Von Feuer und Nacht
weiterhin den seltsamen Tanz am Himmel. Bisher zeigten die Hydroger keine Reaktion auf die Angriffsjäger.
Yazra'h zuckte mit den Schultern. »Es ist die Wahrheit.«
»Ein Kriegsschiff ist bereits mit Höchstgeschwindigkeit nach Ildira geschickt worden, um Bericht zu erstatten, aber wir haben noch keine Antwort vom Weisen Imperator erhalten«, sagte Ridek'h. »Vermutlich ist er mit anderen dringenden Angelegenheiten beschäftigt.«
Plötzlich setzten sich die drei Hydroger-Schiffe in Bewegung, drehten sich und glitten voneinander fort. Die Angriffsjäger der Solaren Marine wichen rasch zurück.
»Was passiert jetzt, Yazra'h?«, fragte Ridek'h. »Greifen uns die Hydroger an?«
Die Stimme von Tal O'nh ertönte aus dem Kom-Lautsprecher: »Notfall! An alle Kriegsschiffe: Bereitschaft. Designierter Ridek'h, etwas ist...«
Yazra'h wartete nicht, um den Rest zu hören. Sie packte den jungen Designierten, zog ihn vom Balkon und in den fragwürdigen Schutz des Zitadellenpalastes. Anton folgte ihnen, den Blick noch immer nach oben gerichtet.
Feurige Objekte rasten über den Himmel: zehn, fünfzehn, sogar noch mehr. Hell leuchtende Ellipsoide kamen von allen Seiten und hinterließen Rauchstreifen. Wenige Sekunden später, durch die Entfernung verzögert, donnerten Überschallknalle.
Anton erinnerte sich plötzlich an die neue Geschichte, die Erinnerer Vao'sh vor einigen Tagen erzählt hatte: Ein Großes Licht kam und kämpfte gegen den Feind.
»Die Hydroger können nicht fliehen!«, rief der junge Designierte. »Die Faeros kommen!«
Eine Art Feuerwerk schien stattzufinden: Feuerbälle rasten auf die Kugelschiffe zu. Die meisten flammenden Torpedos explodierten beim Aufprall und zerrissen die Hydroger-Kugeln.
Nach wenigen Sekunden war die feurige Salve vorbei, aber es grollte noch etwas länger am Himmel.
Die Kugelschiffe fielen und brachen dabei auseinander. Große Kristallsegmente stürzten auf Gebäude und zermalmten sie unter sich. Andere bohrten sich tief in die ver brannten Nialia-Felder. Schreiende Ildiraner liefen in alle Richtungen. Einige Faeros-Schiffe flogen über der Szene und schienen sich vergewissern zu wollen, dass der Feind wirklich geschlagen war. Dann sausten sie fort, stiegen auf, wurden zu kleinen Punkten und verschwanden.
Ridek'h wandte sich verblüfft an Yazra'h. »Sind die Faeros jetzt unsere Beschützer? Sie haben uns gerettet!«
Yazra'h beobachtete die sich auflösenden Rauchwolken. »Vielleicht haben sie uns gerade in große Schwierigkeiten gebracht.«
91 NIRA
Nira zweifelte nicht daran, dass der Weise Imperator die Unruhe auf Dobro zum Anlass nehmen würde, selbst nach dem Rechten sehen - sie wartete auf ihn. Sie wünschte sich sehr, ihn wiederzusehen, ihm in die Augen zu blicken und etwas über seine wahren Motive zu erfahren.
Große Anspannung erfasste sie. Nira blickte auf ihre schwieligen grünen Hände. Jahrelang hatten diese Finger in Erosionsschluchten nach Opalknochen-Fossilien gegraben. Abgeschnitten vom Kontakt mit den Weltbäumen hatte ihre Seele gelitten. Sie war von dem Mann fortgebracht worden, den sie liebte, und später hatte man ihr auch die Kinder ge- nommen. Schließlich hatte Udru'h sie allein auf einer Insel ausgesetzt. Bei der Flucht von jener Insel war Nira gewachsen und stärker geworden. Sie hatte durchgehalten, immer wieder einen Fuß vor den anderen gesetzt und sich am Leben festgeklammert.
Jora'h würde bald eintreffen.
Osira'h wirkte nach dem Aufstand desorientiert und schien nicht ganz zu verstehen, wie das alles geschehen konnte und welche Rolle sie dabei gespielt hatte. Manchmal, wenn sie sich von ihrer Mutter unbeobachtet fühlte, sah sie wirklich wie ein Kind aus. Doch diese Aura aus Unschuld umgab sie nie lange.
Osira'h schien jetzt den Blick ihrer Mutter zu bemerken und lächelte seltsam. »Vielleicht haben wir die Dinge zum Besseren verändert. Der Weise Imperator kommt.«
»Ja, er kommt.« Niras Kehle war wund vom Rauch in der Luft und dem vielen Rufen. Sie war bereit - und zutiefst verunsichert.
Als sich das Kampfboot der Solaren Marine vom Himmel herabsenkte und der junge Designierte aus dem beschädigten Gebäuden trat, wo er Trümmer beiseitegeräumt hatte, erfasste neue Furcht die Menschen. Aufgeregt eilte Nira zu den früheren Grenzen des Zuchtlagers und der Landezone. Ihre Kehle war trocken, und das Herz klopfte heftig. Sie beobachtete den Shuttle, erinnerte sich dabei an Jora'hs Augen, sein weiches, lebendiges Haar, seine warmen
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