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Von Feuer und Nacht

Von Feuer und Nacht

Titel: Von Feuer und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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nung.«
    Osira'h sah ihn voller Abscheu an. »Jede Berührung, jedes Wort, das du an mich gerichtet hast, war wie der Stacheldrahtzaun, der das Lager umgab. Du hast mir auf die Schulter geklopft, um mir nach einer schwierigen Übung zu gratulieren, doch ich habe nur deine grausamen Hände gefühlt, die meine Mutter berührt haben.«
    Nira sah erst ihre Tochter an und dann ihren Peiniger. »Designierter Udru'h«, sagte sie mit vibrierender Stimme, »ich habe dich nie hassen wollen. Jora'h und ich waren glücklich im Prismapalast, aber das hast du uns beiden genommen.«
    Die Menschen waren zurückgewichen, aber noch immer voller Zorn.
    Osira'h hatte sie auf Trab gebracht, und jetzt suchten sie nach einem Ventil für ihre Wut. »Ich habe den Schmerz und die Demütigung meiner Mutter gefühlt!«, schrie Osira'h den Designierten an. »Wie kann ich das aus meinem Kopf vertreiben? Als du sie vergewaltigt hast, hast du mich vergewaltigt.«
    »Nein!« Udru'h schien von den Worten des Mädchens entsetzt zu sein.
    »Sie ist meine Tochter«, wandte sich Nira an den Designierten. »Wir waren miteinander verbunden. Sie hat gewusst, was du mit mir angestellt hast. Ich habe ihr alle meine Erinnerungen gegeben, in der Nacht, in der du dei- nen Wächtern befohlen hast, mich zu verprügeln ... als du allen anderen gesagt hast, ich sei tot.«
    Osira'h hob die Hände zu den blutigen Wangen und der Stirn des früheren Designierten. Hitze sammelte sich in ihrem Innern, und zwischen ihren Schläfen pochte es. »Ich kann dafür sorgen, dass Udru'h versteht. Er hat viel zu lernen.«
    Er blinzelte, sah sie überrascht und erleichtert an, als hoffte er, dass sie ihm verzieh. Aber das lag nicht in ihrer Absicht. »Osira'h, was...«
    Ihre Hände berührten ihn, drückten fester zu, und sie konzentrierte sich. Ihr Blick durchbohrte Udru'h, der sich versteifte. »Ich bin eine Brücke zwischen unterschiedlichen Spezies. Ich habe gelernt, mein Bewusstsein den Hydrogern zu öffnen.« Osira'hs Gesichtsausdruck erschreckte den ehemaligen Designierten. »Du sollst teilhaben.«
    Udru'h begann zu zittern und riss die Augen auf. »Genug!« Er hob schmerzerfüllt die Hände. »Es reicht.«
    Osira'h ließ ihn los, und der verletzte Mann wankte. Seine Augen waren glasig. Das Mädchen wandte sich lächelnd an seine Mutter. »Ich habe ihm alle Erinnerungen gegeben. Das ganze Leid, in allen Einzelheiten. Er weiß jetzt, wie es dir ergangen ist, Mutter.«
    Udru'h sah Nira mit einer neuen Art von Abscheu an.
    Osira'h wölbte die Brauen. »Vielleicht hätten wir ihn einfach töten sollen. Möchtest du das, Mutter? Würdest du dich dann befreit fühlen?«
    Die anderen zornigen Menschen hoben ihre Werkzeuge und riefen, doch Nira schien allein zu ihren Kindern zu sprechen. »Nein. Du kennst meinen Hass auf ihn, aber du weißt nicht, was ich mir wünsche. Hass kann nicht befreien. Du hast mir deine Brüder und Schwestern gezeigt und mich dazu gebracht, sie so zu akzeptieren, wie sie sind, sie nicht wegen der Umstände ihrer Geburt abzulehnen. Denk an deinen Bruder Rod'h. Udru'h ist sein Vater. Willst du dies auch Rod'h antun? Verdient er es zu sehen, wie sein Vater zu Tode geprügelt wird?«
    Osira'h war verwirrt und unsicher. »Aber ich habe dies für dich getan, Mutter! Was möchtest du?«
    Nira schien bereits darüber nachgedacht zu haben. »Ich möchte Veränderungen für diese Menschen. Wir sind jetzt stark genug, um sie zu verlangen. Veränderungen, Osira'h. Keine Rache. Rache und Gewalt sind leicht, aber sie hinterlassen einen Makel, den man nie wieder loswird. Das möchte ich nicht für dich, für niemanden von uns.«
    Sie zeigte auf den blutigen Udru'h, der auf dem Boden kauerte. »Fessel ihn, damit er nicht entkommen kann. An schließend bringen wir ihn zum neuen Designierten Daro'h. Er hat die Macht, dies alles zu beenden ... wenn er klug genug ist.«

79 NIRA
    Vor der Residenz des früheren Designierten liefen zornige Menschen durch die Siedlung. Die Ildiraner - Angehörige des Linsen-Geschlechts, Arbeiter, Bedienstete und Wächter - saßen in überfüllten Gemeinschaftszentren fest und konnten den sich ausbreitenden Flammen nicht entkommen. Schreie kamen aus den brennenden Gebäuden.
    Stoner und die anderen waren Nira zuerst vorausgeeilt und hatten damit begonnen, Nebengebäude, Lager und sogar ein medizinisches Untersuchungszentrum in Brand zu setzen. Ahnungslose Ildiraner waren daheim überrascht worden und verbrannten bei lebendigem Leib. Entsetzen

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