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Von Feuer und Nacht

Von Feuer und Nacht

Titel: Von Feuer und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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kam. Es war immer ... einfach geschehen. Sie wusste nicht, wie sie eine Verbindung erzwingen sollte.
    Sie ergriff Jora'hs Hand, ohne die Augen zu öffnen, und Tränen quollen unter ihren Lidern hervor. Sie schöpfte Trost aus der Berührung, obgleich sie wusste, dass es zwischen ihnen kein mentales Band wie jenes geben konnte, das sich im Thism zwischen dem Weisen Imperator und seinem Volk spannte. Er konnte ebenso wenig eine Verbindung mit ihr herstellen wie sie mit dem toten Holz.
    Plötzlich fühlte Nira etwas, wie einen Funken Elektrizität. Es war weit, weit entfernt, aber es existierte.
    Fest schloss sie die Hand und drückte Jora'hs Finger. Die Berührung schien irgendwie zu helfen. Der ferne Funke wurde heller, und von einem Moment zum anderen spürte Nira ein winziges Echo ihrer selbst tief im Weltbaumholz. »Was ist?«, fragte Jora'h.
    Nira antwortete nicht, blieb konzentriert und bohrte ihre Erinnerungen ins dicke Holz. Dieser Baum mochte tot sein, aber alle Weltbäume waren miteinander verbunden. Verwundert blickte sie auf ihre freie Hand hinab, deren Finger über die verbrannten Kanten des Holzes gestrichen waren, und sie glaubte zu spüren, wie Blutsaft in Bewegung geriet. Etwas veränderte sich, und irgendwie hatte ihr Jora'hs Verbindung mit dem ildiranischen Thism geholfen. Ein ehrfürchtiges Seufzen kam von ihren Lippen - sie hatte einen neuen Weg geschaffen!
    »Bitte ... halt mich«, flüsterte sie kaum hörbar, presste beide Hände ans Holz und versuchte, den Kontakt zu intensivieren. Jora'h legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Ich spüre Veränderungen, Jora'h ...« Er hielt sie fest und verstärkte dadurch die Verbindung.
    Aber es lag nicht allein am Telkontakt oder dem Weisen Imperator und seinem Thism. Etwas Neues und Unglaubliches geschah mit den Verdani - mit ihnen allen. Auf Theroc erwachte ein tiefer Teil des Weltwald-Bewusstseins. Gedanken reckten sich nach oben, sprangen zum Nachthimmel hoch. Nira wusste nicht, was diese neue Aktivität des Welt- walds ausgelöst hatte, fühlte aber, wie sich ihre Auswirkungen im ganzen Spiralarm ausbreiteten.
    Der Holzbrocken in ihren Händen bewegte sich. Ein kleiner Buckel bildete sich, platzte auf... und zum Vorschein kam ein frischer Keim. Nira beobachtete, wie daraus ein kleiner Blattwedel wurde. Wie war das möglich? Das tote Holz erwachte zu neuem Leben, durch sie! Der Blattwedel war kaum so lang wie ihr Zeigefinger, aber er genügte.
    Nira berührte ihn, und sofort war die Verbindung mit dem Weltwald da. Endlich!
    Sie schnappte nach Luft, schwamm plötzlich in einem verblüffenden Informationsstrom und fasste all das zusammen, was in den letzten acht Jahren mit ihr geschehen war. Und dann übermittelte sie ihr Wissen, begleitet von zahlreichen Bildern schmerzvoller Erinnerungen. Anschließend wussten alle grünen Priester und die Weltbäume überall im Spiralarm Bescheid.

105 BENETO
    Beneto war immer Teil der Bäume gewesen, zu seiner Zeit als Mensch ebenso wie nach der Absorption durch den Weltwald. Seit der Wiedergeburt auf Theroc zeigte er dem Wald, was es bedeutete zu gehen, sich zu bewegen und zu leben. Die Verdani verstanden das menschliche Wesen jetzt viel besser als vorher; sie wussten nun, was es hieß, ein unabhängiges Individuum mit allen dazugehörenden Emotionen zu sein.
    Und auch Beneto verstand viele Dinge. Der Weltwald hatte ihm ein neues Leben gegeben, ihn als Sprecher und Mittler wieder auferstehen lassen, mit einem Verständnis, dessen Tiefe ein gewöhnlicher grüner Priester nicht erreichen konnte. Die Bäume hatten ihm auch eine zweite Chance in Hinsicht auf sein Leben und seine Familie gegeben. Jetzt war er bereit, den Preis zu zahlen, um den ihn der Wald bat.
    Im Innern des Verdani-Schlachtschiffs opferte sein hölzerner Körper sogar die menschliche Gestalt. Er war wieder verwurzelt. Seine Hände verschmolzen mit dem lebenden Holz, das auch Wental-Wasser enthielt. Die Beine wurden Teil des Baumes, und er sank tief in den wirbelnden Strudel der Maserung.
    Doch während er in die Struktur des riesigen Baumschiffes hineinwuchs, bewahrte er auch einen Teil von sich. Unmittelbar nach der Wiedergeburt war Benetos Verbindung mit der Welt und seiner geliebten Familie schwach gewesen. Zu jener Zeit hätte er nicht gezögert, sich zu opfern. Jetzt fühlte er den Verlust bis in seinen Kern, bis in sein Herz. Und die Weltbäume fühlten ihn ebenfalls. Er würde es vermissen, lebendig zu sein...
    An Bord der anderen neu gewachsenen

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