Von Feuer und Nacht
aktiven Dienst zurückkehren. Eine Zeit lang hatten sie ein Ausbildungslager in der Antarktis verwaltet, aber nach der Revolte der Soldaten-Kompis sah sich die TVF gezwungen, selbst alte Offiziere wie die Brindles in den Fronteinsatz zu schicken. Natalie befand sich jetzt an Bord eines Manta, der im Sonnensystem der Erde patrouillierte.
Trotz seines Alters war Conrad noch immer zu Missionen wie dieser imstande. Seine Reaktionen ließen nichts zu wünschen übrig, auch wenn sie nicht mehr ganz den Erforderungen eines Kampfes entsprachen. Und verdammt, er wollte etwas tun. Da er ein Scoutschiff fliegen konnte, hatte er die Anweisung erhalten, einen Erkundungsflug nach Qronha 3 zu unternehmen. Versteckten sich die vermissten Rammschiffe irgendwo in der Nähe, oder waren sie fortgeflogen? Admiral Stromos Manta war bei der Kompi-Revolte verloren gegangen, und das ungelöste Rätsel kam für die TVF einer offenen Wunde gleich. Selbst eine negative Antwort wäre eine Antwort gewesen.
Robbs Freundin Tasia Tamblyn war zusammen mit den sechzig Rammschiffen verschwunden. Als Conrad allein durch die Leere des Alls flog, erinnerte er sich mit gemischten Gefühlen an sie. Natalie und er waren ihr nur einmal be gegnet, bei einem Besuch der jungen Frau im antarktischen Ausbildungslager. Conrad entsann sich daran, sie an jenem Tag in einer Kuppel empfangen zu haben, die einen weiten Blick über die Eislandschaft gewährte. Kerzengerade und steif hatte sie dagestanden, das Gesicht blass, von einer schweren Bürde belastet. In eine Paradeuniform gekleidet hatte sie die Nachricht von Robbs Tod gebracht. Es war der schlimmste Tag in Conrad Brindles Leben gewesen.
Später hatte er zusammen mit Natalie an einer von der früheren Vorsitzenden Maureen Fitzpatrick organisierten Expedition nach Osquivel teilgenommen, um dort ein Ehrenmal zu errichten. Dabei waren sie überraschenderweise auf eine Roamer-Basis gestoßen und hatten dreißig TVF-Überlebende gerettet. Robb war leider nicht unter ihnen gewesen, was Conrad auch nicht erwartet hatte. Hoffnung spielte eine wichtige Rolle im Leben eines Soldaten, aber Pragmatismus war noch wichtiger.
Als er sich nun dem Gasriesen näherte, sah er nichts als gewaltige Wolkenbänder und Sturmzonen. Conrad wusste, dass sich darunter die Hydroger und ihre Kugelschiffe verbargen. Er hoffte, dass sein Scout klein genug war, nicht ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Er justierte seine Transceiver auf die spezielle Frequenz, die ihm die Hanse genannt hatte, schaltete die Verstärker ein und lauschte. Offenbar gab es auf irgendeinem der Rammschiffe eine Überwachungskamera. Wenn die großen Schiffe nicht zerstört, sondern entführt worden waren, und wenn die Kamera noch immer sendete, so konnte er sie vielleicht vom passiven in den aktiven Modus umschalten. Admiral Stromo hatte etwas empfangen; möglicherweise war auch Conrad dazu imstande.
Die Kom-Schirme des kleinen Cockpits zeigten Statik, doch dann veränderte sich das Muster und deutete auf die Präsenz eines Signals hin. Conrad hielt nach Kugelschiffen Ausschau, als er tiefer ging, und plötzlich erschienen Bilder auf den Schirmen - unglaubliche Bilder.
Menschen! Und sie befanden sich tief unten im Wolkenmeer von Qronha 3. Was machte der Feind mit ihnen? Conrad benutzte Filter-Algorithmen, um Störungen zu beseitigen und die Bildschärfe zu verbessern. Verblüfft stellte er fest, dass eine der abgehärmten Gestalten in den Tiefen des Gasriesen niemand anders war als Tasia Tamblyn. Sie war an Bord eines Rammschiffs gewesen - wie konnte sie jetzt dort unten sein? Hatten die Hydroger sie gefangen genommen?
Das Bild wechselte, und Conrad schnappte nach Luft. Ein Vater würde das Gesicht seines Sohns stets erkennen, auch wenn Jahre der Gefangenschaft es verändert hatten. Robb lebte!
Aufregung erfasste ihn. Am liebsten hätte er Robb zugerufen, dass sie irgendeine Möglichkeit finden würden, ihn zu retten.
Zwei Kugelschiffe kamen aus den Tiefen und näherten sich. Er war entdeckt! Als die beiden Hydroger-Kugeln immer schneller wurden, huschten Conrads Finger über die Kontrollen, und das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er musste entkommen, der Erde Bericht erstatten und die TVF dazu bringen, eine Rettungsmission einzuleiten. Sein kleines Schiff war unbewaffnet. Ihm blieb nichts anderes als die Flucht.
Als Conrad beschleunigte und sich vom Planeten entfernte, kam ein Manta-Kreuzer aus dem interplanetaren Raum. Für einen Augenblick dachte er, dass man
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