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Von Feuer und Nacht

Von Feuer und Nacht

Titel: Von Feuer und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Menschen kamen aus den Ruinen der Siedlung, als erwarteten sie, dass der Weise Imperator ein Urteil sprach. Unbehagen erfasste sie, und als Jora'h den Kopf drehte, sah er den früheren Dobro-Designierten, der sich ihm langsam näherte. Ange hörige des Mediziner-Geschlechts hatten seine Wunden verbunden, und Flecken zeigten sich in seinem Gesicht. Udru'h sah aus, als wäre er unter einer Felslawine begraben worden und hätte sich selbst aus ihr herausgegraben. In seinen Augen lag etwas Gehetztes, insbesondere als er Nira ansah. Er wagte es nicht, Osira'hs Blick zu begegnen.
    Zwei Wächter begleiteten ihn, aber er stützte sich nicht auf sie und ging aus eigener Kraft, wenn auch sehr mühsam. Der frühere Designierte lehnte Hilfe ab, wollte keine Schwäche zeigen. Entschlossen trat er dem Weisen Imperator gegenüber und grüßte ihn förmlich. »Herr, ich bin bereit, jede Strafe hinzunehmen, die du mir auferlegst.« Er sah sich um und schien noch immer nicht glauben zu können, dass all die Dinge, die ihm so viel bedeutet hatten, in Trümmern lagen. »Die Saat für diesen Aufruhr wurde ausgebracht, lange bevor Daro'h nach Dobro kam. Ihn trifft keine Schuld.« Nira stand starr wie eine Statue, und Jora'h fühlte ihren Zorn auf Udru'h - seine Präsenz erfüllte sie mit Ekel. Osira'h hingegen lächelte. Der Weise Imperator wusste, was sein Bruder mit Nira ihm Rahmen des Zuchtprogramms angestellt hatte. Er konnte ihre Reaktion verstehen.
    Und doch ... War der Dobro-Designierte nicht von den Plänen seiner Vorgänger gefesselt gewesen, so wie auch Jora'h? Als Jora'h von den Plänen des alten Weisen Imperators und Udru'hs Bereitschaft erfahren hatte, sie auszuführen, hatte er sie beide verabscheut. Er hatte den Zuchtexpe- rimenten sofort Einhalt gebieten wollen, aber als er selbst zum Weisen Imperator geworden war, hatte er sich dazu nicht imstande gesehen. Und für Udru'h wäre es ebenfalls unmöglich gewesen.
    »Die Verbrechen auf Dobro begannen vor Jahrhunderten«, sagte Jora'h laut genug, damit ihn alle hörten. »Ich konnte sie ebenso wenig beenden wie mein Vater. Auch der Designierte Udru'h war dazu nicht in der Lage. Jetzt ist endlich alles vorbei, und mir obliegt es, mit den Konsequenzen all der jahrhundertealten Experimente fertig zu werden. Die Hydroger stellten mich vor eine unmögliche Wahl, und ich suche noch immer nach einer Antwort. Nira, Osira'h, bitte kehrt mit mir nach Mijistra zurück. Lasst uns gemeinsam versuchen, eine Lösung zu finden.«
    »Alle meine Kinder müssen mitkommen«, sagte Nira und deutete auf die vier anderen Mischlingskinder. Jora'h nickte.
    »Ich könnte dich ebenfalls begleiten, Herr«, krächzte Udru'h. »Um dir zu helfen.«
    »Nein. Du bleibst hier. Menschen und Ildiraner werden Dobro so wieder aufbauen, wie sie es für richtig halten. Du bist Teil dieses Vorgangs. Ich kann dich nicht bestrafen, die Bewohner dieser Welt schon.« Der frühere Designierte versteifte sich, erhob aber keine Einwände. Jora'h sprach zu den Menschen. »Über Generationen hinweg hat man Ihnen gesagt, was Sie tun sollen. Von jetzt an werden Sie für sich selbst entscheiden.«
    Die menschlichen Zuhörer wirkten beunruhigter als der frühere Designierte. Udru'h zeigte keinen Trotz und versuchte auch nicht, sich zu rechtfertigen. Er akzeptierte sein Schicksal ohne Furcht. »Ich bitte nicht um Gnade, Herr.« Er richtete einen kühlen Blick auf Nira, und ein Schatten fiel auf sein Gesicht, als er Osira'h ansah. »Ich weiß, was diese Leute von mir denken, und ich weiß genau, was ich euch angetan habe, aber ich bin kein reuiger Sünder. Ich habe nur getan, was unsere Weisen Imperatoren für unser Überleben als notwendig erachteten.«
    Daro'h wandte sich an sein Volk. »Ich schlage vor, wir erlauben dem früheren Designierten, sich von seinen Verletzungen zu erholen, während wir die Feuer löschen und die Trümmer wegräumen. Das gibt uns Zeit, darüber nachzudenken, ob nicht genug Blut vergossen wurde.«
    Jora'h senkte die Stimme und sprach nur zu Osira'h und Nira. Der Glanz in seinen Augen bekam etwas Feuchtes. »Es wird Zeit, dass ich euch ein Versprechen anbiete anstatt einer Lüge. Ich werde nicht aufgeben; ich habe nicht vor, dein Volk zu verraten, Nira, um meins zu retten. So etwas ist nicht akzeptabel.« Er holte tief Luft und schien Kraft zu brauchen für das, was er sagen wollte. Jora'h wusste, was passieren würde, wenn er sich den Hydrogern widersetzte, doch er begriff: Noch schlimmere Dinge konnten

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