Von Feuer und Nacht
Reiches. »Wir müssen also mit dem zurechtkommen, was wir haben. Wie können wir die Solare Marine auf eine andere Weise nutzen?«
Sullivan beobachtete die ständige Aktivität im Kommando-Nukleus. Angehörige der Solaren Marine bedienten die Kontrollen der Konsolen, kamen und gingen. Auf der Brücke des ildiranischen Schiffs herrschte so reger Betrieb wie auf einer verkehrsreichen Straße.
»Ich habe mir Folgendes überlegt.« Tabitha biss sich auf die Unterlippe.
»Mir ist nur eine Möglichkeit bekannt, ein Kugelschiff der Hydroger zu erledigen, von den Waffen der Faeros mal abgesehen: Man muss es rammen, so wie es jener ildiranische Kommandeur gemacht hat. Sie haben nicht zufällig tausend leere Schiffe, die Sie dem Feind entgegen schleudern können, oder?«
Zan'nh hörte keinen Humor in diesen Worten. »Sie müssen nicht unbedingt leer sein. Die Solare Marine besteht aus sieben Kohorten. Als letztes Mittel werden wir unsere Kriegsschiffe auf die von Ihnen beschriebene Weise ver- wenden.«
Sullivan dachte daran, dass er in der Solaren Marine bisher nichts gesehen hatte, das sich auch nur entfernt mit Kompis vergleichen ließ. »Die Besatzungen Ihrer Schiffe sind sehr groß. Haben Sie keine automatischen Systeme, um bei einem Kampf die Verluste irgendwie in Grenzen zu halten?«
Der Adar schüttelte den Kopf. »Das Ildiranische Reich hat keine intelligenten Maschinen, Roboter oder kompetente computerisierte Helfer.
Das gehörte zu der Vereinbarung, die wir vor langer Zeit mit den Klikiss-Robotern schlossen.« Sein Gesicht war steinern. »Eine weitere schlechte Übereinkunft.«
»Alles muss per Hand erledigt werden?«, fragte Sullivan ungläubig.
»Es mangelt uns nicht an Arbeitskräften.«
Tabitha rollte mit den Augen. »Als sich Adar Kori'nh mit all den Schiffen dem Feind entgegenwarf... Hatte jedes von ihnen eine volle Crew an Bord?«
»Eine minimale Crew«, sagte Zan'nh. »Es gab keine andere Möglichkeit.« Sullivan fragte sich, wie viele Personen der Adar mit »minimal« meinte. Tabitha wölbte die Brauen. »Haben Sie jemals etwas von einem >Autopiloten< gehört?«
73 KOL KER
Hoch oben auf einem der Türme des Prismapalastes hatte der grüne Priester fast das Gefühl, im Blätterdach des Weltwalds auf Theroc zu sitzen. Seine Haut nahm das warme Licht vieler Sonnen auf.
Seit ihm im Raum des Weisen Imperators der Schössling genommen worden war, fand er an nichts mehr Freu de. Er hatte jede mögliche Verbindung mit dem Weltwald verloren. Der Schössling lebte nicht mehr. Der Weise Imperator war zweifellos ein Ungeheuer, und gewisse Anzeichen deuteten darauf hin, dass weiterer Verrat bevorstand.
Zahlreiche Schiffe zogen am Himmel über Mijistra ihre Bahnen. Es herrschte rege Aktivität - die ganze Bevölkerung von Ildira schien an einem großen Unternehmen beteiligt zu sein. In Gruppen formierte Angriffsjäger flogen komplexe Manöver. Normalerweise hätten Ildiraner den Himmels- paraden applaudiert, doch jetzt waren sie alle beschäftigt. Hoch im Orbit hatten die Tals Lorie'nh und Tae'nh damit begonnen, die Kriegsschiffe der Solaren Marine vorzubereiten, die zur Erde geschickt werden sollten. Sullivan, Tabitha und die meisten anderen gefangenen Himmelsminenarbeiter waren beschäftigt. Kolker hatte sich nie zuvor so allein und von allem getrennt gefühlt.
Der alte Ildiraner des Linsen-Geschlechts trat auf den Turm und leistete dem grünen Priester Gesellschaft, ohne dazu eingeladen zu sein. Kolker fragte sich, ob ihre Begegnung Zufall war oder ob Tery'l ihn gesucht hatte. Gemeinsam blickten sie über den Wald aus kristallenen Gebäuden. Kolker wollte in Ruhe gelassen werden, andererseits sehnte er sich nach einem Gespräch. Er wusste nur nicht, wie er mit diesem seltsamen, hyperreligiösen Ildiraner reden sollte. »Ich fühle mich allein«, platzte es aus ihm heraus. »Ich habe mich nie so allein gefühlt.«
»Ich bin nie allein.« Der alte Ildiraner blickte mit milchigen Augen zum Himmel hoch, obwohl der Sonnenschein so hell war, dass Kolker ihn nicht ertragen konnte, ohne zu blinzeln. »In meinem Alter werden die Augen neb- lig. Mein Sehvermögen lässt nach, und ich muss direkt in die Sonnen sehen, um ihr Licht zu empfangen. Doch die Lichtquelle bleibt hell in mir. Die Seelenfäden halten mich warm und zufrieden.« Mit einer knorrigen Hand tastete er nach dem schimmernden Medaillon am Hals. »Es stimmt mich traurig, dass Sie nicht das Thism fühlen können, Freund Kolker. Wenn Sie in der Lage
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