielleicht möchte er dir auf diese Weise zeigen, dass deine Arbeit und das Zuchtprogramm einen Sinn hatten.«
Osira'h musste sich zwingen, ihn nicht böse anzustarren.
Sie fühlte eine Verbindung in ihrem Kopf und wusste, dass sie immer noch die Möglichkeit hatte, mit den Hydrogern zu kommunizieren. Aber sie schirmte sich ab und weigerte sich, die Fremden aus den Tiefen von Gasriesen an diesen neuen Informationen teilhaben zu lassen. Sie hoffte, jene erschreckend fremdartigen Gedanken nie wieder berühren zu müssen. Wenn Udru'h Dinge vor dem Weisen Imperator geheim halten konnte, so war sie den Hydrogern gegenüber ebenfalls dazu imstande.
Osira'h wandte sich an Daro'h. »Du hast die Zäune einreißen lassen, Designierter. Du hast die Menschen des Zuchtlagers frei gelassen. Willst du ihnen jetzt mitteilen, dass der Rest ihres Volkes zum Untergang verurteilt ist? Oder lässt du sie fröhlich weiterarbeiten, bis die Hydroger kommen und sie alle töten?«
Daro'h hob die Hände. »Ich kann das, was die Hydroger vorhaben, nicht beeinflussen.«
»Es hat keinen Sinn, den Menschen etwas mitzuteilen, das sie nur beunruhigen würde.« Udru'h sah den Kurier an. »Ihr Schiff kehrt bald nach Ildira zurück, mit mir an Bord. Meine Arbeit auf dieser Welt ist getan, und der Weise Imperator braucht meine Unterstützung. Ich kann ihm bei schwierigen Angelegenheiten mit meinem Rat helfen.«
Als Dobros Dunkelheit die Ildiraner in ihre hell erleuchteten Unterkünfte zwang, versammelten sich die früheren Zuchtobjekte. Die Nachkommen der Burton-Siedler sprachen leise miteinander.
Das Gemeinschaftsgebäude war sauber geschrubbt und mit neuen Betten und Einrichtungsgegenständen ausgestattet worden. All die Männer, Frauen und ihre reinblütigen Kinder hatten nun die Möglichkeit, Gebäude außerhalb der ildiranischen Siedlung zu errichten. Sie konnten Familien gründen mit den von ihnen ausgesuchten Partnern - es ging nicht mehr darum, welche genetischen Muster am besten zu wem passten. Aber nur weil Daro'h die Zäune niedergerissen hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass die Menschen frei waren.
Osira'h wusste jetzt, dass ihre hoffnungsvolle Zukunft nur eine grausame Illusion war. Sie hatte versucht, an einem Rest von Optimismus festzuhalten, aber dann war es zu der befürchteten großen Enttäuschung gekommen. Die Botschaft des Kuriers kam dem Tropfen gleich, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der Menschheit stand das Ende bevor, und diese ehemaligen Gefangenen sollten wenigstens die Wahrheit kennen. Nach so langer Zeit.
Der neue Designierte hatte ihnen nie die geheimen Aufzeichnungen und Bilder vom riesigen Generationenschiff gezeigt, mit dem ihre Vorfahren von der fernen Erde gekommen waren. Diese Menschen wussten nicht, warum die Ildiraner ihrem Genpool menschliche Gene hinzugefügt hatten, in der Hoffnung, dass irgendwann ein telepathischer Mittler zur Welt kam. Und eigentlich war das ganze grausame Zuchtprogramm unnötig gewesen.
Meine Eltern haben durch Liebe erreicht, was Zucht und genetische Sklaverei nicht zu leisten vermochten.
Und wozu? Damit Osira'h bei der Auslöschung der Menschheit mithelfen konnte.
Selbst Nira hörte entsetzt zu, als ihre Tochter die ganze Geschichte erzählte und auch von Jora'hs jüngster Entscheidung berichtete. Die Nachkommen der ßurton-Siedler waren über viele Jahre hinweg missbraucht worden, aber jetzt erfuhren sie, dass man sie von Anfang an belogen hatte. Sie waren Werkzeuge, dafür benutzt, das Ende der eigenen Zivilisation herbeizuführen.
»Die große Frage lautet: Was machen wir jetzt?«, sagte Stoner.
»Wir sollten dem neuen Dobro-Designierten dankbar sein«, meinte eine ältere Frau. »Unser Leben ist viel besser geworden. Die anderen Dinge entziehen sich unserer Kontrolle.«
»Und das genügt?«, erwiderte Osira'h zornig. Sie sah die anderen an und versuchte, sie anzustacheln. Diese Leute waren in Gefangenschaft aufgewachsen und kannten nichts anderes als Zäune, Mühsal und Leid.
»Man wird
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